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Sons & Daughters - Live

Knaack Club / Berlin

Band: Sons And Daughters, UK (Support: GEM, NL)
Datum: 15.11.'05
Location: Knaack-Club, Berlin

Dieses Mal kamen die Sons and Daughters also für ein eigenes Konzert in die Hauptstadt. Und wie sie selber während des Sets bemerkten, war die Zuhörerschaft doch deutlich größer geworden.
Gespielt wurde dieses Mal im Knaack mit der niederländischen Band GEM als Support. Der Großteil deren Songs funktioniert ganz gut live, sie wirkten jedoch – v.a. im Vergleich zum Hauptact – noch etwas zu sehr wie die Jungs aus der Garagenband von nebenan. Es fehlte die Verbindung zum Publikum. Die Songs wurden heruntergespielt und nach 25 min war man fertig und räumte die Instrumente wieder ein.
Umso mehr erfreute der Auftritt von den Sons & Daughters. Ihre ganze Art, ihre Kleidung, ihre Kommunikation mit dem Publikum und nicht zuletzt natürlich die Musik ließen das Gefühl aufkommen, Künstler vor sich zu haben und nicht ein paar Jungs und Mädels, die zufällig Instrumente in die Hand genommen haben, weil das halt 'cool' ist.
Wer die Band schon mal auf einer größeren Bühne gesehen hat, mag vielleicht gespannt auf die Wirkung an einem kleineren Ort gewesen sein. Doch schon bei den ersten Songs durfte erfreut festgestellt werden, daß die Band in kleinem Rahmen genauso gut beim Publikum ankommt, wie in großem. Leadsängerin Adele Bethel (Gesang/Gitarre/Piano), in schickem, chinesischem Kleidchen, gab sich von der ersten Sekunde an der Musik hin, verfiel in ihren eigenwilligen Tanzstil und zog die meisten Augenpaare auf sich.

Gespielt wurde ein erfrischender Mix aus Songs von beiden Platten.
Im Gegensatz zu z.B. den viel zum musikalischen Vergleich herangezogenen Franz Ferdinand (die selbst große Fans der Sons And Daughters sind), sind die Stücke ein klein wenig düsterer. Das fällt vielleicht auf Grund der treibenden Rhythmen und eingängigen Riffs nicht immer sofort auf, achtet man aber darauf, dafür um so mehr. Kein Wunder wenn es sich in den Texten um Themen wie Selbstmord, unglückliche Freundschaften, Mißverständnisse, etc. dreht.
Der leichte Einfluß von Folk und Country läßt die Songs zwar meist recht fröhlich und unbeschwert klingen aber erinnert auch gleichzeitig daran, daß gerade diese beiden Genres dafür bekannt sind, Musik mit auch textlichen Inhalten zu schaffen. Je länger der Auftritt ging, desto deutlicher wurde, daß es hier neben dem Abrocken auch ganz klar um 'Seelenfutter' ging.

Auch wenn diverse Mikrofone nicht immer wie gewünscht funktionierten, (die dadurch entstehenden Unterbrechungen benutzte Gitarrist/Sänger Scott Paterson jedoch, um sich charmant mit dem Publikum zu unterhalten) tat das der Stimmung keinen Abbruch.
Die Sons & Daughters sind ohne Frage eine Band, die nicht viel tun muß um das Publikum zu gewinnen. Im Gegensatz zu einer Show um jeden Willen, legen sie eher eine höfliche Zurückhaltung an den Tag. Ein bißchen steht die Musik sogar im Kontrast zum Auftreten. Zu letzterem würden mindestens ebensogut ruhigere Songs, vielleicht im Singer/Songwriter-Stil, passen, als diese mitreißenden, tanzbaren, schottischen Popperlen. Vielleicht ist diese Zurückhaltung aber auch ein Grund dafür, warum ihnen der Sprung auf die größeren Bühnen der Welt noch nicht überall gelungen ist. Vielleicht sind sie einfach zu lieb, zu stilvoll um auf irgendwelchen Titelbildern diverser Magazine zu landen. Schade eigentlich, denn die Songs sind sowohl musikalisch als auch inhaltlich ausgezeichnet. Und der tanzwütige kommt bei einem Sons & Daughters Konzert ebenso wie der etwas verkopftere Hörer auf seine Kosten.


Nic


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