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Cocorosie

Noah's Ark

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CocoRosie klingen noch immer wie eine merkwürdige Mischung aus verstaubten Spirituals, Gospel, Badezimmer-4-Spur-Musik und entrückter Elektronik. Im Gegensatz zu ihrem 2003er Debüt "La Maison de mon reve" haben die Schwestern Bianca und Sierra Casady diesmal jedoch noch ein bischen mehr Weltentrücktheit hinzugefügt. An manchen Punkten dieses Werkes erscheint einem die ganze Musik wie ein einziges Deja-Vu. Nicht, weil man die Musik schonmal gehört hat. Es ist eher dieses flaue Gefühl im Magen, als atme der Raum, in dem man sich befindet, die Geschichte eines anderen Menschen. Oder, um es im plakativen Sinne auszusprechen: als sei man tot und die Musik seien die Nachwehen des Lebens. Zu esoterisch? Zu absurd? Dann haben sie eindeutig noch nicht CocoRosie gehört. Abgesehen von den fickenden Pferden und Zebras und Einhörnern auf dem Cover (es ist eine Kinderzeichnung!!!) lebt in diesem Album die Weltentrücktheit. Man vergisst tatsächlich ein wenig die Zeit, wenn zu sparsamen elektronischen Beats, Mandolinen, akustischen Gitarren und Klavier die beiden bemerkenswerten Stimmen der Casady-Schwestern auftauchen. Natürlich wurde auch bei "Noah's Ark" nicht auf die obligatorischen Kinderspielzeuge verzichtet. Auch nicht auf die gesunde Portion Folk-Anleihen. Aber ob man das ganze noch Folk nennen darf, das sei dahingestellt. Zwar sind Songs wie "Tekno Love Song" oder "South 2nd" echte Highlights, sowas wie kleine Hitperlen auf dem Album. Aber im ganzen ist das ganze etwas zu verworren und versponnen, um gänzlich zu begeistern. Die Akzente setzen die Casadys zwar, jedoch viel zu ungenau. Wie lange sich das Konzept des Konzepts eines Konzept für CocoRosie noch halten läßt, lässt sich nicht vorhersehen. Die Gefahr besteht aber, dass sich bald alles in mystischer, räucherstäbchengeschwängerter Luft auflöst. Das wäre schade, denn gute Songs im verzauberten Gewand, das kann die Musikwelt gut gebrauchen!

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 44:32 / LoFi-Elektro-Folk


Robert Heldner


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