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Ostinato

Chasing The Form

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Es waren lange Monate des Wartens, bis "Chasing The Form" endlich selbige annahm. Schließlich gelang Ostinato mit "Left Too Far Behind" eines der eigenständigsten und überraschendsten Debüts des Jahres 2004. Der Tradition von Mogwai, Sigur Ros oder Godspeed You Black Emperor verpflichtet, aber niemals ergeben, gelang es ihnen allerdings bis heute nicht ganz, den Undergroundstatus abzuschütteln. Doch anstelle zu verkrampfen nahm man sich alle Zeit der Welt, einen bis ins letzte Detail ausgereiften Nachfolger einzuspielen. Genau richtig. Ursprünglich dem Doomrock entstammend, hat das Trio nämlich spätestens jetzt seine eigene Welt definiert. Die braucht längst keine groovenden Gitarrenwände mehr. Selbst die lärmigen Momente des Vorgängers haben sich entzerrt, um nun ein orchestrales Werk aus einem Guss zu kreieren. Schicht um Schicht bauen sich die sieben neuen Stücke auf, nehmen sich wieder zurück und wachsen mit bemerkenswertem Spannungsaufbau zu etwas ganz Großem. Sie lullen den Zuhörer smart ein, um ihn mit atmosphärischen, epischen Passagen in einen Soundsog zu ziehen, der nicht mehr los lässt. Das gelegentliche noisige Aufbäumen gehört der Vergangenheit an, würde den Fluss dieser fünfzig Minuten auch bremsen. Dafür steht einmal mehr jedes Instrument der klassischen Rockbesetzung gleichberechtigt nebeneinander: Sogar und insbesondere der Bass dient als tragende Säule - auch für die Melodieführung. Die Faszination entfaltet sich meist in Überlänge: Schwebend, manchmal wabernd und seltsamerweise dennoch immer wieder packend. Schon der famose Opener "Goal of all believers" ist ein schier unglaubliches Gebilde geworden, dessen spacige Gitarrenarbeit beinahe schizophren anmutet. "Antiaircraft" erinnert an elektronische Ambient-Muster, so unwirklich wie die repetative Basslinie durch die neun Minuten führt. Keine Frage: Ostinato spielen Soundkino - größer als die Wirklichkeit. Während dessen Vorstellung man kaum glauben kann, dass nur drei Protagonisten beteiligt sind; Die sich allein für ausgewählte Momente String- und Hornarrangements zur Unterstützung geholt haben. Einmal mehr bleibt vieles instrumental. Vermissen dürfte die Vocals angesichts der undurchdringlichen Dichte des Sounds wohl niemand. Zumal Bassist Jeremy Arn Ramirez immer im rechten Moment das Mirkrofon konsultiert. "Chasing The Form" dringt dennoch deutlich klarer und heller aus den Boxen als "Left too far behind", markiert gerade deswegen eine konsequente Fortentwicklung. Die musikalische Reise der Herren aus Virginia bzw. Washington D.C. hat irdische Gefilde längst verlassen. Ostinato haben endgültig abgehoben und wir befinden uns in der glücklichen Position, sie auf ihrem Flug begleiten zu können...

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 48:58 / Postrock

Autor:


Ostinato probehören und überzeugen lassen


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