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Ikaros

Speak Music

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Harter Tobak, den uns die Herren von IKAROS da vorlegen. Dem ein oder anderen dürfte deren Mastermind David Lehnberg noch aus Leiah-Zeiten bekannt sein, die ja recht erfolgreich hierzulande waren.

Die Musik der vier Jungs orientiert sich am alten Sound und kratzt zudem schwer an der Ausnahmeerscheinung The Mars Volta - und daran muss sich „Speak Music“ auch in Anspruch und Wirklichkeit messen lassen. Auffallend und anstrengend zugleich ist unerwartetermaßen nicht der gewollte Brei aus Elektrospielereien mit Synthesizer, frickelnden Gitarren und teilweise rohen Drums. Nein, als Problem stellt sich bei mir schon das gleichermaßen charakteristische wie kopflastige Stimmorgan des jungen Schweden dar, das genau da bremst, wo man eigentlich in die Klangwelten eintauchen sollte. Diese sind zwar geschickt arrangiert: Wabernde und treibende Soundwälle mit verspielten Gimmicks, ausufernd und kurzatmig zugleich. Der beste Track (eben nicht Song) des Albums „Teeth“ dürfte hier als gutes Beispiel stehen, der trotz seiner zwölf Minuten Spielzeit bei der instrumentalen Fernreise den musikalischen Spannungsbogen gespannt hält. Hier kommt der gewünschte Effekt zu tragen, denn ab einem gewissen Punkt wird das Hirn abgeschaltet und die Kontrolle von außen übernommen.

Während die Vocals bei The Mars Volta noch zum abgefahren-psychedelischen Konzept (Konzept?) gehören, schaffen Ikaros es aber leider im weiteren Verlauf des Albums nicht, das gleiche Hörerlebnis zu erzeugen. Oder bei Logh: Da dienen die Vocals nur als Katalysator, der eigentliche Drive liegt in den Soundgerüsten. Ikaros wirkt da zum Teil aufgesetzt und zu sehr gewollt, kreative Spontaneität scheint hier nicht als Mittel zum Zweck gedient zu haben. Die sperrigen aber dennoch leicht zu entschlüsselnden Melodien rücken durch die eindringlichen, teils verzerrten Vocals - die sicherlich auch Geschmackssache sind - und den fehlenden Gesamtkonzept noch etwas weiter vom Hörer ab.

Vielleicht braucht es auch ein paar mehr Umläufe, aber trotz guter Ansätze zündet „Speak Music“ nicht - auch wenn der letzte Track „Bob und Rock“ noch einmal mit Harmoniebögen im Ausklang versöhnen will. 

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 55:27 / Psychedelic Rock

Bastian Streitberger


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