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Pet Shop Boys

Fundamental

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Neil Tennant und Cris Lowe haben angeblich das beste Album seit einer Dekade veröffentlicht. Tatsache ist: die Wiederentdeckung des Disco-Pop ist "Fundamental" nicht. Aber auch nicht dessen Begräbnis.
Was den Pet Shop Boys schon immer anhaftete, war die Form zurückhaltenden Glamours. Jede Song ihrer Karriere war bestimmt von Tennants säuseligen, vocodierten Gesang und der Aura um die Pet Shop Boys. Viele Hits, große Alben. Aus den Achtzigern in die Neunziger, aus den neunzigern ins neue Jahrtausend. Immer dabei: der Drang nach kreativer Entfaltung, ohne seine Herkunft zu verleugnen. Wenn man das als Statement zu "Fundamental" stehen lassen kann, dann wird auch klar, dass mit einem fundamentalen Album lediglich die Vergangenheit unterstrichen wird. Keine Abkehr, eher ein Anschmiegen. Fundamentale Alben sind eben nicht besonders innovativ. In Anbetracht der Tatsache, wieviele Pet Shop Boys Fans es auf der ganzen Welt gibt, ist die Bedeutung eines Fundamentalen Disco-Albums eher zweifelhaft. Weiß doch ohnehin jeder, wie wichtig die Band für die Neunziger waren. Weitaus interessanter ist da schon die inhaltliche Ausrichtung. Neil Tennant als politischer Texter? Ganz unpolitisch waren sie ja noch nie, aber derart persönlich anklagend, das ist neu. Neben der offenkundigen Singleauskopplung "I'm with stupid" sind es vor allem Songs wie "Sodom and Gomorrah Show" oder "Numb", die zeigen, welch großer Texter Tennant eigentlich ist. Nun kann man sich natürlich fragen, wieviel Sinn Politik im Disco-Kosmos macht. Aber es ist schön, dass man zumindest die Frechheit hatte, den Leuten auf der einen Seite Tanzbarkeit und auf der anderen mit dem lyrischen Vorschlaghammer die gesellschaftspolitischen Ansichten einzuhämmern. Und das ganze trotzdem noch mit einem persönlichen Touch zu versehen. "Numb" ist ein wunderbares Beispiel dafür: ""I Wanna be numb / i don't wanna feel this pain no more / Wanna lose touch / just wanna go and lock the door". Dazu Geigen und eine seltsame Emotionalität. Das sind die großen Momente. Sie existieren neben den schlechten ("Luna Park") und behaupten sich dann und wann. Insgesamt ist "Fundamental" also ein zwiespältige Angelegenheit. Einerseits eine musikalische Manifestierung des Status Quo. Andererseits mit einigen wahrlich emotionalen Höhepunkten versehen ... Da kommt man ins straucheln. Vorerst also nur 6,5 Punkte.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / 40:24 / Elektro-Pop

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