Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Dawson, Kimya

Remember That I Love You

KimyaDawson.jpg

Bestandsaufnahme: wir befinden uns noch immer im zugemüllten Schlaf/Wohnzimmer Kimya Dawsons und sehen ihr dabei zu, wie sie Soljanka für die Freunde kocht und Liebesbriefe an ihre kranke Mutter schreibt. Nichts neues, zumindest formell.
Noch immer liebt uns Kimya, noch immer teilt sie uns ihre Gedanken so freizügig und lapidar mit. Da fragt man sich natürlich an der ein oder anderen Stelle, womit man das verdient hat. Zumindest aber haben wohl in den letzten Jahren genügend Menschen ihre Platten gekauft, ihre Konzerte besucht oder ihren Blog gelesen, dass Kimya sich bemüßigt fühlte, ein weiteres Album aufzunehmen. Und das alles nach dem 2004er Streich "Hidden vagenda", einem Album, dass ohne große Gegenreaktion garantiert als das Anti-Folk-Album schlechthin gilt. Überhaupt, Anti-Folk: Kimya bewegt sich null Milimeter von ihrem selbsterschaffenen Epizentrum weg. Noch immer rattern die Texte eher beiläufig herunter, noch immer schrubbt sie eher weniger professionell auf ihrer Gitarre herum und noch immer sind da tausend Freunde, die mithelfen und mitsingen. Wer sich so sehr einem Konzept verschrieben hat wie Kimya (einem Konzept, das keines sein darf - das ist das Konzept...), der geht darin auf wie eine Butterblume und wird in tausend Jahren nichts anderes machen. Immer schön vor 60 leuten spielen und selbstgemalte Jutebeutel verkaufen. Und mal ehrlich: so wollen wir das doch auch, oder? Wir wollen den gnadenlosen Einblick in ihr Privatleben, ob das nun, wie in "Tire Swing", vollkommen belanglos ist (nämlich dass sie noch nie einen Tobey getroffen hat, den sie nicht mag) oder so herzergreifend rührend wie in "My Mom". Die ist nämlich krank und Kimya kümmert sich zumindest lyrisch aufopferungsvoll um sie und beklagt die Geister in deren Kopf. Das kann Kimya Dawson perfekt. Was sie nicht kann, was sie aber auch nicht will: Neuland betreten. Denn sämtliche Songs auf "Remember that i love you" hätte genauso auch auf "Hidden vagenda" oder früher verewigt werden können. Wird Zeit, dass Adam Green wieder von seinem Celebrity-Trip durch deutsche Fernsehanstalten zurückkehrt und gutes altes Weed mit seiner früheren Weggefährtin Kimya raucht. Nach all den Jahren wäre ein neues Moldy Peaches Album nämlich wesentlich angebrachter als weitere Solo-Alben beider Protagonisten ...

Bewertung: 6 von 10 Sternen / 40:24 / Folk

Autor:





ERROR!