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Idaho

The Lone Gunman

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Wie bei vielen Bands da draußen ist die Story dahinter mindestens genauso spannend, respektive erwähnenswert wie deren Musik selbst. Noch viel mehr, wenn sie direkten Einfluss auf den kreativen Output hat. So etwa bei Idaho aus Kalifornien: Seit 1992 als vierköpfige Band im Geschäft, hat das Gründungsmitglied Jeff Martin - aus Gründen der künstlerischen Nichtbeachtung (euphemistisch für Erfolglosigkeit?) - die Zügel beim neuen Album „The Lone Gunman“ selbst in die Hand genommen. Nicht nur beim Songwriting, das er schon auf dem Vorgängeralbum „Vieux Carré“ dominiert hatte, sondern auch beim Einspielen der Instrumente, der Produktion bis hin zum Layout hat Jeff Martin diesmal seiner eigenen Kreativität freien Raum gelassen. Geändert hat sich dabei an der Qualität der Songs nur wenig - lediglich die Gewichtung ist eine andere. Noch weiter weg vom Low-Fi-Rock des Vorgängers bzw. der Vorgänger-Band, hin zur vollkommenen Zurückgezogenheit der sphärischen Popklänge. Ich für meinen Teil erwische mich selbst beim aktuellen Idaho-Werkstück in ständiger Verwechslungsgefahr mit dem Solo-Projekt von Vivid-Mastermind Thomas Hanreich („Thom“), der gut und gerne als kongenialer brother-in-mind mit Jeff Martin durchgehen könnte. Thom hatte nämlich 2003 mit „Gods And Monsters“ ein unglaubliches Ambient-Pop-Album jenseits von Zeit und Raum erschaffen, das mit Elektro-Zitaten und einer Vielzahl von handwerklichen Instrument-Gebärden die teutonische Nachfolge von Becks´ „Sea Change“ antreten konnte. Genauso auch bei „The Lone Gunman“: Songs wie „when sunday comes“ oder „kite“ haben frickelnd bis langsam anschwellend durch die Schönheit des Klangteppiches die Lizenz zum faszinierenden Relaxen. Egal ob mit song-strukturierenden Vocals im Vordergrund agierend („cherry wine“) oder als fast komplettes Instrumental-Stück („the orange riffs“), Jeff Martin erschafft aus der Schizophrenie einer schwermütigen Wohlfühl-Klangwelt eine Perle des introvertierten Ambient-Pop. Manchmal ist es eben doch besser, man macht alles allein. Zum Schluss muss für meinen Seelenfrieden aber noch einmal darauf hingewiesen werden: Faszinierend und verwirrend zugleich bleibt die Ähnlichkeit bzw. Seelenverwandtschaft zu Thom.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:26 / Ambient-Pop

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