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Pretty Girls Make Graves

Élan Vital

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Farbenfroh geht es zu auf dem neuen Album von Pretty Girls Make Graves. Ein geschmackloses Eis strahlt uns auf dem Cover entgegen, als wollte die Band den Frühling zu uns holen, wenn er schon nicht freiwillig kommen will. Das Artwork ist einerseits so simpel und doch so einprägsam, dass die Platte aus dem größten CD-Chaos herausstechen würde. Wiedererkennungswert galore. Was die Musik betrifft, beweisen die Pretty Girls allerdings Geschmack auf ganzer Linie. Eine Veränderung im Line-up sorgt dafür, dass die Gitarren stellenweise etwas in den Hintergrund rücken und Platz gemacht wird für mehr Tastenakrobatik. Und das Experiment ist gelungen, was aber nicht heißen soll, dass die liebgewonnenen, zeitlosen Indiegitarren verschwunden sind. Die schneiden sich immer noch tief in die Ohrmuscheln und sorgen mit dem buntgemischten Flohzirkus für ein ausgewogenes, überzeugendes Album, was zunächst vor allem die Beine anspricht, bevor der Kopf folgen kann. Bei „Parade“ ist der Name Programm und es ist schon auffällig, wie diese Truppe immer wieder nach vorne marschiert. Auf einem Karnevalumzug würden Pretty Girls Make Graves definitiv den interessantesten Wagen steuern und feine Indie-Bonbons auf uns herabregnen lassen. Die fünf Damen und Herren zelebrieren auf „Élan Vital“ wunderbaren Indiepop, der ganz klar von den 80iger Jahren geprägt ist, topaktuell daherkommt, ohne sich den ganzen Chartstürmern der letzten Jahre anzupassen. Für Abwechslung ist jedenfalls gesorgt, dafür sorgen die verschiedensten Vocals, die unzähligen Samples und Arrangements fernab der Bass-Gitarre-Schlagzeug-Grundgerüste. Der französische Touch von „Selling The Wind“ oder die krachigen Gitarren bei „The Magic Hour“ sind nur ein paar wenige Höhepunkte dieses durchgeknallten Albums, dass gleichzeitig so durchdacht wie spontan rüberkommt. Und genau darin liegt der Reiz bei Pretty Girls Make Graves: Ein geordnetes Chaos voller Gegensätze. Auf die eingängigste Melodie folgt der schrägste Tempowechsel oder ein überraschendes Songende. Dem wildesten Knallbonbon wird eine wunderschöne Ballade hinterhergeschoben. „They stole the color from your hair“, haucht Sängerin Andrea Zollo bei “Pearls On A Plate”, das mit seinen majestätischen Trompeten den Hörer wieder ein Stück mehr ins Album hineinzieht. Mindestens genauso groß das darauffolgende „Pictures Of A Night Scene“, was zudem beweist, dass dieses Werk zum Ende hin sogar noch besser wird, als der Beginn es sowieso schon hätte vermuten lassen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:02 / Indie

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