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Life And Times, The

Suburban Hymns

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Der an Verve erinnernde Albumtitel leitet fehl: Mit den bittersüßen Hymnen der Briten haben The Life And Times aus Kansas City, Missouri, nichts am Hut. Der erste Longplayer der seit drei Jahren existierenden Formation will tiefer gehen. Die Beteiligten an dem Trio waren zwar in diversen Bands aktiv (darunter die unterschätzten Shiner), welche jedoch alle nicht über Undergroundstatus hinaus kamen. Und wenn ihr Schaffen in den bisherigen Pressestimmen gerne mit Built To Spill verglichen wurde, verfügt es eigentlich über ein ganz simples Geheimrezept: Man nehme dem oft zu mathematischen Postrock-Sound seine Verkopftheit, lasse die Songs stattdessen direkt aus dem Herzen entstehen. Eng gesteckte Genregrenzen gelten ebenso nicht. Daraus wiederum entfaltet sich eine subversive, hintergründige Postrock-Adaption, die staunen lässt. Ähnlich der Zimmer in einem finsteren Gebäude, in welchem man langsam mit Kerzen für gedämpfte Beleuchtung sorgt, erstrahlen die zehn zu Beginn verschlossenen Stücke nach einiger Zeit in warmen Licht. Dreh- und Angelpunkt hinter The Life And Times ist Frontmann Allen Epley: Seine eigenwillige Gitarrenarbeit prägt das ganze Album. Seine Lyrics sind kaum greifbar. Seine stimmliche Variabilität verleiht dem Material Tiefe: Der Mann klingt wie der gebändigte Bruder eines Thom Yorke. Übrigens nicht die einzige verschleierte Parallele in dieser Richtung. Denn besonders eindrucksvoll wird die Nähe, wenn das Drumming von Christ Metcalf in "Charlotte St." auch noch an "Paranoid Android" erinnert. Doch der Track bleibt eine Ausnahme auf "Suburban Hymns". Vieles hier nämlich klingt gleichförmig. Zumindest für diejenigen, die sich darin nicht fallen lassen können oder möchten. Der Rest darf den mit Mellotron und Moog-Klängen verhangenen, von Reverbs und Echos unterlegten Kompositionen verfallen. Auch deswegen, weil Produzent J Robbins (Jawbox, Jets To Brazil), auf dessen Wahingtoner Label Desoto Records die Platte erscheint, ihnen einen wunderbar organischen Sound schuf.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:46 / Postrock

Michael Streitberger


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