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Decemberists, The

Picaresque

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Kanada spuckt mal wieder ein Meisterwerk aus, das, ähnlich wie schon Arcade Fire’s „Funeral“ seine Spannung vor allem aus der Verbindung Alt-Neu zieht. Anders als bei den unzähligen New-Wave-Rock’n Roll Bands aus England legt man hier Wert auf Weltbilder, antikem Schönklang und mitreißender, emotionaler Folk-Musik. Das dritte Album der Kanadier ist eben das: ein Meisterwerk. Und es hat alles, was ein Meisterwerk braucht: die Melodien, die nie verbraucht oder beliebig klingen, die Gitarren, die sich gekonnt durch Geigenwände und Chöre bewegen, und immer wieder Colin Meloy’s Stimme, die sich in ihren schwächsten Momenten noch immer anhört, als sänge ein atheistischer Prediger vor einem wilden Haufen ungezügelter Hippies.
Produziert hat das ganze Chris Walla, seines Zeichens Gitarrist bei Death Cab for Cutie, und man möchte ihm auf Knie dafür danken. Denn die Atmosphäre, die haben die Decemberists nicht zuletzt ihm zu verdanken. Dennoch: hier stehen die Songs. „Eli, The Barrow Boy” zum Beispiel. Ein vertontes Gedicht, wie es Bob Dylan kaum besser hätte geschrieben haben können. „“Would I could afford to buy my love a fine robe / Made of gold and silk Arabian thread / She is dead and gone and lying in a pine grove / And I must push my barrow all the day” heisst es da. Die Gitarre legt den Boden dazu aus, das Akkordeon sorgt für den Sprit.
Und so bewegt sich dann auch ganz „Picaresque“ durch fast eine Stunde Musik.
Alles ist so unangestrengt, dass es eine Freude ist. Wieder ein Musiker-Kollektiv, von dem man noch mehr Heldentaten wird erwarten können. Mit Sicherheit!

Bewertung: 9 von 10 Punkten / Spielzeit: 53:08 / hymnischer Indie-Folk-Pop

Robert Heldner


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