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Roy Hargrove Quintet / The RH Factor

Nothing Serious / Distractions

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Einstmals rein dem Hard-Bop verpflichtet, öffnet sich Roy Hargrove nach Kollaborationen u.a. mit Rapper Common zunehmend den vielschichtigen Facetten des Jazz. Jüngstes Beispiels ist diese Parallelveröffentlichung des 36-jährigen Trompeters aus Texas. Direkt unter seinem Namen erscheint allerdings nur eines der beiden Werke: "Nothing Serious". Ein Albumtitel, welcher den unbekümmerten, jedoch spannenden Kompositionen voll gerecht wird. Das Roy Hargrove Quintet setzt sich aus Justin Robinson (sax, flute), Ronnie Matthews (piano), Dwayne Burno (bass) und Schlagzeuger Willie Jones III zusammen. Ihr Zusammenspiel begeistert mit südländischem Esprit und frappierendem Einfallsreichtum. Wie hier die Grätsche zwischen der Experimentierwut eines John Zorn ("Cameraderie") mit swingenden Kompositionen und balladeskem Flair ("Trust") genommen wird, ist wirklich beeindruckend. Das ganze bei einem Improvisationsdrang, der niemals ins Unhörbare abgleitet. Stattdessen verfügt diese dreiviertel Stunde sogar über viele funky-tanzbare Elemente - wobei alle Beteiligten des Ensembles (sowohl was die Kompositionen als auch die Solopräsenz während der Stücke betrifft) beinahe zu gleichen Teilen zur Geltung kommen. In eine etwas andere Richtung steuert "Distractions" von The RH Factor. Jenem NeoSoul/HipHop/Jazz-Projekt, welches Hargrove vor drei Jahren auf seinem Album "Hard Groove" erstmals vorstellte und im letzten Jahr mit "Strength" eine EP folgten ließ. Auf dem ersten regulären Longplayer sind nun neun Jams enthalten, die zum allergrößten Teil auf Hargrove-Kompositionen basieren und wesentlich Pop-orientierter als "Nothing Serious" ausfallen. So steuert beispielsweise der famose Soulsänger D'Angelo eine Produktion bei: Zu diesem Anlass leiht er "Bullshit" dann auch gleich seine Ausnahmevocals. Renee Neufvilles' "On the one" samt Vocals und einem funky Basslauf lässt die Sonne aufgehen und auch der Protagonist persönlich wagt sich mit seiner Stimme für einen Moment ans Mikrofon. Schade eigentlich, dass dann schon nach nur knapp vierzig teils lebhaften, teils lässigen Minuten Schluß ist. Zumal sich die enorm gut besetzte Instrumentalfraktion durchgehend in Höchstform zeigt. Sei's drum: Wer sowohl mit der klassischen, als auch der modern-funkigen Adaption von Jazz glücklich wird, der dürfte von den aktuellen Werken dieses wunderbar authentischen Künstlers begeistert sein. Und schlägt dementsprechend am besten gleich im Doppelpack zu.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 45:28 bzw. 38:15 / Jazz

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