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Boysetsfire

The Misery Index: Notes From The Plague Years

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Da ist es nun, das vielleicht sehnlichst erwartete Lebenszeichen einer Hardcoreband seit Jahren. Boysetsfire sind mit einem neuen Album zurück. Nach einem konsequenten Aufstieg, der mit "The Day The Sun Went Out" seinen Anfang fand, mit dem anschließenden "After The Eulogy" einen Szeneklassiker hervorbrachte und selbst mit dem Major-Debüt "Tomorrow Come Today" voll überzeugte, wendete sich das Blatt Stück für Stück. Die verworrenen Strukturen einer großen Plattenfirma hätten das Flaggschiff des emotionalen Hardcores beinahe zum Untergang gebracht. Es dauerte lange, bis man sich im Lager der Band wieder gefangen hatte. Bis man nach unzähligen Shows und Businessreibereien wieder Zeit für kreatives Schaffen, für Songwriting fand. Der Prozess, während dem man zwischenzeitlich völlig zu zerbrechen drohte, ist nun endlich zu einem Abschluß gekommen. Das Resultat sind 13 Songs, die als Manifest gewertet werden dürfen. Von einer Band, die den Neuanfang gewagt hat. Die im Vertrauen auf ihre Fanbase und der Liebe zur Musik im Alleingang an die Produktion eines neuen Albums ging - ungewiss, was die Zukunft bringen sollte. Und doch fokussierter, überzeugter und hingebungsvoller denn je klingt. Was sich in einem Qualitätslevel niederschlägt, das seinesgleichen sucht. In Melodielinien, die in ihrer erdigen Schönheit konkurrenzlos sind. In einer Energie und Intensität, die beinahe weh tut. Zur Mitte der Scheibe gibt es mit "Falling Out Theme" (mit der programmatischen Textzeile "With shaking hands we start again") und "Empire" zwei der ergreifendsten Stücke, die je aus der Feder des Quintetts geschrieben wurden. Bei "With cold eyes" drängen sich mir die Tränen in die Augen und ersetzen den Schweiß, den die deftigen Tracks an anderer Stelle hinterlassen haben. Sicher steckt in "The Misery Index" eine deftige Menge Pathos. Aber es ist eine Form Pathos, die gut tut. Eine die ehrlich ist, die eine Message transportiert und niemals zum Selbstzweck verkommt. Dazu wird das Material von einem Facettenreichtum und stilistischer Offenheit gekrönt, die so zielgenau platziert ist, wie es nur in absoluten Ausnahmefällen geschieht. Egal ob balladesk, straight rockend oder an die eigene Anfangsphase erinnernd - sogar bei jazzigen oder elektro-lastigen Interludes bzw. Samples kommt jeder Ton von Herzen, jeder Refrain auf den Punkt. Doch an dieser Stelle muss Schluß mit dem Zerpflücken dieser Glanztat sein: All die Umstände sollten nicht davon ablenken, dass die Musik für sich alleine steht. Und wenn Boysetsfire mit dem 13. Song "A far cry" mit der Neuauflage eines ihrer stärksten Stücke schließen, kann man sicher sein, dass die Band ihre Wurzeln nie aus den Augen verloren hat und stärker denn je zurück ist! Ganz nüchtern betrachtet müßte man als egozentrischer Hörer den Majors sogar dankbar sein, dass sie uns ein derart intensives Album ermöglichten. Essentiell.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 50:48 / Hardcore

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