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Matmos

The Rose Has Teeth In The Mouth Of A Beast

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Wenn Drew Daniels und Martin C. Schmidt - die beiden Nerds hinter Matmos - nicht gerade Alben von Björk veredeln, basteln sie selbst „Musik“ aus ihren kruden Ideen. „The Rose Has Teeth In The Mouth Of A Beast“ ist ihr drittes und angeblich zugänglichstes Werk und hat dennoch nur Spott und Hohn für jede gewohnte Songstruktur übrig.
Zehn Stücke, die über den Begriff „Musik“ weit hinaus gehen und längst nicht da aufhören, wo wahre Kunst beginnt. Ein Konzept hatten die beiden Soundtüfftler im Kopf und haben es in unglaublicher Weise umgesetzt: Zunächst wählte man zehn persönliche Idole verschiedenster Art, von Valerie Solanas bis Ludwig Wittgenstein oder König Ludwig II. von Bayern. Dann nahm man die Biografien der Personen auseinander, um sie danach in Form von Geräuschen, pulsierenden Beats und plätschernden Sounds wieder zusammenzuschrauben. Man stellte Szenen aus dem Leben der Idole nach und nahm die dabei entstandenen Geräusche auf und bannte jede Menge Gebrauchsgegenstände der verschiedenen Charaktere auf Band. So gibt es bei „Public Sex For Boyd McDonald“ eine Schreibmaschine oder Papier zu hören, während es bei „Germs Burn For Darby Crash“ ein Feuerzeug und eine Zigarette in den Song geschafft haben. Geräusche sind hier aber nicht nur wahllose Samples, sondern fast mechanisierte Instrumente. Was beim ersten Hördurchgang noch aus scheinbar undurchdringbaren Strukturen besteht, offenbart sich nach und nach sogar als tanzbar („Steam And Sequins For Larry Levan“) oder mehr als interessant („Rag For William S. Burroughs“). Es macht Spaß immer wieder zu versuchen die einzelnen Geräusche herauszuhören oder sich die Biografien der einzelnen Personen herauszusuchen, während Matmos aus der Anlage atmen. Wem das zu krank und wirr erscheint, sollte wissen, dass neben all dem Wahnsinn Gastauftritte (Björk u.a.), Streicher und Bläser für greifbare Momente sorgen. Ein Soundtrack für den nächsten Fieberwahn oder einen Zirkus voller Wahnsinniger, aber auch das spannendste Werk seit Langem, das Ohren, Augen (das Booklet besteht aus elf Einzelkunstwerken!) und Geist zugleich fordert.

-- / Spielzeit: 55:38 / Instrumental-Wahnsinn


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