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Deichkind

Aufstand Im Schlaraffenland

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Nach scheinbar unendlicher Auszeit scheint ein solcher Schritt gerade angemessen: Ein martialisches Intro leitet ein, was wohl das eleganteste Proll-Manifest des Jahres 2006 werden dürfte.
Deichkind haben ein neues Album gemacht. Und Malte, Philip und Buddy treten trotz Blitzlichtgewitter mit schwingenden Hüften auf die nationalen Showbühnen zurück. Den Anteil tanzbarer Beats hat man zu diesem Anlass passenderweise gleich nochmal vehement in die Höhe geschraubt: "Limit" vom famosen Vorgänger "Noch 5 Minuten Mutti" markierte selbiges somit keineswegs. Denn wer Deichkind immer noch als HipHop definieren will, kommt spätestes beim "Aufstand Im Schlaraffenland" extrem ins Schludern. Das schwierige dritte Album klingt bei denen so einfach und direkt nach Party, dass man bei der ersten Konfrontation damit nach Halt suchen muss: Fiese Beatmonster dominieren den Sound, schweißtreibende Grooves drängen sich dazwischen wo es nur geht - und während diesem Konglomerat aus Chemical Brothers, Elektroclash und Disko sprechen die Beteiligten über die alltäglichen Probleme von Großstadt-Gigolos ("Ich betäube mich"). In "Prost" schaut dann das Bo höchstpersönlich vorbei - und das ist ja wohl mehr als stimmig. Zwischendrin gibt es mit "Silberweidenpark" sogar eine skurrile Ballade, bei deren Entstehungsphase wohl die organischen Drogen für einen Moment überwogen haben... Aber selbst wenn diese ja ebenfalls illegal sind, hier ergeht ein Freispruch: Spätestens mit diesen Texten zwischen debil und grandios (Auszug: "Wir tanzen auf den Tischen, die Stimmung ist beschissen" von der Single "Remmidemmi"... auf welcher sich übrigens noch ein Scooter-Remix befindet!) sei Deichkind sogar ihr etwas halbgarer TV Total Auftritt verziehen. Obwohl, eigentlich müsste man diese Band hassen: Wenn einem derart dreist vorgeführt wird, wie schlimmste Eurodisco- oder Stampftechno-Tracks gefallen können, wenn sie nur von ein paar sexy Hamburgern inklusive hirnlosem Augenzwinkern vorgeführt werden... das sollte eigentlich nicht zum Lachen sein.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 42:59 / Elektro

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