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Weakerthans, The - Live

Kato / Berlin

17.08.2006

An open letter to the Weakerthans

Liebe Weakerthans,

vor Kurzem war ich für ein paar Tage in Berlin und da traf es sich ja wirklich super, dass ihr genau in diesen Tagen in der Stadt gespielt habt. So schön deshalb, weil ihr mich seit „Reconstruction Site“ so gefangen, Nein vielmehr aufgefangen habt. Ich kenne nur ein paar Leute in Berlin, die leider alle nicht zum Konzert kommen wollten oder konnten, weshalb ich dann ganz alleine und nur mit einer Flasche Rotwein im Kopf und meinem Herz auf einem Tablett zum Konzert gefahren bin. Auch auf dem Konzert habe ich erst mal niemand getroffen, den ich von irgendwo her kennen könnte. Lediglich Thees Uhlmann hat kurz und freundlich gegrüßt, das war sehr nett.
Bald habe ich aber festgestellt, dass das Gefühl von Einsamkeit nicht auf einem Weakerthans-Konzert aufkommen kann. Erstens weil die Menschen dort fast alle sehr sympathisch wirken und zweitens weil eure Songs soviel Wärme ausstrahlen, dass man vor Glücksgefühlen weinen möchte. Ich weiß das klingt furchtbar pathetisch, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken könnte.
Schön, dass ihr Senore Matze Rossi im Vorprogramm dabei hattet. Für seine Band Tagtraum hab ich mich nie wirklich interessiert, aber sein Solo-Ding ist super. Hab ich mir gleich mal seine erste handgemachte EP gekauft, die lohnt sich wirklich. Pale dagegen haben mich wieder nicht überzeugen können. Ich weiß, die sind bestimmt super nett und ihre alten Alben mochte ich auch immer recht gerne, aber seit einer Weile nerven sie mich irgendwie. Die sind immer so gut gelaunt auf der Bühne und wollen nicht aufhören zu grinsen - vielleicht habe ich einfach zu viele Bands aus Hamburg gesehen...

Wie auch immer, es war jedenfalls ein super Gefühl, als ihr dann endlich auf die Bühne kamt. So bescheiden, so schlicht - obwohl ihr wohl die beste kanadische Band der Welt seid. Man hatte die ganze Zeit den Eindruck, ihr seid zurückgekehrt, obwohl ihr ja nie richtig weggewesen seid. Als John P. Sutton ausgestiegen ist und du John K. Sampson in einem Interview gesagt hast, dass nach drei Alben eigentlich immer etwas beendet ist, hatten wir uns schon Sorgen gemacht, was wohl aus den Weakerthans werden würde. Aber bei soviel Spielfreude und Spaß auf der Bühne müssen wir uns vorerst bestimmt keine Gedanken mehr darüber machen. Wunderschön auch die neuen Songs, die einen gleich mitgerissen haben, obwohl ich ja normalerweise eine Weile brauche, bis sich mir eure Lieder ganz erschließen. „Wishes don’t wash dishes“ ist jedenfalls eine ganz furchtbar fantastische Textzeile.
Toll auch, dass ihr auch viele Stücke der ersten beiden Alben gespielt habt. Das hat mich wieder daran erinnert, dass ich mir „Fellow“ noch viel zu selten angehört habe und vor allem daran, dass ich mir „Left And Leaving“ endlich mal im Original kaufen sollte - was ich dann auch wenige Minuten nach dem ausgiebigen Zugabenblock getan habe. Schade nur, dass ihr mein Lieblingsstück von „Reconstruction Site“ nicht gespielt habt. Ich habe doch die ganze Zeit auf „Psalm For The Elks Lodge Lastcall“ gewartet, aber es kam nicht oder war ich zu betrunken, um es in der ersten Hälfte des Konzerts aufzuschnappen? Naja, ist ja nicht so schlimm, denn wenn ich mich recht erinnere, habt ihr es damals gespielt, als ich euch in Heidelberg gesehen habe und auch als ihr auf dem Immergut Festival gespielt habt, während im Hintergrund langsam der Mond aufgestiegen ist. Schön war es jedes Mal, aber erst diesmal habe ich so richtig eure Größe einschätzen können.

Ich hoffe ihr macht noch ganz lange Musik zusammen, mindestens so lange, wie ich nach Hause gebraucht habe, als mir die letzte U-Bahn vor der Nase weggefahren ist und ich gelaufen bin und festgestellt habe, dass Berlin manchmal auch ein ganz schönes Dorf sein kann...

Bis bald, ich freu mich auf euer neues Album!
In tiefer Verbundenheit,
Sebastian

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