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Amber Smith

Reprint

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Knappe zweieinhalb Minuten brauchen Amber Smith um zu zeigen, dass sie da sind. Der Opener „chemistry / arithmetic“ wabert mit Wave-Gepflücke und Gitarre langsam vor sich hin, bis der Höhepunkt unausweichlich wird und in „hello sun“ endet. Das Phänomen „Light Up“ von Snowpatrol kommt einem in den Sinn und man liegt damit gar nicht so schlecht: Post-Rock mit wavigen Gitarren-Riffs und ordentlich britischem Einschlag. Dabei kommen die vier Herren um Mastermind Imre Poniklo aus Ungarn und haben mit dem Hype auf der Insel mal gar nichts am Hut. Wenigstens gelten Propheten in der Heimat von Amber Smith noch etwas, denn dort gehört das Quartett seit ihrem Debüt „My Little Servant“ aus dem Jahr 2003 zu den Ikonen einer neuen Pop-Bewegung: New-Wave in geringer Dossierung, ohne dem Rock-Moment nicht angemessen zu würdigen. Mal mit Keyboard-Einsatz, dann wieder im klaren Gitarren-Pop-Himmel schwebend, um später mit Violine und Cello die Melodien melancholisch anzustreichen. So stapft „Reprint“ auf warmem Gitarren-Teppich tapfer durch wavigen Sound, der sich mit sehnsüchtigen Melodien und präsentem Gesang selbst berauscht und fast an Placebo erinnern darf. Klotzen anstatt Kleckern bleibt aber das Motto von Amber Smith und so präsentieren sich Songs wie etwa „Sea Eyes“ in üppiger Instrumentierung und dichtem Sound. Leider aber auch immer hart am Grad der ausschweifenden Übertreibung. Insbesondere die Gitarrenparts in jam-artiger Redundanz und Eindringlichkeit zehren an den Nerven und verstellen den Blick auf das Wesentliche: Die Idee einer Melodie. Tracks wie „Lindsay´s Song“ und insbesondere „Identity“ wirken zum Ende hin zu opulent und fast überladen. Die ständige Wiederholung einzelner Gitarren-Riffs zerstört die eben noch entpuppte Song-Idee der ersten Minuten und hinterlässt einen zähen Nachgeschmack. Dennoch bleibt „Reprint“ trotz so manch überstrapazierter Klimax des Spannungs- und Melodiebogens ein ausdrucksstarkes Album, das bei der gegenwärtigen Lust auf New-Wave, Pop und Post-Rock immer eine Sünde wert sein dürfte.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:12 / Post-Rock

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