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Wolf Parade

Apologies To The Queen Mary

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Nicht im Traum hätte ich gedacht, dass Wolf Parade nach ihrem nihilistischen Kaputt-Debüt "Burned Mind" vom letzten Jahr eine zweite Chance bekommen. Doch das Risiko, dem unhörbaren Erstling einen Nachfolger zu gönnen, könnte sich für Sub Pop vielleicht rentieren. Denn mittlerweile, ich weiß nicht warum, haben Hadji Bakara, Dan Boeckner, Spencer Krug und Arlen Thompson es geschafft, ihr Non-Songwriting in gänzlich andere Pfade zu lenken. "Apologies To The Queen Mary" nämlich geht beinahe auf Anhieb runter wie Öl: Die zwölf Tracks locken mit Melodien, verspieltem Groove und - ja! - Refrains wohl jeden bewegungsfreudigen Indiepopper auf die Tanzfläche. Beispielsweise mit "We built another world" oder dem rockigen "I'll believe in anything". Seltsam. War das Debüt damals nur ein Testballon, wie weit man gehen kann? Und warum schweigt man sich über diesen Release mittlerweile komplett aus? Peinlich, peinlich... Skepsisbedingte, nähere Recherchen ergeben: Ich habe Wolf Parade mit ihren Labelmates Wolf Eyes verwechselt. Shit. Das kommt davon, wenn man im eigenen Plattenchaos nicht mehr richtig haushalten kann. Ich glaube, ich muss dringend mal einen Gang zurück schalten... Die Klasse dieser Veröffentlichung schmälern soll mein unangenehmer faux pas dagegen nicht. Denn die Mischung aus Dramatik (außergewöhnlich: das gut siebenminütige "Dinner Bells"), Schrammelei und schönen Melodien hat es nicht umsonst schon in das Vorprogramm von Arcade Fire geschafft. Auch das Interesse von Isaac Brock (Modest Mouse), "Apologies ..." soundtechnisch angenehm ungehobelt in Szene zu setzen, dürfte nicht von ungefähr stammen. Also: Wolf Parade aus Montreal gelingt hier ein sympathischer Einstand ins Musikgeschäft. Auf eine nette Weise noch etwas blas, vielleicht. Aber sonst uneingeschränkt liebenswert.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 47:52 / Indierock

Michael Streitberger


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