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Walking Concert

Run To Be Born

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Gorilla Biscuits, Quicksand, Rival Schools - alle bisherigen Stationen der Karriere von Walter Schreifels waren gleichermaßen für die Entwicklung der Hardcore-Szene bedeutsam, wie das Schaffen des Protagonisten meinen eigenen musikalischen Werdegang begleitete. Das sollte eigentlich gar nicht arrogant klingen. Aber es macht doch Spaß, das Gefühl zu haben, als Anhänger eines Musikers mit ihm alt zu werden. Die neueste Haltestelle heißt nun Walking Concert - und das Überraschungsmoment findet wieder ganz auf der Seite von Schreifels statt. Der nämlich scheint neuerdings einen ähnlichen Weg einzuschlagen, wie sein Kollege Jonah Matranga. Also weg vom Hardcore der Anfangstage (bei Matranga: Far), hin zu poppigeren Sounds (New End Original), bis man schließlich bei den Wurzeln des Rocks, der Singer-Songwriter Kunst, ankam. Im Falle Matranga waren das One Line Drawing; Schreifels Äquivalent lautet eben Walking Concert. Die Band, die als Trio durch die Lande zieht und sich mit genügsam arrangierten Rock-Nummern empfiehlt, lässt im Verlaufe des Debüts immer wieder aufhorchen. Zum Beispiel dann, wenn ausgerechnet eine Fremdkomposition den Spirit der Vorgängerband am ehesten einfängt: "Hands up!" könnte mit eingestöpselten Gitarren und schnellerem Tempo glatt als Rival Schools-Nummer durchgehen. Auch "But you know... Its true" knallt fast ein wenig und fällt deswegen auf "Run To Be Born" aus dem Rahmen. Dem gegenüber stehen dagegen jede Menge großartiger, langsamer Songs. Beispielsweise das überragende "What does your heart say?" oder das an die Weakerthans erinnernde "A lot to expect". Einzig und allein das Material, welches sich weder zur neuen Marschrichtung noch zur Vergangenheit eindeutig bekennnen will, sondern irgendwo dazwischen pendelt, trübt die Euphorie etwas - diese Stücke markieren nämlich Durchhänger auf einem ansonsten durchweg sehr gelungenen, mutigen Album. Walking Concert ist somit für alle Verfolger des Werdegangs von Walter Schreifels eine lohnende, aktuelle Standortdefinition. Die zudem auch für Freunde von Elliott Smith (natürlich), Guided By Voices oder Ryan Adams interessant sein dürfte.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 31:55 / Rock

Michael Streitberger


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