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Why?

Elephant Eyelash

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Dank seiner bärenstarken EP "Sanddollars" hat es Yoni Wolf alias Why? im Frühjahr diesen Jahres geschafft, mich gierig auf den angekündigten Longplayer warten zu lassen. Immer wieder rotierten die acht Songs (deren Titeltrack hier ebenfalls wieder vertreten ist) in meinem Player und die Vorfreude auf das Album wurde schier unerträglich. Nun ist "Elephant Eyelash" endlich da... und enttäuscht zu keiner Sekunde. Im Gegenteil, meine Verzückung ist sogar noch größer. Denn der Clouddead-Aktivist macht einmal mehr alles richtig, wenn er seine HipHop-Roots ein weiteresmal höchst selbstbewusst gen Indie oder Singer-Songwriter-Klängen verlässt. Die eigenwillige Phrasierung seines Sprechgesangs ist als eine von ganz wenigen Bezügen in Richtung Rap bzw. der Herkunftsszene noch vorhanden und beispielsweise im großartigen Opener "Crushed Bones" nachzuhören. Doch der Großteil der restlichen elf Tracks erzählt im (indie-)poppigen Gewand kurzweilige Geschichten (manche mögen es sogar Poesie nenne) mit großer Gestik und kleinen, schiefen Gemeinheiten. Die teils skizzenhaften Songaufbauten vermengen sich mit detailverliebten Arrangements und treffen in den Refrains auf wunderbare Melodien, die mit der eigenwilligen Singstimme des Protagonisten etwas überraschend eigenes kreieren. Darunter auf den ersten Blick unscheinbare Popperlen wie "The Hoofs"; denn meist versteckt sich viel mehr hinter den Kompositionen, als der erste Höreindruck erahnen lässt. Das Copy-and-Paste Frontcover-Artwork deutet somit zwar soundtechnisch auf die richtige Fährte; doch Yoni Wolf und seinen Kollegen gelingt es, den halb-analogen, halb-elektronischen Songkonstrukten auf wunderbare Weise Leben einzuhauchen. Am Ende entstand so eine kleine, verschrobene Sensation, die sich mein Prädikat "Lieblingsplatte" ganz defensiv erschlichen hat.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:00 / Indiepop

Michael Streitberger


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