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Hell Is For Heroes

Transmit Disrupt

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Schon einmal haben sich Burning Heart Records auf besondere Weise Meriten aus der Indie-Szene verdient. Als sie nämlich Ende der Neunziger eine fähige Formation aus den Fängen einer Major-Company freigekauft haben. Damals waren das die legendären Samiam, die auf dem schwedischen Label erfolgreich einen zweiten Frühling feierten. Und kurz bevor in diesem Herbst bekannt wurde, dass auch Boy Sets Fire mit ihrem nächsten Album von der Sony in Richtung Skandinavien abwandern werden, erscheint dort mit "Transmit Disrupt" ebenfalls das Zweitwerk von Hell Is For Heroes. Den Briten wurde mit ihrem Erstling (der via EMI erschien) von der Presse auf der Insel - once again - der "nächste-große-Ding" Status nachgesagt. Was angesichts der ausnehmenden Klasse von "The Neon Handshake" (2003) nicht einmal eine Übertreibung sein musste; die Verkaufserwartungen wurden aber trotz Chartplatzierung offensichtlich dennoch nicht ganz erfüllt, was nun zum Wechsel der Plattenfirma führte. Die Londoner wählten übrigens schon damals für die Produktion ihres Debüts die fähigen Hände von Pelle Henricsson und Eskil Lövström (Refused, Cult Of Luna), in deren Verantwortung man - wohl aufgrund der guten Rezeption - auch den Nachfolger gab. Dabei wird nicht irgenwelchen Vorbildern nachgeeifert und die Produktion fällt dementsprechend stattdessen recht spartanisch aus. Was dem nur auf den ersten Blick etwas rudimentäreren Material perfekt zu Gesicht steht. Dynamik statt Dramatik lautet die Devise, die bei diesem Dutzend Songs exzellent funktioniert. Das eingängige "Models for the programme" bzw. das schlicht umwerfende "They will call us savages" hätten noch am ehesten auf das Debüt gepasst, in den meisten anderen Tracks explodiert die strukturierte Energie des Quintetts jedoch zügelloser denn je. Außergewöhnlich auch die ansprechenden Lyrics, bei denen auf dem schmalen Grat zwischen Politik und Persönlichem Klischees gekonnt außen vor bleiben. Insgesamt lassen sich auf "Transmit Disrupt" weniger offensive Hits als in der Vergangenheit finden, erst Stück für Stück zieht die Intensität des Materials den Hörer in ihren Bann. Dann aber umso mehr; so wie auf dem brillanten "Quiet riot", dem Titelstück oder dem fast-Finale "Burning Lafayette". Der höchst ansprechende Postcore zwischen Quicksand, Dischord-Schule sowie einer guter Portion Far hat spätestens jetzt erfolgreich eine ganz eigene Identität gefunden. Weshalb "Transmit Disrupt" im Vergleich zum famosen Debüt sogar noch einen klaren Schitt nach vorne darstellt.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 45:52 / Postcore

Michael Streitberger


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