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Bolzplatz Heroes

dto.

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Es hat schon einen gewissen Charme, wenn verdiente Musiker im übertragenen Sinn noch einmal zurück in den Proberaum gehen und sich neu ausprobieren. Die Bolzplatz Heroes sind Sportfreunde Stiller-Schlagzeuger Florian Weber am Gesang, dessen Bruder Jörg an der Elektronik (und vieles mehr), Cosmic Casino-Bassist Markus Schäfer an der Gitarre und Martin Messerschmid (The Notwist) am Schlagzeug. Fernab von ihren Hauptbands haben sich die Beteiligten Hardcore und anderen Rockstilen, der härteren Gangart gewidmet. „Back to the roots“ könnte man sagen, wenn dieser Begriff nicht so schäbig wäre und so wenig street-credibility hätte. Ein Album, prädestiniert für konträre Meinungen. Die einen werden sagen, dass es da einfach genügend andere und bessere Bands auf dem gebiet gibt, andere werden das ganze als nette Idee abtun und wieder andere finden die Bolzplatz Heroes sicherlich interessant und unterhaltsam. Den Projekt-Charakter kann die Band diesmal sicher noch nicht ablegen, dazu wirkt das Album nicht rund genug. Hier wird munter getüftelt und ausprobiert und darum ging es ja letztendlich auch bei den vier Bayern. Gewollte Härte trifft auf Gebrüll und scharfe Riffs, was zuweilen etwas erzwungen und stumpf wirkt. Ohne Titel wie „Diabolic Serpentines“ oder „Solo Morasso“ gäbe es dieses Album wahrscheinlich gar nicht, aber die Bolzplatz Heroes haben es dabei nicht belassen und das ist gut so. So finden sich auch Titel wie „The Amusement“ oder „Your Picture“ auf dem Album, die jede Genrekonvention hinter sich lassen und immer wieder interessante Ideen hervorbringen. Auch eingängige Songs wie „Top Spin“ oder „Showcase“ können sich sehen lassen und erinnern zuweilen an Cosmic Casino, wenn eine harte Strophe einem punkigen, melodiösen Refrain weicht. Am Gesang werden sich zwar wieder die Geister scheiden, aber auch gerade hier liegt der Reiz des Unfertigen. Alles andere als sauber und glatt ist das und betrachtet man zum Beispiel das letzte Sportfreunde Stiller-Album macht eben genau das Sinn. Bolzplatz Heroes machen Spaß, aber eben nicht jedem und vor allem nicht der Masse und auch da ist der Unterschied zur Hauptband von Florian Weber. Hoffentlich nicht das letzte Lebenszeichen dieser All Star-Combo.

Bewertung: 7 von 10 Punkten / Spielzeit: 41:07 / Progressive Hardcore

Autor:

ich mag auch ein Bolzplatz Hero sein


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