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Appareil

Judas Kiss

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Es scheint immer recht unglücklich, Sachen bewerten zu müssen, mit denen man nachweislich selber wenige Berührungspunkte hat. So ging es mir bei Appareil und ihrem Debüt-Album „Judas Kiss“: Wird es bei mir schon bei Elektro- oder Wave-Punk grenzwertig unterhaltsam, beschert mir das Quartett um Sänger Johan Hinders ein wahren Elektro-Schock: Ohne Rücksicht auf Verluste zelebrieren die drei Schweden Elektro-Beats und Wave-Sound auf breiter Front, zeitweise versetzt mit weiblichen Backing Vocals. Drei Synthesizer und knallige Drum Machines, willkommen in der Vergangenheit! Alles extrem tanzbarer und klebriger Elektro-Pop, schamlos inspiriert vom Sound der 70er und 80er unter Einfluss von Kraftwerk und Telex. Trotz der dröhnenden Elektro-Beats bleibt aber noch Platz für fast melancholisch angehauchte Songparts, gerne auch zweistimmig wie in dem viel zu kurzen Stücke „Werewolf Moon“. Auch in der Folge, bei Tracks wie „I Will Betray You“ oder „Action“, schießen die Elektro-Impulse in die Blutbahn und verleiten zu ungewohnten Tanzbewegungen. Und so steht „Congo“ für viele der 14 Tracks: Abgefahren, inhaltlich sinnlos - aber extrem unterhaltsam. Und um es für alle Beteiligten kurz zu machen: Für Genre-Fans ein wahrer Leckerbissen, für mich mehr als eine interessante Erfahrung. Echte Ausrutscher sind bei aller Objektivität nämlich trotzdem dabei („Dancer“) und so bleibt „Judas Kiss“ eine auf beide Seiten beruhende Grenzerfahrung - und in jeglicher Hinsicht berauschend.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 48:18 / Elektro

Bastian Streitberger


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