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MISC - sellfish.de Beifang 12/05 | 01

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

Blacklisted - The Beat Goes On... CD

Reflections Records / Soulfood

"We're Unstoppable" statuierten Blacklisted aus Philadelphia im Frühjahr diesen Jahres mit ihrer Debüt EP. Und tatsächlich: Wo die Herren damals schon einen recht guten Eindruck hinterlassen haben, gelingt es ihnen auf dem ersten Longplayer, die in sie gesetzten Erwartungen sogar noch zu übertreffen. Das fängt schon mit den technischen Umständen an: "The Beat Goes On..." kommt deutlich fetter produziert als sein Vorgänger. Jim Siegel packte die 13 Tracks in ein rohes, verdammt rockiges Gewand, in dem die Durchschlagskraft des knackig-kurzen Materials perfekt zur Geltung kommt. Schließlich lässt sich die Steigerung aber besonders am Songwriting festmachen: Tracks wie "Wolves at my door" haben nämlich das gewisse Etwas und verfügen vor allen Dingen über eine mitreißende Intensität, die ihre an sich unspektakuläre Musik eben doch relevant macht. Denn auch wenn "The Beat Goes On..." am Ende des Tages nicht mehr als derb rockigen Hardcore der alten Schule bietet: Ein derart erfrischendes Genre-Album klassischer Prägung lege ich immer wieder gerne auf. Nicht umsonst geraten einem bei dem kürzlich wieder in Mode gekommenen Sound neben den gottgleichen Give Up The Ghost immer wieder auch die reformierten No Innocent Victim ins Gedächtnis. Blacklisted wissen sich damit in bester Tradition und geben sich in ihren Lyrics einmal mehr als die Underdogs. Aber keine Angst: Man bringt das ganze derart authentisch herüber und umschifft allzu heftige Genreklischees geschickt, so dass man ihnen diese Tatsache nicht verübeln kann und will. Starkes Album!
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 23:36 / Hardcore / blacklistedhardcore.com
Michael Streitberger

Felix Culpa – Bitte Nicht Schon Wieder Vielleicht CD

Capitol East Road Records / Finest Noise

Erstmal zur Band: Hinter Felix Culpa verbergen sich vier Jungs, die allesamt im Oldenburger Münsterland beheimatet sind. „Bitte nicht schon wieder vielleicht“ stellt bereits ihr viertes Album dar, das erste jedoch welches nicht in Eigenregie veröffentlicht wird. Das kleine Label Capitol East Records nahm Felix Culpa unter seine Fittiche, um die Band vielleicht etwas weiter voran zu bringen. Verdient hätten es die Norddeutschen schon, erinnert ihr Stil doch vom ersten Eindruck her gleich an die wunderbaren Sportfreunde Stiller von der anderen, also der südlichen Seite der Republik. Nicht zuletzt weil Felix Culpa mit deutschen Texten arbeiten, die, wie soll es anders sein, teils die zwischenmenschlichen Beziehungsprobleme beleuchten, teils in philosophischen Gedankengängen schwelgen. Gewürzt werden diese mit heruntergestimmten Gitarren und fettem Bass, kurz ein klischeefreier und unverkrampfter Sound, der bei mehrmaligem Durchhören durchaus Gefallen findet, auch wenn an der Produktion noch die eine oder andere Kante weggefeilt werden könnte. So bleibt das Werk aber betont independent, Songs wie „Keine Macht für niemand kommt fett und energiegeladen aus den Lautsprechern gekrochen, um gleich vom punkig angehauchten „Irgendwie“ überrannt zu werden. „Bitte nicht schon wieder vielleicht“ ist ein Deutschrockalbum mit unverkennbarer Indie-Patina – aber auch mit dem gewissen etwas. Ehrliche Musik eben.
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 46:07 / Deutschrock / felixculpa.de
Uwe Wollein

Killing Joke - XXV Gathering DVD

Eagle Vision / Edel

"The Band That Preys Together Stays Together" lautet der Untertitel zur ersten DVD von Killing Joke. Was nun nicht ganz stimmt, denn Ur-Bassist Youth findet sich im Band-Lineup mittlerweile durch Prong-Saitenmeister Paul Raven ersetzt. Dreh- und Angelpunkt im Lager von Killing Joke bleibt aber ohnehin Sänger, Komponist und Frontmann Jazz Coleman, der die bewegte Geschichte seiner Band anlässlich ihres 25-jährigen Jubiläums in einem ausverkauften, zweistündigen Konzert wahrhaft exzessiv zelebrierte. Nun gibt es die 17 Songs umfassende Liveshow, aufgenommen im Februar diesen Jahres im Londoner Shepherds Bush Empire, auf DVD käuflich zu erwerben. Berücksichtigt werden dabei sämtliche Phasen der Diskographie: Von den eletro-/wavelastigen Anfangsjahren über das 94'er Meisterwerk "Pandemonium" bis hin zu dem 2003er, dank Gastschlagzeuger Dave Grohl sehr rockigen, selbstbetitelten letzten Album. Der Sound des Mitschnitts ist reichlich überraschend, kommt er für einen Perfektionisten wie Coleman doch geradezu rotzig daher. Aufgenommen wurde nämlich ohne Overdubs und andere Soundsperenzchen. An der Intensität von Tracks wie "Communion" oder Klassikern der Marke "War dance" ändert das nichts... Im Gegenteil: Das reduzierte Gewand steigert die hypnotische Wirkung einiger Kompositionen sogar noch. Als Bonus gibt es neben einem Booklet mit Linernotes von Mister Coleman noch ein Interview sowie Behind-The-Scenes Material zu entdecken. Der DVD-Einstand von Killing Joke kann sich somit durchaus sehen lassen!
 -- / 125 min. / Postrock / killingjoke.com
Michael Streitberger

Mindjuice – Catharsis theory CD

Finest Noise / Radar

Deathmetal-Bands sind auf diesen Seiten bekanntermaßen eine eher seltene Musik aus der Oberpfalz. Neinnein, kein folkloristisches Gedudel. Ziemlich gut produziertes Gitarrengewitter, angesiedelt irgendwo zwischen Nu Metal und Emocore. Dabei arbeitet die Band ohne die oft klischeehaft angewendeten Rap- Passagen, sondern balanciert zwischen annähernd popartigen Gesangsstücken, bis sich Sänger Werner Rudolph wieder die Seele aus dem Leib schreit. Stimmlich ein bisschen Ähnlichkeit mit Kreators Mille Petrozza würd ich vorschlagen. Auch in der Rhythmussection kommt dieses Wechselspielchen zum Vorschein. Mal langsam, fast schon melodienschwanger („Leaving“), mal im up- tempo double bass Bereich („Something more than good“). Songwriterisch gesehen verstecken sich durchaus klasse Stücke auf „Catharsis theory“, die aber andererseits auch mit Tracks gepaart sind, die vom Niveau her leider tiefer anzusiedeln sind. Vor allem aufs Ende zu stellt sich augenfällig ein wenig Einfallslosigkeit in der nicht gerade üppig vorhandenen Soundvielfalt ein. Alles in allem jedoch ein gefälliges Werk mit recht eigenem Stil, woraus ersichtlich wird, dass sich die Band als Supportact für Genregrößen wie Mudvayne oder die Emil Bulls verdient gemacht hat.
Bewertung: 4 von 10 Sternen / 45:11 / Emocore / finestnoise.de
Uwe Wollein

Within Temptation - The Silent Force Tour DVD

Gun / SonyBMG

Kommerziell hat man spät, aber dafür umso heftiger gezündet... Nun wollen Within Temptation auch beim diesjährigen Weihnachtsgeschäft kräftig mitmischen. Zu diesem Zweck legen sie mit "The Silent Force Tour" eine proppevolle Doppel-DVD vor. Mittlerweile gehören die Gothic-Rocker um Sängerin Sharon den Adel zu den ganz großen ihrer Spielart - und dies zeigt sich auch in den opulenten Liveshows. Von jenen gibt es auf der ersten DVD gleich drei zu sehen, in denen Adel mit glockenklarer Stimme in immer neuen Gewändern trällert… und dabei als Höhepunkt sogar eine Horde „befackelter“ Statisten für großes Bühnenspektakel sorgen. Die Rede hier ist vom niederländischen Java Island-Festival, welches als kompletter Mitschnitt zu sehen ist. Darüber hinaus finden sich Eindrücke des gigantischen belgischen Rock Werchter Festivals sowie ein Konzertmitschnitt aus den Niederlanden, beide mit jeweils drei Tracks. Alle kommen in bester Sound- und Bildqualität und fangen Within Temptation in recht verschiedenen Stimmungen ein. Da macht es auch nichts, dass es gerade bei den Hits zu einigen Überschneidungen kommt. Selbige gibt es nämlich nochmal als aufwendige Videoclips zu sehen. Womit wir nach den ersten zweieinhalb Stunden bei der zweiten DVD angelangt wären. Dort gibt es „Making Ofs“ zu erwähnten Clips zu bestaunen, auch an Backstage-Aufnahmen, Interviews und weiteren kurzweiligen Extras herrscht während der geschlagenen drei (!) Stunden kein Mangel. Serviert wird das Package mit einem 16-seitigen, illustrierten Booklet. Fazit: Diese Veröffentlichung hat sich das das Prädikat "Vollbedienung" klar verdient - wer auf den poppigen Düsterrock von Within Temptation abfährt, macht nichts falsch!
 -- / 347 min. / Gothic-Rock / within-temptation.com
Michael Streitberger


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