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Campsite

Names, Dates & Places

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Eine neue Sommerplatte für Menschen, die den schmalen Grad zwischen The Cure, Interpol, Abba und Weezer zu schätzen wissen. Wie? Klingt absurd? Abwarten und Campsite hören!
Es gibt da eine Geste, die viel zu wenig Menschen zu schätzen wissen. Das ist das gepflegte Kopfnicken, sachte, mit Kopfhörern auf dem Kopf, durch die Sonne auf den Weg zu wem auch immer. Es ist eine Geste vollständiger Naivität, weil man weiß, dass man beobachtet wird und sich dennoch gehen lässt. Campsite sind die perfekte Animation für diesen musikalischen Spaziergang. So locker und leicht die meisten der Songs auch um die Ecke kommen, immer schwingt eine gewissen Paranoia mit, immer zuckt mindestens ein Muskel im gehirn, der für die Dramatik und die Traurigkeit zuständig ist. "Parade" ist einer dieser Songs: allzu leicht verfängt man sich in der fröhlichen Gitarre, in der Melodie, die so sehr nach Sommer riecht, dass man sich fast schämen muss. Und während man mitsingt, fällt es einem irgendwann wie Schuppen von den Augen: "There was a time when i could tell / all that went wrong and what went well / i tried to read you, i tried to read you" ist nicht fröhlich, ist keine Hymne auf die leichtigkeit des Lebens. Das hier ist todtraurig. Und so zieht es sich durch das ganze Album der fünf Dänen. Klar, da sind Songs, die einmal mehr eine blinde Kopie einer Kopie einer Kopie eines CureDivision-Klons klingen könnten. Aber sie tun es nicht. Weil die leichtigkeit hier mit der Schwere verbunden wird, weil das alles so tanzbar wie hörbar ist, dass einem ganz schwindelig wird. Hätten Interpol ein Faible für Abba und Weezer, sie würden wohl mit Campsite ein ums andere mal um die Häuser ziehen. Weil Interpol aber lieber diverse Lines in eleganten Backstageräumen ziehen sind Campsite zuständig für ein gepflegtes Durcheinanderbringen der tanzwütigen Indie-Kids mit Mascara und Strubbelfrisur. Aber warum soll soetwas nicht auch mal aus Dänemark kommen? Auf "Names, Dates & Places" beweisen die Kopenhagener jedenfalls, dass sie gut gelernt haben in der hippen Schule des New Wave und des Post Rock. Wollen wir für sie hoffen, dass der Pop sie nicht verlässt!

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 40:24 / Disco-Post-Punk

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