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Lou Rhodes

Beloved Ones

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Kriegt man eine CD in die Hand gedrückt, dann fällt der erste Blick unweigerlich auf das Cover. Bei „Beloved One“ könnte der eine oder andere eventuell erstmal kurz schlucken müssen. Sieht aus wie der siebenundvierzigste Kuschelrock - Sampler.
Das ist nicht gut. Zwei sich umarmende Menschen ohne Kopf in schwarz-weiß, sie tragen weiße Leinenhemden. Lou Rhodes ist die ehemalige Sängerin der inzwischen nicht mehr existenten Band Lamb und „Beloved One“ ihr Solo Debut Album. Gleich mal vorneweg: hier wird nicht verglichen. Nur soviel: wo es bei Lamb verquere Elektro- und Rocksongs gab, gibt’s bei Lou Rhodes Akustik-Gitarrenmusik. Es sieht so aus, als hätte sich die Veränderung ihres Lebens – sie zog von London mit dem Wohnmobil in eine Kommune bei Sussex – auf ihr musikalisches Schaffen ausgewirkt. Als würde sie sich nach dem Schwall an elektronischen Klängen nur noch nach Einfachheit und Bescheidenheit sehnen. „Beloved One“ ist komplett akustisch aufgenommen, es sind Akkorde, Geigen und ab und zu sogar bongoartige Klänge zu hören. Ist Lou Rhodes jetzt ein Hippie? Folkige, teils meditative Klänge sind nicht zu leugnen, und zu Beginn des Songs „Beloved One“ drängt sich aus dem Hintergrund tatsächlich ein Panflötengeräusch hervor. All diese Beschreibungen mögen durchaus dafür sprechen, dass Lou Rhodes sich auf der Suche nach ihrem Selbst befindet. Glücklicherweise verirrt sie sich dabei trotzdem nie vollständig in die Esoterik-Nische.
Lou Rhodes` Stimme klingt zerbrechlich wie Porzellan, wenn sie singt: „I`ve been waiting for you, angel.“ Sie könnte selbst einer sein, ein Engel, der in den Schlaf singt. Zurückgenommen, vorsichtig, melancholisch, aber am Ende immer bestimmt und entschlossen. „I stand up and face the world“ und „I wanna live, live, live“ erzählt sie. Und man nimmt ihr das ohne Zögern ab. Von Hühnern umgeben auf ihrer friedlichen Farm, fern vom Rock’n’Roll-Lifestyle, scheint Lou Rhodes ganz glücklich zu sein und – mit dem weisen Blick einer zweifachen Mutter - ihr Leben aus der Distanz zu betrachten.
Nein, sie ist kein Hippie. Sie macht es nur so wie schon einige andere Musiker vor ihr: gestresst vom cool und hip sein, vielleicht ein bisschen gelangweilt von der Musik- und Medienwelt, lehnt sie sich in ihrem Korbstuhl zurück, trinkt eine Tasse Tee, entdeckt die Schönheit der Natur für sich - und hält dabei zum Glück eine Gitarre in ihren Händen.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 40:24 / Singer/Songwriter

Silvia Weber





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