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Stereo MCs

Paradise

stereo_MCs

Stereo MCs. So würden wahrscheinlich heute viele Leute gerne ihre Band nennen, wäre der Name nicht schon besetzt. Könnte gut der neueste UK-Hype sein, würde es die Stereo MCs nicht schon seit den 80iger Jahren geben. Und Nein, ich werde mich nun nicht den Kollegen anschließen, die zur Zeit gebetsmühlenartig wiederholen, wie wichtig und stilprägend die Stereo MCs sind. Warum immer das Gedöns aus dem Pressetext übernehmen, wenn man selbst nicht dabei war, als die beiden Typen aus Nottingham gerade derbe steil gingen und eine Stilrichtung mitbegründet haben, die später dann TripHop genannt wurde und bis heute tanzbaren Hip Hop verkörpert. Anno 1990 und 1992 war es, als der Durchbruch mit den Alben „Supernatural“ und „Connected“ kam und erst 2000 gab es das Comeback. Wozu also diese Lobpreisungen, wenn man damals mit zarten sechs Jahren mit guter Musik eigentlich noch gar nichts am Hut hatte und höchstens mal zwischendurch Stromgitarren gut fand und gerade lernte, wie man G-r-u-n-g-e buchstabiert. Aber Schluss mit dem ich-bezogenen Mist, kommen wir zum hier und jetzt, denn das kann man bewerten. Ob man dazu allerdings wirklich die Legitimation hat, die neue Platte „Paradise“ zu bewerten, wenn man den Stereo MCs-Backkatalog nicht kennt, ist eine andere Frage. Zwölf Songs animieren zum Tanzen, zum Zurücklehnen und mal wird das spannender gestaltet, wie beim Opener „Warhead“ oder „I feel you“ und manchmal kommt schon etwas Langeweile auf. Auch wenn das musikalisch andere Baustellen sind: Mike Skinner und The Streets haben im Moment die besseren Texte, Hard-Fi hauen uns im Moment die Hits um die Ohren, irgendwie knallt das hier zu wenig. Klar, wie Rob Birch und Nick Hallam hier mit den Genres jonglieren ist bewundernswert. Dance und Funk, mal mehr elektronisch, dann wieder mit Betonung auf Rap und dazwischen kommt auch mal der Blues durch, immer wieder unterstützt von weiblichen Vocals. Schön arrangiert und doch verlieren sich die Tracks zu oft im Nirgendwo. Für diese Platte muss man in Stimmung sein oder in der Disco stehen oder Auto fahren oder vielleicht doch kiffen, aber das war ja noch nie ein Kriterium. Schön ist an der Platte, dass sie loslassen kann, relaxt und entspannt klingt, doch da liegt auch das Problem, denn so klingen manche Songs nicht nach „loslassen“, sondern nach „gehen lassen“ und zu wenig Biss.

Bewertung: 6 von 10 Punkten / Spielzeit: / TipHop

Sebastian Gloser


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