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Art Brut

Bang Bang Rock'n'Roll

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4 OHREN - 2 MEINUNGEN


Christian Ihle gibt


Sebastian Gloser gibt


Yeah. Art Brut. Bang Bang Rock And Roll oder: How to win friends & influence people allein mit Bandnamen und Albumtitel. DIY-Ästhetik steht auf den Bannern, für die Art Brut durch die Straßen ziehen. Nicht nur, dass man sich nach Dubuffets Kunstströmung benannt hat, die explizit nur jenen vorbehalten sein sollte, die außerhalb jeglichen Kunstestablishments agieren (Gefängnisinsassen und mental Kranke waren Dubuffets personal favourites), Nein die erste Single “Formed A Band” war auch gleich Kampfansage schlechthin: der Anspruch „We’re gonna write a song as universal as Happy Birthday, that makes sure everybody knows that everything is going to be OK, we’re going to take that song and we’re going to play it eight weeks in a row on Top of the Pops.“ wird darauf genauso in die Welt geschrieen wie „And yes, this is my singing voice, it’s not irony, it’s not Rock’n’Roll, we’re just talking to the Kids / we formed a band, look at us, we formed a band”. Dabei ist Eddie Argos der beste monobrow-Frontmann seit Liam G, aber im Gegensatz zu ihm down with us: da werden Hände gereicht, da wird angespornt, uns der Geist des Punk entgegenbrüllt. Bang Bang Rock’n’ Roll eben. Wer in seinem Leben Platz für Wire und The Fall hat, der wird keine Sekunde zögern diesen textlich cleveren, sometimes witzigen und doch jederzeit agitatorisch sensationellen Bastard in seine Arme zu nehmen und spätestens bei „Emily Kane“, wenn The Undertones für die Melodie vorbeischauen, sein Herz öffnen. Ob The Strokes gedisst werden (“I can’t stand the sound of the velvet underground / I can’t stand that sound, the second time around”), die Jungen und Mädchen, die Pete-Worshipper dieses Planeten vor der Zelebrierung des fuckin-waster-tums gewarnt werden (“Stay Of The Crack!”) oder endlich wieder der lebensverändernden Kraft des Rock’n’Roll gehuldigt wird („My little brother just discovered Rock’n’Roll / he’s only 22 and he’s out of control“) - zuviel Gutes passiert in diesen knapp 35 Minuten als dass man von allem erzählen könnte. Eine der besten Platten des Jahres. Keine Frage. Und jetzt alle: Raus aus dem Haus, rein in die Garage, Band gründen!

Bei der aktuellen Flut an britischen Post-Punk Bands fällt es zwischendurch recht schwer den Überblick zu behalten. Die Formel, die bereits von manchen Kritikern ausgegeben wird, ist dabei sicher nicht richtig. Maximo Park = Futureheads = Kaizer Chiefs = The Rakes = Art Brut. So einfach kann man sich das nicht machen, denn bei all den Ähnlichkeiten gibt es deutliche Unterschiede zwischen den genannten Bands - auch in Sachen Qualität. Klar, auch bei Art Brut werden die Textzeilen wieder mit ordentlich Akzent rausgerotzt und Ohrwürmer am laufenden Band produziert, ob das aber ausreicht, um die Konkurrenz zu toppen? Im Gegensatz zu Maximo Park geht das Quintett mit dem intelligenten Namen deutlich punkiger zur Sache. Weniger Style, mehr frecher Sprachwitz. Dazu ein herausstechender Bass, der eher an IKARA COLT erinnert, als an die neue Brit-Welle. Wer die Lockerheit der Libertines mag, könnte auch an Art Brut Gefallen finden, sollte aber bedenken, dass diese zwölf vorliegenden Songs deutlich weniger Halbwertzeit haben, als die Lieder der Kollegen. Hype schreit es aus dem Wald, die nächste Tour ist sicher gut besucht, aber ob in zwei Jahren noch jemand Art Brut hinterher trauert? Ein Werk wie „A Certain Trigger“ von Maximo Park hat viel mehr Tiefe, die Kaizer Chiefs sind ein Stück reizvoller und die Futureheads waren leider zuerst da. Aber wer weiß, vielleicht überholen Art Brut auch ganz locker auf der rechten Spur. Knaller-Songs wie „My little brotther“ oder der Überhit „Emily Kane“ sind dafür sicher gut geeignet, trotzdem müssen Art Brut im Vergleich erst mal hinten anstehen.

Spielzeit: 32:26 / Post-Punk


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