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Clap Your Hands Say Yeah - Live

Tanzhalle / Hamburg

Blasiert und Historisch

Datum: 15.02.2006
Location: Tanzhalle, Hamburg
Band: Clap Your Hands Say Yeah, Suport Act: Dr. Dog
Einlaß: 20.00, Beginn 21.50 Uhr

Auf den kleinen Tourpässen, eingeschweißt in Plastik, ist das "Sold Out" schon imprägniert. Hamburg, Köln, München. Alles ausverkauft. Die Band aus New York wird es freuen. Clap Your Hands Say Yeah gelten als eine der gefragtesten Bands der Stunde. Umso seltsamer erscheint es einem, dass als Veranstaltungsort die Tanzhalle St. Pauli gewählt worden ist. Maximal 200 Menschen passen hinein. Warum das Konzert nicht umverlegt wurde, obwohl es doch schon Wochen vorher ausverkauft worden war, steht allen Konzertbesuchern ins Gesicht geschrieben. Nun, zumindest ihnen kann es egal sein: wer es hineingeschafft hatte, durfte sich zurecht auf ein besonderes Konzerterlebnis freuen. Das letzte mal würde diese Band in so kleinem Rahmen spielen, das war sicher.
Dr. Dog spielten als Vorband und leiteten den Abend würdig ein. Fünf bärtige Musiker, der Sänger ganz im Stile Helge Schneiders mit riesiger SOnnenbrille und langen, ranzigen Haaren wie ein Derwisch über die Mini-Bühne huschend: so machte Rock'n Roll Spaß. Denn das war es. Klassische, beatleske Rock'n Roll Musik mit schönen Sing-A-Longs und rauhen Akkordfolgen.
Nach kurzer Pause enterten schließlich CYHSY die Bühne und legten ohne Umschweife los. So richtig euphorisch war dabei lediglich der Keyboarder/Gitarrist, der wie ein junger Hund lachend und klatschend dem Bandnamen gerecht wurde. Es war fast hypnotisierend, ihm dabei zuzusehen, wie er da die wenigen Zentimeter Platz für sich beanspruchte. Alle anderen hingegen gaben sich lässig und cool, als habe ihnen entweder der Hype um die Band nichts ausgemacht oder der Tourstress ein wenig zu hart an ihnen genagt. Sänger Ounsworth bildete quasi die Blaupause des blasierten, wichtigtuerischen, arroganten Frontmannes. Kein Wort zum Publikum, lediglich die Bemerkung, dass es wohl recht eng auf der Bühne wäre. Das hätte er mal den Menschen erzählen sollen, die gerne noch hineingekommen wären, hätten sie nur eine Karte bekommen.
Letztlich aber war die Kommunikation mit dem Publikum hinfällig. Die Musik war trotz des grauenhaften Sounds grandios, besser als erwartet und irgendwie sogar euhorisierend. Ounsworth gab den Frontmann so perfekt, dass man förmlich spüren konnte, wo das alles noch hinführen würde. Nämlich geradewegs nach oben. Ich gehe jede Wette ein, dass dieser Mann irgendwann, so in 20 Jahren, selbst auf Konzerten sogenannter Nachwuchs-Hype-Bands auftauchen wird, so wie dieser Tage David Bowie, um den Schützlingen weise Tipps und wohlgemeinte Ratschläge an die Hand zu geben.
Ich jedenfalls werden in diesen Tagen wiedermal das grandiose Debütalbum herauskramen und mich zurückbesinnen an den Tag, als CYHSY noch vor 200 Menschen spielten. Denkwürdig. Ein bischen historisch also, jetzt schon.

Text: Robert Heldner


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