Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Riverside

Second Life Syndrome

riverside-secondlife.jpg

Damit war zu rechnen: Die maßlos talentierten Riverside würden nicht lange unter der Banner eines Kleinstlabels agieren. Kurze Zeit nach Erscheinen ihres ambitionierten Debüts "Out Of Myself", welches im vergangenen Jahr in Eigenproduktion entstand, hat mit Inside Out das Aushängeschild progressiver Töne Interesse an dem polnischen Quartett angemeldet. Was angesichts der Klasse des atmosphärischen, düsteren Artrocks der jungen Formation nicht verwundert. Glücklicherweise verkrampfte man trotz des gestiegenen Medieninteresses nicht, sondern arbeitete mit "Second Life Syndrome" behutsam aber konsequent an einem eigenen Stil. Der Opener "After" beginnt dabei wie gehabt dramatisch und ruhig. Im anschließenden, achtminütigen "Volte-Face" spielt man dagegen seine instrumentalen Fähigkeiten erstmals aus: Die Rhythmussektion wird vertrackter, die Gitarren lauter. Vorläufig bleibt es bei diesem ersten Aufbäumen. Doch im Verlauf der Stunde preschen Riverside immer wieder einmal aggressiv nach vorne. Die Stimme von Sänger und Bassist Mariusz Duda passt sich der Instrumentalarbeit über weite Teile an, die meisten Passagen werden clean eingesungen; nur ganz selten gewinnt zorniges Shouting die Oberhand in den schwelgerischen Kompositionen. Doch genau hier lässt sich der Unterschied zum Debüt am deutlichsten festmachen: Mehr Dynamik, mehr Härte und die ausgefeilteren Arrangements von Keyboard-Neuzugang Michal Tapaj hieven den Sound von Riverside auf die nächsthöhere Stufe (stark: "Reality Dream III"). Porcupine Tree, Opeth und vor allen Dingen Anathema stellen so zwar nach wie vor die Eckpfeiler dar, auf die sich der Sound des (auch in Punkto Artwork) abermals sehr niveauvollen Zweitwerks stützt. Mit ihren ausladenden, unaufdringlichen Instrumentalflächen, den immer in den Mittelpunkt gerückten Harmonien sowie der Schwermut der neun Kompositionen empfehlen sich Riverside als spannende neuen Kraft im Artrock-Genre.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 63:41 / Artrock

Michael Streitberger


ERROR!