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Ärzte, Die

Devil

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Man darf ruhigen Gewissens sagen, dass "Debil" nicht nur in der Ärzte-Diskographie eine Ausnahmestellung einnimmt. Auch musikhistorisch ist das 1984 erschienene Debütwerk der drei Herren reichlich einzigartig. Schließlich ist es das erste Album gewesen, welches - drei Jahre nach seiner Veröffentlichung, wohlgemerkt - wegen jugendgefährdender Inhalte auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften landete. Stein des Anstoßes war damals der Song "Claudia hat 'nen Schäferhund" (weil sodomistisch) und "Schlaflied" (weil brutal). Überhaupt übe die Musik der Ärzte „verrohende Wirkung“ auf die Jugend aus. Geschadet hat es der Popularität der Formation jedoch nicht. Im Gegenteil, der Presserummel dürfe sich für Farin Urlaub, Bela B und den ominösen dritten im Bunde tausendfach ausgezahlt haben. Viele Tracks sind nämlich dennoch (oder gerade deswegen) landläufig bekannt: Der Popularität von "Mädchen", "Zu Spät" oder "Paul" war die schwere Verfügbarkeit des Tonträgers wohl eher zuträglich. Aber diese Indizierung, welche dafür sorgte, dass das Werk nicht mehr regulär verkauft werden durfte (und demzufolge in Heerscharen unter den Ladentheken seinen Absatz fand), wurde nun, ganze zwei Dekaden später, wieder aufgehoben. Eine einmalige Geschichte, die sich im November letzten Jahres ereignete. Jetzt also folgerichtig die Neuveröffentlichung von "Debil" unter dem Namen "Devil". Und klar haben sich die Berliner Ex-Punks dafür einiges einfallen lassen. Das fängt mit der aufwändigen Verpackung an, die samt deftigem Booklet mit allen Texten und weiterem Nonsense (darunter umfangreiche Linernotes von Visions-Autor Ingo Neumayer) daherkommt. Außerdem gibt es sechs rare Bonustracks (sogar ein paar gänzlich unveröffentlichte!) sowie zwei Clips, mit welchem dieser fraglos wertige Re-Release abgerundet wird. Fazit: Eine musikhistorische Besonderheit, die zudem noch jede Menge Spaß macht.

 -- / Spielzeit: 54:36 / Punkrock

Michael Streitberger


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