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Fantasy Filmfest 2006

+ der Vorbericht +++ der Vorbericht +++ der Vorbericht

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Das Internationale Festival für Science-Fiction, Horror und Thriller findet dieses Jahr bereits zum 20. Mal statt. Das ist doch mal ein Grund zum Feiern. Eine Überraschung gibt’s auf jeden Fall. Das wurde auf den FFF Nights dieses Jahres bereits verraten. Könnte was mit der ominösen Preview zu tun haben, die Rosebud angesetzt hat. Wer nach den FFF Nights befürchtete, das diesjährige Festival bestünde nur aus Hollywood-Horror-Krachern, der sieht sich zum Glück getäuscht. Das FFF stand schon immer für spannende Unterhaltung, die die Grenzen des Phantastischen gerne mal sprengt. Und zwar aus möglichst vielen unterschiedlichen Ländern. An die 70 Filme gibt es 2006 wieder zu sehen. Alle ungeschnitten und in Originalsprache (mit Untertiteln). Wer nur ein Festival besucht, kann freilich nicht alles sehen. Denn im Normalfall laufen immer zwei Filme gleichzeitig.

München - Stuttgart - Nürnberg - Frankfurt - Köln - Bochum - Hamburg - Berlin

Der Eröffnungsfilm heißt dieses Jahr Severance und kommt aus Großbritannien. Läuft zwar im November bereits regulär im Kino an. Macht aber nichts. Die Geschichte um den Betriebsausflug einer europäischen Verkaufsabteilung in einen Wald mitten im Ostblock macht recht schnell klar, dass es sich hier um einen spaßigen und blutigen Backwood-Film der besonderen Art handelt. Kommt als Weltpremiere auf dem Festival an und geht sicher mit dem ein oder anderen neuen Freund nach Hause.

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the science of derbe große Gliedmaßen

Das diesjährige Centerpiece nennt sich Renaissance. Ein französischer Schwarz-Weiß-Film, der den Bildern zu urteilen nach wohl den Animationsfilm mal eben neu erfinden will. Sieht spannend aus, wird als Metropolis für unser Zeitalter gehandelt und ist sicher mehrere Blicke wert. Dagegen erscheint selbst Sin City plötzlich realistisch as fuck.
Der dritte exponiert stehende Film ist The Science of Sleep. Von Michel Gondry (Eternal Sunshine of a Spotless Mind). Lief bereits erfolgreich auf der Berlinale. Und dürfte all jenen aus dem Herzen sprechen, die auf so einem Filmfestival mehr als nur Schlächter und Schizophrene erwarten. Dass einem das Wort überbordend bei Gondrys Filmen meist schon in den ersten fünf Minuten in den Sinn kommt, whatever! Kreative Anarchie nennt man das wohl.

Was hat das Festival sonst noch zu bieten hat? Von den Nippon Classics ist sicher Hanzo the Razor besonders hervorzuheben. Ein 30 Jahre alter, knallharter japanischer Samurai-Exploiter, der den Hauptdarsteller Dirty Harry-like auf Selbstjustiz-Tour schickt. Dass Hanzo dabei eine neue Verhörmethode entwickelt, die seinen jahrelang gestählten Penis involviert, trägt nur noch mehr zur Obskurität des sleazy Streifens bei.

Die restlichen Filme sind unterteilt in die Kategorien FOCUS ASIA (alles aus Japan, Hongkong, Südkorea, ...) FRESH BLOOD (dieses Jahr neu - Debüt oder Zweitlingswerke), MIDNIGHT MADNESS (rasanter, abgefahrener spaßiger Chaos-Splatterkram), die KURZFILME und natürlich die OFFICIAL SELECTION (der ganze Rest)

Welche Filme letztendlich unvergessen bleiben, das wissen auch wir erst im Nachhinein. Trotzdem wagen wir mal eine kleine Vorschau. Was könnte sich lohnen? Hier steht’s:

SPL: Von den Internetnerds bereits als heißer Tip gehandelt. Ein knallharter Bloodshedreißer soll es sein. 80er-Style mit Sammo Hung und Mix aus Polizeithriller, Gewaltorgie und Martial-Arts (remember Sammo). Definitiv was für Hong-Kong-Fans also! Alte John-Woo-Schule eben. Und Aint-it-cool-Harry sagt: Sammo Hung is fat and 53 years old but he can still beat the shit out of anyone ... ab-so-fucking-lutey!!!

Final Fantasy 7: Advent Children: Jeder, der schon mal einen Final Fantasy-Teil gespielt hat (ja, hier handelt es sich um das gleichnamige Rollenspiel) weiß, dass keine drei Seiten reichen würden um die Story zu skizzieren. Deswegen wahrscheinlich auch ziemlich aussichtslos für Normalos. Wer Teil 7 aber spitze fand, der findet hier die Fortsetzung zur Story um Cloud, Sepiroth und die Shinra.

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so schön kann Horror sein - für einen Moment

Bad Blood: Ein portugiesisches Schauerstück über eine Familie die in ein kleines Dorf zieht. Wohl fühlen sie sich zwar nicht. Aber das wird schon noch. Denkt man da natürlich. Als der Dorfpfarrer sich regelmäßig selbst einlädt, werden die Familienmitglieder sich jedoch immer fremder. Das Unheimliche hält Einzug ins Haus. Der Teaser-Trailer verspricht recht unaufgeregten Psychohorror.

Storms: Schwedisches Action-Sturm-Feuerwerk um den zynischen Bastard DD. Nicht Dirk Diggler, nicht Donnie Darko. Sondern Donny Davidson. Als ihm -Fifth-Element-Style- eine schöne Frau vors Taxi fällt (natürlich eine Martial Arts-Kämpferin) findet er sich blitzschnell in einer mörderischen Story um eine mysteriöse Box wieder. Schön mit Mystery-Touch und einer ganzen Latte an Referenzen. Sieht ziemlich over-the-top aus.

Isolation: Hier könnte mal wieder ein kleiner schmutziger Schocker auf den Zuschauer warten. Inklusive Cronenbergschen Körperwandlungen. Klar, Horrorfilme in denen Landwirte von einem Creature aus dem Inneren der Fruchtblase einer Kuh gebissen werden, das sieht man ja auch nicht alle Tage. Düster wird’s auf jeden Fall. Der Trailer verspricht einen recht humorlosen Film. Trotz der Story. Haha.

Running Wild: Südkorea will Hongkong wohl den Rang im coolen Copthriller-Genre streitig machen. Hier mal als actionreicher Rachethriller. Wer auf tighte Shootouts, knallharte Copaction und den ganzen Gangsterboss meets korrupte Polizisten-Kram steht, sollte hier richtig liegen.

Gruesome: Stilsicherer Horrorfilm der das „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Prinzip schön aufs Serienkiller-Genre überträgt. Dauert keine 80 Minuten. Inklusive falscher Fährten. Lief auf dem Sundance-Festival. Und wenn der Trailer nicht so ne schäbige TV-Optik hätte, man könnte fast meinen, dass Gruesome eigentlich alles hat was ein moderner Horrorfilm so braucht.

A Scanner Darkly: Philipp K. Dick (Blade Runner), Richard Linklater und ein Film, der normal gedreht wurde und danach komplett Comic-Style überzeichnet wurde. Ein abgedrehter Albtraum mit Hollywood-Starbesetzung like Winona Ryder, Keanu Reeves und Robert Downey Jr. Animationsfilm für Erwachsene würde ich sagen. Der Trailer verspricht eine einzigartige Big-Brother-Vision.

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beruhigter Waldspaziergang geht anders

13: Französischer Bastard von einem Film, der Einwanderer Sebastien in einen Strudel der Gewalt und Ausweglosigkeit führt. Konsequent, schonungslos und weil bestimmt auch famos, hier ohne weitere Storydetails. Ach, Hollywood-Remake ist natürlich schon wieder beschlossene Sache. Is ja klar. Allein die Trailer-Szene ist bereits so großartig. Man weiß gar nicht wie weit der Film noch gehen kann. Unbedingt ansehen. Geheimtipp!

Voice: Ungewöhnliche Geistergeschichte aus Südkorea, die eine High-School-Freundschaft bis in den Tod beleuchtet. Weniger Thrill, trotz Who-dunit-story. Eher düster und ruhig.

The Woods: Schulmädchen im Wald, Village of the Damned-mäßige Gleichschaltungprozesse und eine Außenseiterfigur als Hauptdarstellerin. Dazu in einer Gastrolle: Bruce „Evil Dead“ Campbell. Könnte ganz nett werden, da im Wald.

Hatchet: Hatchet verspricht der diesjährige Kandidat für den gepflegt blutigen Splatterhit zu werden. Da fliegen Gliedmaßen zuhauf durch die Gegend. Eine Touristengruppe bleibt im Sumpf stecken. Leichtes Opfer für den mutierten Halbmensch der da wohnt. Ach, und tatsächlich mit Kane Hodder, Robert Englund und Tony Todd. Also quasi Jason, Freddy und Candyman. Huihuihui. Das wird blutig.

Behind the Mask: Mann beißt Hund trifft Scream trifft Henry: Portrait of a Serial Killer. Ob das funktioniert weiß man nicht. Aber es liest sich hervorragend. Und dem Trailer nach zu urteilen hat man es mit einem verdammt cleveren, selbstironischen Teenslasher-Verschnitt zu tun. Wer dagegen nicht allergisch ist, der sollte mal ein paar Euro investieren. Ein Psychopath bei den Vorbereitungen zum ersten Amoklauf. Kamerateam dabei. Dann kanns ja losgehen.

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scheiß auf Zombies, Hasen sind der neue Horror

Starfish Hotel: Kurzer Blick auf Story und Bilder lässt nur einen Schluss zu: Das ist Donnie Darko auf Japanisch. Natürlich kannte der Regisseur den Film nicht bei Drehstart. Ist klar … Auch hier werden die Grenzen von Zeit und Raum ordentlich gesprengt. Ein Mann auf der Suche nach seiner Frau. Und ein Penner im Hasenkostüm, der für einen neuen Sexclub wirbt. Hervorragend – und hat natürlich mehr miteinander zu tun, als man denkt.

Ordinary Man: Der normale Mann, der eben mal ausflippt und jemanden auf offener Strasse erschießt. Der ist namenlos. Aber er packt die Frau des Ermordeten in den Kofferraum. Vielleicht ist die ja noch für was gut. Und schon beginnt ein echt kompromissloser Psychothriller. Natürlich aus Frankreich. Woher sonst ... Ganz schwer einzuschätzen. Aber zumindest verspricht der Film keine Gefangenen zu nehmen.

Cargo: Quasi der letztjährige Deadly Cargo, bloß anders. Vielleicht auch in ein bisschen spannender. Auf jeden Fall aber mit Daniel Brühl an Boot. Eine weitere internationale Rolle. Er, blinder Passagier, wird erwischt. Will arbeiten, darf aber nicht hinter das Geheimnis des Frachters kommen. Denn das Wissen um die Fracht bedeutet seinen sicheren Tod. Horrorfilme oder Thriller oder Filme allgemein, in denen Wasser vorkommt sind mir ja schon von Grund auf ein wenig suspekt. Mal sehen wie es hier aussieht. Aber wahrscheinlich kein Muss.

Them: kommt aus Frankreich. Wird gleich mal mit High Tension verglichen. Storytechnisch haut das hundertpro hin. Ob der Film allerdings auch sonst viel mit dem Werk von Aja zu tun hat wird sich zeigen. Auf jeden Fall ein Tipp für Freunde des klassischen Survival-Films. Tighter Terror, alder.

Shadow: Dead Riot: Zombies im Frauenknast. Ein US-Splatter-Film. Mehr muss man glaub ich nicht sagen. Klingt nach Riesenspaß. Dazu ordentlich Bier und Popcorn. Dann könnte das was werden. Auch hier mit dabei: Candyman Tony Todd. Zumindest die New York Times schreibt schon wieder: A Cult Classic is Born. Ob dem so ist, oder ob hier nur wieder mucha sangre am Start ist, das seht ihr dann wohl erst im Kino.

The Ice Harvest: richtig dicke Hollywood-Produktion von Harold Ramis. Eine melancholische Noirkomödie mit John Cusack. 2 Millionen Dollar wurden einem Mafiaboss entwendet. Mit Killern im Rücken, ist es halt doch keine gute Idee erst mal in den nächstbesten Stripclub zu stolpern. Partners In Crime mal etwas anders. Sieht vielversprechend aus. Kommt aber sicher bald eh in die Kinos. Die ersten Stimmen hingegen sprechen von einem rechten Langweiler. Muss man sicher nur sehen, wenn nichts anderes läuft.

Bystanders: Südkoreanischer Serienkillerfilm mit Bittersweet Life-Star Eric Moon. Rätselhafte Morde führen die Polizei in ein aufwühlendes Drama um Schuld und Sühne, mit Park-Chan-Wookschen Ausmaßen. Ganz klarer Tipp!

Wer hier immer noch nichts gefunden hat, dem sei versichert: Auch die hier nichtgenannten Filme bieten noch die ein oder andere Festivalentdeckung. Baba’s Cars, Brick, The Method… Wenn wir genug Zeit und Geld hätten, wir würden sie alle schauen…

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