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Electra, Justine

Soft Rock

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Die Wahlberlinerin Justine Electra spielt mit den Erwartungen. Hässliches Cover und komischer Albumtitel versus abgedrehte Songwritermusik aus dem Spielzeugladen. Es gibt sie noch, die Hippies.
Auf Soft Rock klingen selbst die Akustikgitarren wie selbst erfunden. Weil sie existieren müssen neben Instrumenten und Stimmungen, an die sie nicht gewöhnt sein dürften. In "Killalady" drehen sie sich stoisch durch einen Wust aus R'n'B Gesangsspuren, irgendwelchem Glockengeläute und sanften E-Gitarren. Man spürt, dass Justine Electra eine eigenwillige Persönlichkeit ist, die sich nicht reinreden lässt. Vor fünf Jahren von Australien nach Berlin gezogen, schlug es die Künstlerin zuerst als DJane durch Berliner Diskotheken und Clubs. Immer nebenher: die eigene Musik. Am heimischen Rechner konstruiert, durch die eigene musikalische (professionelle) Ausbildung zur Perfektion getrieben. Da blubbert und piepst die Elektronik und muss immer wieder antreten gegen das, was man gemeinhin als handelsübliche Songwriterkost bezeichnet. Diese Verbindung macht es erst so richtig interessant. "Mom + Dad + Me + Mom", ein Kinderlied, das Justine im Alter von Acht Jahren schrieb, entzieht sich dabei noch am wenigsten den gängigen Konventionen. Alles andere ist ungewöhnliche "Weltmusik", ganz im positivsten Sinne. Wenn im "Calimba Song" Björk besucht wird, wenn in "Railroad Baby" die Südstaaten aufleben, wenn in "Sandman" CocoRosie um die Ecke schauen, immer dann fragt man sich, was im Hirn Justine Electra's wohl für Gehirnwendungen sein müssen. Abgedrehte, etwas weltfremde, unkonventionelle Songwriterkost ist das, bisweilen so als hätte Cat Power zu viele Süßigkeiten gegessen und nun einen Zuckerflash. Kann nervig sein, größtenteils jedoch großartig. Und wenn am Ende "defiant proud" um die Ecke rollt, meint man eine Koyphäe zu sehen. Hoffentlich kann man dem geistigen Auge trauen. Man muss das einfach. Sagt Christof Ellinghaus. Dem sollte eigentlich zu trauen sein...

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 40:24 / Elektro-Folk

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