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MISC - sellfish.de Beifang 05/06 | 01

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

Eine neue Heimat bei sellfish.de: Für Sachen, die normalerweise unterzugehen drohen. Oft verdient und von manchen verachtet lassen sich in dieser Rubrik immer wieder auch echte kleine Perlen entdecken...

Anthenora – Soulgrinder CD

My Graveyard Productions

Mit einem düster, instrumentalen Intro beginnt der Einstieg in des zweite Studioalbum von Anthenora bis mit dem Highspeedsmasher „Dawn Of Blood“ die Marschrichtung ganz klar aufgezeigt wird. Rauher, klassischer Heavy Metal mit allem was laut Bastelanleitung dazugehört, sprich: dominantes Schlagzeug, krachendes Riffing, melodiehafte Leadgitarren im Wechselspiel mit typischem, an Rages Peavy erinnernder, Gesang. Klar, dass hier Priest, Grave Digger und Iron Maiden Pate gestanden haben, besonders letztere; waren doch Anthenora in früherer Zeit eine reine Maiden – Tributeband, bis man sich entschloss ab 2002 eigene Songs in die Welt zu schicken. Im von langsameren Passagen durchsetzten „Hundred Knives“ sind durchaus auch transatlantische, an alte Megadeth erinnernde Versatzstücke erkennbar, während „Cassandra“ ebenso „helloweenische“ Elemente in sich trägt. Gerade diese stilistische Vielfalt an erkennbaren Einflüssen verhilft Anthenora zu einem fast schon ur- eigenen Stil und macht ihr neues Werk wahrlich zu einem Leckerbissen für alle Die – Hart – Metalfans. Mit „Soulgrinder“ gelingt den Italienern aus der Gegend von Turin ein gut produziertes, songtechnisch einwandfreies Metalalbum, das spielfreudig und ausdrucksstark deutlich macht, dass die NWOBHM durchaus auch im Süden Europas exzellent verkörpert werden kann.
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 53:06 / Heavy Metal / anthenora.com
Uwe Wollein

Bones, The - Partners In Crime Vol. 1 CD-EP

People Like You / SPV

Im Live-Repertoire der meines Erachtens besten Rock'n'Roll-Band Skandinaviens gehört es längst zum Standard: Zwischen die zahllosen eigenen Hits ihrer drei Longplayer reihen sich bei den Shows der Bones immer wieder Coverversionen alter Helden. Da war die Studio-Einspielung solcher Tracks nach ständiger Nachfrage wohl unvermeidbar. Wobei man sich zu dieser spaßigen Veranstaltung gleich ein paar Gäste eingeladen hat, so dass der Name "Partners In Crime" auch Sinn macht. Los geht es mit dem Ramones-Cover "I wanna be sedated", bei welchem nicht nur Roger Miret (Agnostic Front) zu Ehren kommt. Auch Resistance-Tourpartner Lou Koller (Sick Of It All) sorgt dafür, dass hier erstmal gar nicht klar wird, von wem diese EP eigentlich stammen soll. Bei "Yesterdays Hero" schaut "ex-Dropkick-Murphy-jetzt-Street-Dog" Mike McColgan vorbei - wieder kann The Bones Frontmann Boner wohl nicht gerade über viel Arbeit klagen. Das Spielchen wird fortgesetzt, wobei Crucified Barbaras' Mia Colheard aus dem Kiss Klassiker "It's my live" nicht wirklich viel herausholen kann. Witziger schon die Swing-Version des Bones(!)-Hits "Home sweet hell" vom Debüt der Schweden, sowie die Adaption von "Psycho Dad" (... genau, bekannt aus "Eine schrecklich nette Familie"!). Fehlen dürfen natürlich auch die ewigen Vorbilder Social Distortion nicht, deren "King of fools" zum Abschluß von Backyard Baby Nicke Borg intoniert wird. Eine kurzweilige Angelegenheit also, wobei das Anhängsel "Vol. 1" sogar noch auf mehr hoffen lässt. Und selbst wenn mir ein neues Studioalbum der Schweden deutlich lieber wäre, macht auch die eigentlich überflüssige "Wir-spielen-die-Hits-unserer-Idole-nach"-Idee durchaus Spaß.
 -- / 18:16 / Rock'n'Roll / peoplelikeyou.de
Michael Streitberger

Dimi - Different Ways CD

Pottpeople / Alive

Ein "Kölscher Jung" auf den Spuren von Jack Johnson und Konsorten - kann das gutgehen? Es kann. Wenn man es richtig macht. So wie ein gewisser Dimi. Der schmiß seinen Bürojob kurzerhand hin, machte sich als Surfer bzw. Snowboarder auf Reisen und entdeckte plötzlich sein Talent als Singer-Songwriter. Denn Talent hat der Gute fraglos, so völlig unverkrampft wie dieses Debütalbum klingt. Zu hören gibt es sonnengereiften Pop, der sich bei Bedarf auch gerne 'mal im Lager von Bossa und Reggae bedient. Das Resultat klingt absolut überzeugend inszeniert und bei aller Eingängigkeit nicht zu glatt. Zwischen eine angenehm unbeschwerte Melancholie (hört euch das wunderbare "Second life" an) reihen sich immer wieder viele gut gelaunte Stücke, mit welchen sich Sonnenanbeter die Zeit bis zum Sommer verteiben können. Leichte Kompositionen wie "B for bullshit" (auch als Online-Single verfügbar) jedenfalls machen sich prompt im Ohr breit und passen perfekt zum verspäteten Frühling. "System moroccan" mit seinem dezenten Reggae-Flair oder das eindeutige "I can smell the beach" dürften dann insbesondere aus den Boxen das Autoradios am Badesee gut kommen; überhaupt ist "Different Ways" absolut Hintergrund-tauglich - Wer seine Musik also gerne auch mal völlig unangestrengt haben möchte... mit Dimi liegt er goldrichtig.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 53:19 / Pop / dimimusic.com
Michael Streitberger

Ercandize - La Haine - Sie Nannten Ihn Mücke CD

Optik Records / Groove Attack

Ercandize veröffentlicht mit "La Haine - Sie Nannten Ihn Mücke" nach diversen Mixtapes ein sogenanntes Street-Album. Was es damit auf sich hat? Nun ja, gefeatured werden auf den 22 Tracks diverse Gäste - Die Optik Posse ist bei einem solchen Projekt natürlich auch mit am Start, allen voran "Labelpromi" Kool Savas. Aber vor allem: Die Tracks sind teils von Ercandize selbst produziert, auf fette US-Auftragsarbeit hat man dankenswerterweise sogar komplett verzichtet. So sind die Instrumentals zwar nicht sonderlich spektakulär, bieten aber gleichermaßen eine passende Basis für die okayen Skills des Protagonisten. Von der Straße für die Straße, sozusagen... Natürlich werden auf "La Haine" deshalb auch wieder diverse Ego-Problematiken via Battle-Raps ausdiskutiert. Eine gute Portion Sexismus ist ebenfalls wieder mit am Start - schon ermüdend, wie sich hier eine Szene thematisch unermüdlich im Kreis zu drehen scheint. Dafür geht das "Oktoberfest-Dissen" an anderer Stelle schwer in Ordnung. Und wenn man sich auf den Aggro-Flash einlassen will, kann "Sie Nannten Ihn Mücke" sogar richtig Spaß machen. Wirkliche Ercandize-Trademarks dürften jedoch lediglich die paar orientalischen Synths sein, inhaltlich taucht das Thema "Türke in Deutschland" zudem gelegentlich wieder auf. Am Ende des Albums ist man zumindest neugierig auf das, was von dem ersten regulären Soloalbum von Ercandize in Kürze zu erwarten ist. Denn das "La Haine" nur einen Vorgeschmack darauf darstellt, merkt man dem Material leider auch etwas an. 
-- / 77:22 / HipHop / optikrecords.de
Michael Streitberger

Flimmern - dto. EP

Eigenvertrieb

Ganz schön gut, was Flimmern da auf ihrem Debüt vorlegen. Melancholischer Gitarrenpop mit deutschen Texten und deutlicher Nähe zu den Hamburger Vorbildern. Gerade Fans von Tomte sollten hier mal ein Auge und vor allem zwei Ohren drauf werfen, denn die fünf Songs auf dieser EP erinnern auf sympathische Art und Weise an die erste Tomte-Platte „Du weißt, was ich meine“. Und da passt es ja nur zu gut, dass Christian Stemman (Ex-Tomte und nun besser bekannt als St. Emmi) die Jungs von Flimmern am Klavier und beim Mischen unterstützt hat. Anfang des Jahres hat man zusammen sogar eine Split-7“ herausgebracht, womit der Kreis dann auch geschlossen wäre. Auf der EP gibt es derweil schönes Gitarren-Geschrammel mit wunderbaren Melodiebögen und starken Refrains, die einladen mit auf die Reise zu gehen in eine Gegend voller Nachdenklichkeit, die aber ohne Klischees und Pathos auskommt. Lediglich die stellenweise etwas dünne Stimme erscheint ausbaufähig, ansonsten machen Flimmern ganz schön viel richtig und können vielleicht diejenigen überzeugen, denen die letzten Platten aus Hamburg zu routiniert rüberkamen. „Wer nicht fragt bleibt dumm / und glücklicher wohl auch / sich selbst zuzuhören tut weh / sich selbst zuzuhören tut Not / heute oder nie / vielleicht auch morgen“. Ich bitte darum.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 20:20 / Gitarrenpop / flimmern.net
Sebastian Gloser

For Those Lost - This Is Our Fight! CD-EP

Engineer Records / Green Hell

Es mangelt ja nun wahrlich nicht an potenten Newcomern aus der britischen Hardcore-Szene. Gerade im Umfeld des sympathischen Labels Engineer Records passiert so einiges. Doch leider kommen viele der Acts kaum über den EP-Status hinaus; vielleicht auch deswegen, weil die Independent-Infrastuktur auf der Insel keine besonders blühende ist. Umso wichtiger der Versuch, Perlen wie "This Is Our Fight!" verfügbar zu machen. Das viel zu kurze Debüt der Fünf aus dem Süden Englands wurde zwar klischeehaft betitelt, kann musikalisch aber voll überzeugen. Die ordentlich produzierten Tracks stellen eine Art Underground-Kompagnon zu Bands wie Sick Of It All oder den Landsmännern von Eden Maine dar. Denn auch wenn sich bei den acht Kompositionen von For Those Lost massive Breakdowns und viele metallische Soli einschleichen, mit dem typischen angesagten Metalcore-Sound hat man nichts am Hut. Die eine oder andere abgefahrene Gitarrenharmonie ("Half truths") mag zudem Fans von Slayer freuen, auf Sing-/Scream-Spielereien lässt man sich dagegen nicht ein. Gekonnt spinnt man stattdessen die Brücke von straighten Hardcore-Parts hin zu komplex-chaotischen Momenten ("Grey Dey"), verliert dabei aber weder den Groove noch die Harmonien aus den Augen. Beides zwar subtil und immer wieder durch den Hexler gedrückt - aber eben vorhanden. For Those Lost gelingt somit ein vielseitiger Einstand, dem hoffentlich mehr folgen wird... Wenn der Band ihr "Zwischen-den-Schubladen-sitzen" mal nicht zum Verhängnis wird.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 27:20 / Hardcore / engineerrecords.com
Michael Streitberger

In June - We Are Deeply Saddened CD

Eigenproduktion / Eigenvertrieb

Im Kontext von In June war an anderer Stelle zu lesen, sie würden den Emorock der alten Schule wiederbeleben. Und tatsächlich: Die Nürnberger adaptieren wie selbstverständlich den angeschrägten Indiesound von Bands wie Texas Is The Reason mit dem Stil, den Deep Elm zur Jahrtausendwende populär gemacht hatten. Allerdings mischt man dazu eine gute Portion Pop britischer Prägung, scheut sich auch vor dem Einsatz von Keyboards nicht und singt sein Leid unverholen melancholisch in die Welt hinaus. Doch was auf ihrer letzten EP "Only Because" noch ein wenig unausgegoren und wenig zwingend wirkte, kommt auf dem ersten regulären Longplayer (und nach drei weiteren Jahren Reifezeit) nun voll und ganz überzeugend. Vielleicht liegt die eigentliche Stärke von In June ja darin, dass sie niemals bemüht wirken. Ein renommiertes Studio oder ein paar Tipps eines A&Rs könnten die Besonderheiten dieser Aufnahmen bestimmt in kürzester Zeit kaputt machen: Was hier manchmal schief klingt ist in Wirklichkeit die Leidenschaft, die Sänger Ralf und seine Band in die elf Songs stecken. Womit In June ein gemütliches, überraschend ruhiges Plätzchen zwischen "Eingängigkeit" und "Anecken" gefunden haben, an dem man gerne verweilt. Zumal ein stimmiges Packaging diese charmante Eigenproduktion abrundet und den sympathischen Eindruck noch bestärkt. Von daher: Wenn der Shop auf der Homepage erstmal funktioniert, kann man "We Are Deeply Saddened" endlich auch außerhalb der Konzerte der Vier bekommen... Wäre ja auch schade, wenn nicht.
Bewertung: 8 von 10 Sternen / 63:24 / Indierock / injune.de
Michael Streitberger

Kinskis, Die - Bitte folgen! CD | Zaunpfahl - Musik CD

Sunny Bastards / Broken Silence | Puke Music / Broken Silence

Zwei Platten bei denen der Spaß da anfängt, wo Humor aufhört. Die Kinskis haben sich mit Dosenbier im Proberaum eingeschlossen, unterirdische Texte geschrieben und dazu belanglose Rocksongs geschrieben. Bei einer Band „Mit Gliedern von Schließmuskel“ ist ja eigentlich schon vorher klar, wohin die Reise geht. Ins humorfreie Niemandsland oder ist das hier schon wieder so schäbig, dass man lachen darf? Egal ob sie „Dancing With Myself“ covern und umtexten oder übers Surfen im Internet singen, selbst Kirchweih-Publikum würde die Band auspfeifen. Immerhin erleben wir die Premiere, wie sogenannte Punks einen lupenreinen Popsong schreiben („Sag wohin du gehst“), um sich dann wenig später entgültig lächerlich machen („Ich geh ins net“). Zaunpfahl wollen mit ihrem Album „Musik“ etwas seriöser wirken, scheitern dabei aber auch schon im Ansatz. „Ausgereiftes Songwriting, sehr gute klischeefreie Texte“ werden uns da vorab versprochen und später doch nichts gehalten. Wem es nicht zu peinlich ist Songs wie „Fünf“ oder „Vor Ort“ aufzunehmen, wird über das regionale Bierzelt hoffentlich nie hinauskommen. Sowohl textlich als musikalisch haben das alles Punkbands wie Wizo schon um Längen besser gemacht und auch das war immer schwer an der Schmerzgrenze, zwischendurch aber wenigstens noch politisch. Diese beiden Alben zeigen allerdings, dass das Ende der Fahnenstange anscheinend noch lange nicht erreicht ist. Leider.
Bewertung: 1 von 10 Sternen / 47:39 / Blödel-Rock / sunnybastards.de
Bewertung: 1 von 10 Sternen / 44:44 / Blödel-Punkrock pukemusic.de
Sebastian Gloser

Macbeth – same CD

EMG

Vielleicht erinnert sich noch jemand an Macbeth. Die Band war schließlich eine der ersten Metal – Combos der damaligen DDR und heimste zu dieser Zeit den einen oder anderen Erfolg ein. Neben Erfolg plagte jedoch auch die Tragik oft genug die Bandgeschichte, sei es durch Suizide zweier Bandmitglieder oder Auftrittsverbote durch die Stasi. Seit einer Reunion im Jahre 2003 mit einigen Neuzugängen versuchen Macbeth noch einmal im Geschäft Fuß zu fassen. Sie tun das mit Metalsongs, die klar doomig verziert sind, gerne aber ab und an mit trashigen up- tempo Beats versehen sind. Auffallendstes Charakteristikum der Gruppe aus Erfurt sind dabei die komplett deutschsprachigen Texte, die oftmals aus den Tiefen der menschlichen Seele erzählen und folglich zwischen Depression, Fiktion und wahnwitzigen Geschichten schweben. Hier kommen wir auch zum Hauptmanko mit dem das Album zu kämpfen hat: Die möglicherweise interessanten Themen werden auf eine Art und Weise präsentiert, die alles völlig gegensätzlich in einem eher uninteressanten Licht erscheinen lassen. Der kratzende, selbst für die Stilrichtung oft zu eintönige Gesang trägt zudem seinen Teil dazu bei, dass man das selbstbetitelte Werk nicht unbedingt in sein Herz schließen mag. Die Monotonie spiegelt sich darüber hinaus auch noch auf der instrumentellen Seite wieder: Gerne würde man sich mal ein harsches Gitarrensolo wünschen, der Sound wird aber immer wieder vom schleppenden Bass, bzw. auch vom ebensolchen Drumspiel an der Leine gehalten. Nichts gegen deutschsprachigen Metal, da gibt es viele, die das hervorragend praktizieren – aber das hier ist eine zu sperrige und unausgegorene Kost. Vielleicht geht aber auch nur die Intention des Albums an mir vorbei, so denn eine vorliegt…
Bewertung: 3 von 10 Sternen / 45:53 / Doom-Metal / macbeth-music.de
Uwe Wollein

Maroon - When Worlds Collide CD

Century Media / SPV

Nicht wenige Magazine aus dem Metalumfeld bestätigen in einer Szene voller Metalcore-Retotenbands ausgerechnet Maroon eine positive Zukunft. Eine Behauptung, die ich angesichts des, naja, gutklassigen letzten Albums "Endorsed By Hate" nicht unbedingt unterschrieben hätte. Mit "When Worlds Collide", ihrem Debüt für Century Media, liegt die Sache nun ein wenig anders. Mittlerweile bin ich vor allen Dingen in den Genuss einer der intensiven Liveshows des ostdeutschen Quintetts gekommen, die mir durchaus in Erinnerung geblieben ist. Vor diesem Hintergrund macht der keineswegs nur noch stampfende Midtempo-Sound auf den 13 neuen Tracks nämlich nochmal mehr her. Maroon orientierten sich meiner Einschätzung nach in der Vergangenheit stark an Merauder. Genau jener Ami-Kapelle, deren Alben mit zum intensivsten gehörten, was der frühe Metalcore so hervorgebracht hatte. Jetzt aber öffenete man sich für Neues: Angereichert hat man seinen Sound auf "When Worlds Collide" mit hervorstechenden Harmonielinien, schreckt dabei sogar vor Keyboards nicht zurück. Das wird nicht jedem schmecken, ist aber ein ebenso mutiger wie lohnender Schritt. Der Wiedererkennungswert fällt dementsprechend nämlich überraschend hoch aus, Tracks wie "Wake up in hell" bleiben regelrecht in den Ohren hängen. Dass dabei desöfteren auch 'mal typisch Göteborger Gitarrenareit auftaucht, war vielleicht zu erwarten. Aufhorchen lassen Maroon dann aber dennoch, beispielsweise wenn in einem Song der Sänger von Mercenary mit ein paar reinen True Metal-Vocallinien vorbeischaut. Übrigens neben Roger Miret von Agnostic Front nur einer von ein paar Gästen. Fazit: Hässliches Cover, lohnender Inhalt. Besonders für die scheuklappenfreie Metalcore-Anhängerschaft.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 43:12 / Metalcore / maroonhate.com
Michael Streitberger

Oomph! – Glaube Liebe Tod CD

Gun / SonyBMG

Klar, zu Oomph! muss nicht mehr viel gesagt werden. Nach den wahnsinnig erfolgreichen „Wahrheit oder Pflicht“ oder „Plastik“ schwebt die Band am Himmel der Neuen Deutschen Härte. Obwohl man ja immer gewisse Elektrobeats und EBM- Anlagen mit sich führt. Diese sind auch auf dem neuen Album „Glaube Liebe Tod“ vertreten; so ist es in der eingängigen Singleauskopplung „Gott ist ein Popstar“, wo die einzelnen Strophen von Oldschool – Synthie – Sounds begleitet werden, während der Refrain im metallischen Gewand daherkommt. Ebenso im stampfenden „Du willst es doch auch“. Witzig ist das Thema um die Mundharmonikamelodie aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ in „Die Schlinge“ verarbeitet, wobei der Song an sich ruhig noch etwas energischer und dreckiger hätte ausfallen können. Wirklich superb schickt sich dagegen das morbide „Eine Frau spricht im Schlaf“ an, welches als druckvolle Piano Ballade relativ neu im gewohnten Oomph! Repertoire erscheint. Durch und durch metallisch tönt das sich mit dem Thema der Macht des Einen Rings aus dem „Herrn der Ringe“ auseinandersetzende „Mein Schatz“ daher, welches wohl aus der Sicht des Geschöpfs Gollum erzählt wird. Obwohl kein Konzeptalbum drehen sich alle Tracks thematisch um den Albumtitel „Glaube Liebe Tod“, was ein weiterer Meilenstein in der Bandkarriere werden dürfte. Als bestes in der Geschichte von Oomph! würde ich es nicht bezeichnen, aber als eines derer allemal.
Bewertung: 6 von 10 Sternen / --:-- / Rock / oomph.de
Uwe Wollein

Screaming Shadows – In The Name Of God CD

My Graveyard Productions

Ohne recht genau hinzuhören, ist von Anfang an klar, dass Screaming Shadows Italiener sind. Da ist der typische Labyrinth-/ Rhapsodysound drin. Klassischer Melodic Metal, stilecht geprägt durch fliehende Gitarren, double – bass drums, prägende Keyboard – Passagen und den oft in eunuchenartigen Höhen schwebenden Gesang – und natürlich Fantasythemen beinhaltende Songs wie „Where Reigns The Sword“, „The Holy Grail“, oder der Titeltrack „In the Name Of God“. Man muss der Band zweifelsohne zugute halten, dass sie mit einem sicherlich geringen Produktionsbudget einen erstklassigen Sound hervorbringen, der zudem noch gewisse charakteristische Eigenheiten beinhaltet, wie z.B. die hin und wieder verzerrten Gesangspassagen, die ganz gute Abwechslung zu den sonst hohen Tönen bringen und im Power Metal sonst eigentlich nicht zu finden sind. Zeigen sich zu Beginn von „In The Name Of God“ noch einige Schwächen, so wird man durch das zweiteilige „Broken Promises“ voll entschädigt. Part I dominiert durch seine ruhigere Atmosphäre und wird neben dem Gesang hauptsächlich noch vom folkloristisch angehauchten Schlagzeug in Szene gesetzt. Part II daneben bricht als trashige up- tempo Nummer hervor, die mit eingängigen Riffs versehen ist und so manches Metaler – Herz verzückt schneller schlagen lassen dürfte. „The Shits Are Everywhere“ verleitet dazu noch gewisse Nu- Metal Einflüsse zu vermuten, vor allem wenn man das Schlagzeugspiel und natürlich den Ttracktitel im Sinn hat. Die Band aus Italien legt hier ein beachtenswertes Melodic Metal Album vor, das es wert ist erhört zu werden, zumal sich die vorhin erwähnten Schwächen vom Anfang zum Ende hin vollends als ausgemerzt zeigen und die Scheibe von einem absoluten Hammer als Bonus – Track abgeschlossen wird. Für Rhapsody- und Labyrinthfreunde wahrlich eine Alternative!
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 63:31 / Melodic Metal / screamingshadows.com
Uwe Wollein

They Live By Night - dto. EP

Razzia Records / Decoder Records / Alive

Es ist kein Wunder, dass den vier Jungs von They Live By Night gerade Türen und Tore offen stehen. Mit ihrem atmosphärischen 80er Jahre Indiesound erfindet man schließlich das Rad nicht neu. Doch es liegt nicht nur an der aktuellen Rückbesinnung auf zackigen New Wave-Sound, der die Schweden weit nach oben spült, da steckt schon mehr dahinter. They Live By Night haben eine EP aufgenommen, die mit abgefahrenem Artwork, aber vor allem mit fünf unglaublich tanzbaren, packenden Songs zwischen New New Wave, Indie und Pop aufwarten kann. Die Songs sind unglaublich präzise durchstrukturiert, das Schlagzeug scheppert, der Bass rollt, die Gitarren peitschen nach vorne und Synthesizer, Keyboard oder Orgel sind immer zur rechten Zeit zur Stelle. Erstaunlich, wie diese jungen Hüpfer das hinkriegen. „Thruth Or Dare“ ist in Schweden schon ein Clubhit und sollte es hierzulande gefälligst auch werden und „School“ glänzt mit ähnlicher Tanzbarkeit und schön krächzender Stimme. In die selbe Kerbe schlägt auch „Night Out“, während es „Saint“ und „House Of Addicts“ etwas ruhiger angehen lassen und letzteres fast schon als Ballade durchgeht. Fünf Songs und kein Ausfall bringen die Erkenntnis, dass es manche Bands einfach drauf haben Hits zu schreiben. Mit eben jenen werden sie zwar keinen Innovationspreis bekommen, aber sicherlich genügend Fans auf Konzerte und Tanzflächen ziehen können. Man darf gespannt sein, wie sich die Band auf Albumlänge schlägt.
Bewertung: 9 von 10 Sternen / 20:15 / Indie / theylivebynight.com
Sebastian Gloser

Twelfth Gate – Threshold of Revelation CD

Seasons of Mist

Hossa! Leiser, leiser...! Da haut es ja die Boxen durchs Zimmer! Ganz schön heftig, so wie der Fünfer aus Chicago – genannt Twelfth Gate – hier loslegt. Obwohl als Power Metal umschrieben, hört man doch typisch amerikanische Fragmente heraus, die unweigerlich im weiteren Sinne an gewisse Bay Area Trashes erinnern. „Critical Elements“ ist ein gutes Beispiel hierfür. Auch sind hier und da Anleihen an Genregrößen wie Iced Earth erkennbar. Die Produktion hingegen schwankt über das Album hinweg zwischen technisch versiert und gut ausgestatteter Garage, will heißen: hier ist noch Potential nach oben da. Nichtsdestotrotz strotzt „Threshold of Revelation“ nur so vor metallischer Härte und vereint in sich sowohl mächtig krachende Gitarren, immens donnerndes Schlagwerk, wie auch hin und wieder gut gespannte Melodiebögen. Mitbeeinflusst wird das wohl auch von einem neuen Gitarristen, der aus der Death – Metalszene zustieß. So ist der Sound von Twelfth Gate einen Tick weniger melodiös, wie noch auf dem Vorgänger, dem Debutalbum „Summoning“, sondern eher mit dunkleren und heavier angehauchten Tönen versehen. Ganz gut erkennbar ist dies im durch und durch doomig daherkommenden „Inner Core“. Gesamt betrachtet werden jedoch die einzelnen Tracks nach und nach ohne recht große Abwechslung runtergeschrubbt, vom choral beginnenden „Come Alive“, dem melodiösesten und auch letzten Song des Albums mal abgesehen. Twelfth Gate haben aber dennoch ihren eigenen Sound in dieser Ecke des Metal platziert – vielleicht auch gerade deswegen, weil sie sich als Amis am sonst nordisch dominierten Power Metal nicht zu orientieren brauchen – was dem einen oder anderen doch wohl gefallen könnte…
Bewertung: 4 von 10 Sternen / 43:10 / Metal / twelfthgate.net
Uwe Wollein

Walls Of Jericho - A Day And A Thousand Years CD-EP

Genet Records / Century Media

Via Genet Records wird gerade die Debüt Seven-Inch "A Day And A Thousand Years" von Walls Of Jericho aus dem Jahr 1999 plus ein paar Bonustracks wiederveröffentlicht. Während dieser viertel Stunde gibt es sieben Tracks zu hören, in welcher sich Frontfrau Candace natürlich auf derbste Weise ihren Rachen quält. Denn wer die Formation beispielsweise auf der Resistance Tour mit Sick Of It All schonmal gesehen hat, der weiß, wie brutal es hier zugeht. Übrigens, trotz des supermetallischen Coverartworks: Der Sound von Walls Of Jericho kommt hier noch wesentlich weniger ausproduziert und fett auf den Punkt als bei den späteren Alben für Trustkill - weshalb die Hardcore-Gemeinde wohl auf ewig an diesem Debüt festhalten wird. Die kurzen Momente, in denen Candace einmal mit cleanen Vocals singt, lassen sich jedenfalls an einer Hand abzählen. Und gerade weil die Besetzung erheblich von der aktuellen abweicht, dürfte "A Day And A Thousand Years" für Freunde der female-Adaption von Hatebreed durchaus von "historischem" Interesse sein.
Bewertung: 8 von 10 Sternen / 14:52 / Hardcore / genetrecords.com
Michael Streitberger

Wild Doves, The – Show Me Some Hits! CD

Eigenproduktion

Warum nicht? Warum nicht mal dreckigen Rock´n´Roll aus dem sonst so prüden Deutschland? Gleich vorneweg: Es kann sein, dass sich an The Wild Doves und ihrem Debutalbum „Show Me Some Hits!“ die Geister gewaltig scheiden. Die einen sagen es sei Saufrock (was die Band zwar bestreitet, aber auch angesichts von Zigaretten und Bierflaschen in Händen der Bandmitglieder auf den Coverfotos gar nicht so abwegig ist…), die anderen ordnen es zwischen Punk, Indie und Metal ein. Sei es wie es will, es stellt ein Potpourri aus allem dar, gekocht mit teils verzerrten Gitarren, zuhauf vorkommenden durchaus knackigen Riffs und einem fast schon sträflich knallendem Schlagzeug. Aber zugegeben für den Gesang sollte man nicht zu viele Promille intus haben, der kommt doch recht harmonisch daher. Orientiert an Vorbildern wie Ramones oder Black Sabbath, hauen The Wild Doves 14 mehr oder weniger groovende Songs heraus, die, in nur zehn Tagen eingespielt, irgendwo zwischen Guter – Laune – Musik und peinlichem Rock´n´Roll schweben. Obwohl das ganze live sicherlich recht kurzweilig sein mag – auf irgendeinem Umsonst & Draußen – Festival und mit dem einen oder anderen Bier im Gesicht. Zum Mitgrölen eignen sich die Refrains allemal. Ach ja, obwohl es soundtechnisch vermutet werden könnte – eine Schülerband ist das hier nicht mehr. Eher so gute bis mindestens Mitt- dreißiger, wenn man rein nach den Fotos geht. Also, wer tiefgehende Texte, charismatische Typen und einen atmosphärisch ausgereiften Sound haben möchte, der ist hier völlig falsch. Wer aber zur Besserung seiner Stimmung rotzigen, herzhaften und sicherlich gut gemeinten Rock haben will, der ist vom „Rockbulldozer aus Offenburg“ wahrlich gut bedient! Warum nicht?
Bewertung: 5 von 10 Sternen / 50:40 / Rock / wild-doves.de
Uwe Wollein


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