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Turner

Slow Abuse

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„Statistically / Statistically / Loneliness isn’t possible“ singt Turner in “Irritated”. Und dazu schwelgt er in Mollakkorden traurig mit seiner leicht schiefen Stimme. Die Welt kann so traurig sein. „Slow Abuse“ wird seinem Namen gerecht. Nicht, weil die Musik etwa so grauenhaft wäre, dass der Hörer sich missbraucht fühlt. Nein, Turner alias Paul Kominek öffnet mit seinem mittlerweile vierten Album den Grenzbereich zwischen Elektronik und Songwriter-Pop, jene dunkle Spalte, in der die Protagonisten durch den verregneten Tag stolpern, paralysiert, weil die große Liebe einmal mehr gescheitert ist. Lichtblicke geben allenthalben die spärlichen Melodiebögen. Diese Melodiebögen sind allerdings so geschickt gesetzt, dass sie wie Fanfaren durch den diesigen Nebel stoßen. Wenn sich dann noch die pluckernden Beats nach oben schrauben, hat Turner einen fest im Griff. „A pack of lies“, Turners Glanzstück, wurde konsequent weiter geführt. Der Liebeskummer verstärkt, die Mollakkorde noch tiefer geschraubt, das Leid noch eine Spur exakter, dunkler, spürbarer und auch unerträglicher gestaltet. Denn wenn man sich Turners Welt öffnen will, braucht es schon eine Menge Bereitschaft zur Selbstgeißelung. Denn so schön auch die Instrumentierung ist, so dunkel ist die Stimmung. Im rapide nahenden Herbst nicht unbedingt zu empfehlen.
Trotzdem: Turner ist ein Meister seines Fachs. Berührender Songwriter-Pop meets Elektronik meets Moll-Desolation. Das dürfte doch immernoch genügend Anhänger finden!

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 39:56 / Elektronik

Robert Heldner


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