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Ampl:tude

Auf hören

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Futuristisch oder zumindest sehr modern ist die Musik, die aus dem Umfeld der beiden Berliner Labels Sinnbus und Loobmusik (Delbo und Klez.e) kommt. Das fängt bei den Bandnamen an, zieht sich durch die oft merkwürdigen Song- und Albumtitel und endet bei der Musik, die gerne abseits von jedem ausgetrampelten Pfad wandelt. Könnte man jetzt denken, dass es sich hier um Musik handelt, die sich höchstens völligen Nerds erschließt. Aber dem ist nicht so, die Bands bringen ihre Werke, die irgendwo im Kosmos von Elektronik und Indierock verwurzelt sind, auf den Punkt und könnten definitiv ein breiteres Publikum ansprechen, wären da nicht die üblichen Schranken in Köpfen, Hörgewohnheiten und dem ganzen Musikapparat. Aber Schluss damit, schließlich geht es hier eigentlich um das zweite Album von Ampl:tude „Auf hören“, welches allerdings alle oben genannten Komponenten vereint. Unterstützt von den Labelkollegen Seidenmatt hat man ein wunderbares Elektronik-Album gebastelt und erfreulicherweise möglichst Live aufgenommen. Das merkt man auch, die Songs klingen frisch und lebendig und nicht nach monatelangen Nachtschichten, in denen Freaks jedes Detail am Computer erstellt haben. Tanzbar ist das zu meist, manchmal verträumt und schwelgerisch, selten zu verkopft und abgedreht. Der Soundtrack zu einer Zugfahrt inklusive ewig aus dem Fenster Landschaften betrachten oder für den Tanzabend mit Freunden - allerdings eher im Wohnzimmer, als im großen Club. Fröhlich holpert es hier vorwärts und lässt schmunzeln wie bei den Musterbeispielen „Greif zu Hase“ oder „Kwirli“. Wie war das mit den kruden Songtiteln? Wunderschön auch „Stehen und liegen lassen“ oder das finale ausufernde „#berg“, welches einen schwelgen lässt und melancholisch in andere Welten bringt. Gute Alben zeichnen sich ja oft dadurch aus, dass sie nicht nur Fans des Genres ansprechen. Das tut „Auf hören“ definitiv, allerdings werden die einen vielleicht den Tiefgang vermissen, den andere Musik ihnen bietet und anderen wird dieses Album vielleicht zu wenig ausgeflippt sein. Muss man nicht lieben, darf man aber gerne!

Bewertung: 7 von 10 Punkten / Spielzeit: 49:10 / Elektro

Sebastian Gloser


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