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Sometree

Bending The Willow

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Sometree haben eine lange Reise hinter sich gebracht. Nach dem letzten Mammutwerk „Moleskine“ packte man die Koffer und zog nach Berlin, unter anderem um die guten Strukturen rund um die befreundete Sinnbusszene zu nutzen. Nach einem Trainingslager in Dänemark und dem Heranzüchten einiger Songideen ging es dann Richtung Hamburg, um mit Tobias Levin (Tocotronic, Kante, u.a.) das vierte Album aufzunehmen.
Doch damit war die Reise nicht beendet und somit schloss sich in Berlin der Kreis, wo man letztendlich diverse Extras wie Klavier oder Bläser aufnahm und das fertige Werk mit Gordon Raphael (The Strokes u.a.) mixte. Kein Wunder, dass nach diesem mühsamen Weg „Bending The Willow“ ebenfalls wie eine lange Reise klingt. Allerdings nicht im geografischen Sinne, denn durch die vielen Samples zwischen Stimmengewirr und knarzenden Fußschritten auf hölzernem Fußboden, klingt das Album wie aus einem Guss und wie auf engstem Raum aufgenommen. Die Reise auf dem Album und für den Hörer findet vielmehr im Kopf statt. Dort, wo die Impulse für die Gefühle entstehen und eben auch da, wo Songs wie „Seraph“ oder „Idiotes“ zuerst ankommen, wenn sie die Ohrmuschel passiert haben. Ob es der aufwühlende Refrain von „Whatever Makes You Sleep“ ist oder das herzzerreißende „Hands And Arrows“, wirklich jedes Detail nimmt einen mit. Und dennoch haben es die vier Querdenker ihren Fans und vor allem sich selbst wieder nicht einfach gemacht. Sie hätten den bequemen Weg gehen können und zehn kompakte Hits wie „Notion“ - dem herausstechendsten Song des Vorgängers - schreiben können, doch sie haben es nicht getan und so bedarf es wieder einiger Durchläufe bis sich „Bending The Willow“ langsam aber sicher öffnet. Das Soundgewebe ist noch dichter geworden, manchmal fast schon zu dicht, vermisst man doch stellenweise den Platz zum Atmen. Der Gesang hat unglaublich an Substanz und Variation gewonnen und all die eingestreuten Klaviermelodien und Hörner lassen einen mit einem beklemmten Gefühl und vor allem offenem Mund zurück. Wie sich die wenigen, aber umso intensiver gesungenen Zeilen von Blackmail-Frontmann Aydo Abay beim Titelsong einfügen oder die Gitarren bei „Talion“ hereinkrachen, verdient mehr als anerkennendes Kopfnicken. Es verdient die Erkenntnis, dass Sometree ihr komplexestes, dennoch kompaktestes und deswegen bestes Album gemacht haben. Nur die oberflächlichen Zuhörer werden wieder davon reden, dass Sometree versuchen Radiohead oder Mogwai zu kopieren. Dabei haben Sometree schon längst ihr eigenes Genre, dessen Grenzen sie immer weiter ausloten. Jetzt wird es entgültig Zeit für die breite internationale Anerkennung. Es gibt nicht viele Bands, denen man das so sehr von ganzem Herzen wünscht.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 51:42 / Instrumental-Postcorepop

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