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FFF: Teil I

Severance | SPL | Final Fantasy 7: Advent Children | Bad Blood | Wilderness | Adams Apples | Sams Lake | Hole

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angewiederter Blick, Pumpgun - noch Fragen?


Nachdem die letzten Jahre ja eher zugkräftigere Produktionen als Eröffnungsfilm eingesetzt wurden (Siehe Identity, Kiss Kiss Bang Bang), heißt es diesmal back to the roots. Das gilt genau genommen für beide Filme des ersten Tags. Severance ist ein kleiner, dreckiger und äußerst humorvoller Film übers Sterben. Und bei SPL geht’s straight zurück in die 80er Jahre.


Severance
mach gleich in der Eröffnungssequenz klar, dass sich hier zwei gefunden haben. Der Film und das Fantasy Filmfest nämlich. Die britische Horrorparodie gräbt alles aus, was das Genre je hervorgebracht hat, und dreht es würdevoll durch den Fleischwolf. Eine Gruppe der Waffen-Firma Palisades fährt zum Teammanagement nach Ungarn. Dort soll eine superluxuriöse Lodge auf sie warten. Doch als sie ankommen, bekommen sie eine Bruchbude zu Gesicht. Recht bald müssen sie feststellen, dass in den Wäldern mörderische Gestalten umherschleichen, dass es schlecht ist, wenn man in so einer Situation ständig auf Drogen ist, und dass abgetrennte Gliedmaßen im Trubel schon mal verloren gehen können.

Obwohl Severance vollkommen auf seinen trockenen, schwarzen Brithumor setzt, gibt es in der zweiten Hälfte des Films immer wieder kurze Momente voller Spannung. Sämtliche Klischees des Genres werden aufgegriffen und liebevoll dekonstruiert. Macht also selbst Horrorbuffs sicherlich jede Menge Laune. Von „I’ll be right back“ bis zum weiblichen Eskort-Service, der das Thema „Chicks with Guns“ aufgreift ist alles dabei. Zum Schluss wird auch ein wenig gesplattert. Im großen und ganzen krallt sich Severance seine Zuschauer aber mit dem gut getimeten Humor. Sicherlich ein Film von einem Fan - für die Fans. Als Eröffnungsfilm brilliant Das Publikum war von der filmischen Achterbahn sehr angetan. Alles richtig gemacht also. Zumal mit Laura Harris (The Faculty) und Danny Dyer (Football Factory) sehr gut besetzt. Im Netz schrieb irgendwer: The Office trifft Wrong Turn. Da liegt derjenige gar nicht mal so falsch.

Basti gibt:


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gutes Training oder einfach nur auf Testosteron?

SPL beamt den Zuschauer dann direkt in die 80er zurück. John-Woo-Style. Eine altgediente Geschichte, kompromisslos erzählt. Wird am Anfang noch viel Wert auf die Storyentwicklung gelegt, verkommt SPL später zu einem astreinen und spektakulären Martial-Arts Knaller. Da wird ordentlich heroic bloodshed-mäßig rumgeprügelt. Im Finale ohne Schusswaffen. Nur mit Händen, Fäusten, Stöcken und Messern. Mit Sammo Hung als skrupellosem Gangsterboss Wong Po. Ein paar Cops wollen ihn mit allen Mitteln hinter Gitter bringen. Egal wie.

Das missfällt dem neuen Police Officer im Team. Und so wird im pathetischsten und wundervollsten HK-Cinema-Style eine Geschichte über Ehre, Moral und Verrat erzählt. Dabei übertreibt Regisseur Wilson Yip gerne mal. Style over Content ist angesagt. Trotz der ein oder anderen Länge ist SPL recht kurzweilig geraten. Die Geschichte führt zu einem furiosen und Handkanten-Action-reichen Finale das sich gewaschen hat. Inklusive plattem, aber passenden Ausgang. Ein Polizeidrama, das jeden HongKong-Fan und 80er Jahre Sympathisanten restlos begeistern wird. Tighte Fights und eine tolle Kameraführung sorgen dafür, dass es nie langweilig wird. Wer etwas gehaltvolleres erwartet, der muss sich dann wohl doch Infernal Affairs anschauen. Immer noch das Maß aller Dinge, wenn es um Polizei/Yakuza-Thriller geht. Da stimmte nämlich alles. Bei SPL sind es vor allem die herausragenden Actionszenen, die begeistern können.

Basti gibt:

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ein elfengeleiches Pixelwunder
- damn die heutige Technik

Der zweite Tag in Nürnberg beginnt mit Final Fantasy 7: Advent Children. Klare Ansage von Seiten der Filmemacher: Diese Reunion ist für die wahren Fans. Kann man sicher so stehen lassen. Die Fortsetzung des 1997er PSX-Rollenspieles von Square kommt als astreine Eso-Kampf-opera daher. Wie erwartet, eigentlich. Man freut sich über die vielen kleinen Details, die in dem Film versteckt sind, beginnt zu lächeln, wenn Cloud, Tifa und Barrett wieder über die Leinwand wirbeln und muss leider auch die ein oder andere Länge bei den ausufernden Kampfszenen überdauern. Wenn Cloud im Kampf gegen Sepiroth seine Limit-Break-Special-Move-Attacke auspackt, dann überwiegt trotz allem auch hier die Freude.

Wer Eyecandy erwartet, der wird nicht enttäuscht. Die Story ist ein simples Update des Videospiels. Wer das nicht kennt, könnte im ersten Moment etwas überfordert sein. Die Shinra, der Lifestream, das Geostigma, die Soldiers, das wird alles im Schnelldurchlauf runtergerissen. Es ist ein schönes Wiedersehen mit alten Weggefährten. Mehr aber leider nicht. Dabei wäre da noch soviel Potential drin gewesen. Für den geübten Anime-Seher also durchaus einen Blick wert, für FF7-Fans auch. Allen anderen prophezeie ich, zähe 101 Minuten.

Basti gibt: 5 von 10


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spooky spooky grüßt das Horrorhaus

Mit Bad Blood geht die neue Fresh Blood-Sektion an den Start. Hier werden Debüt- und Zweitwerke von talentierten Regisseuren gezeigt. Die Zuschauer haben die Möglichkeit die Filme mit Schulnoten zu bewerten. Schöne Idee! Bad Blood nimmt sich viel Zeit, um seine Geschichte zu erzählen. Die Geschichte eines Mannes und seiner Familie. Eines Mannes, der seinen Kindern immer davon vorschwärmte, wie toll es in der Stadt ist. In der Stadt, mit all seinen Konzerten, Bars und Lesungen. Dieser Mann will nun raus. Raus aus Lissabon. Und seine komplette Familie (Frau, Tochter, zwei Söhne und der frischgeborene Enkel) soll mit. Sie ziehen in ein Haus mit langer und schauriger Vorgeschichte. Nur wissen sie nichts davon. Im Gegensatz zu den restlichen Dorfbewohnern. Einzig der junge Pfarrer scheint der Familie etwas näher kommen zu können. Und schon bald häufen sich mysteriöse Zwischenfälle.

So klassisch sich die Geschichte anhört, so klassisch ist der Film auch inszeniert. Tiago Guedes und Frederico Serra haben einen Film entworfen, der subtil und ohne jegliche Schockeffekte die Entfremdung einer Familie zeigt. In der großen Stadt schien alles perfekt zu harmonieren. Doch im kleinen Dorf brechen ungeahnte Abgründe auf. Der Vater ist nie ohne Rotweinglas anzutreffen. Die Mutter glaubt, dem Wahnsinn zu verfallen. Die Kinder leiden unter ihrem egostischen Dad. Mehr ein eingehendes Psychodrama als richtiger Gruselfilm.

Basti gibt:

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dieser Rücken schreit nach einem Arztbesuch

Gar nicht lange mit großer Story-Exposition hält sich dagegen der unterhaltsame Survivalfilm Wilderness auf. Im großen und ganzen geht es um eine Gruppe englischer Jugendstraftäter, die (Severance lässt grüßen) zu Teambildungszwecken auf einer unbewohnten Insel ausgesetzt wird. Doch soooo unbewohnt ist die Insel dann doch nicht. Erst treffen die Jungs auf eine ähnliche weibliche Gruppe (Inklusive Descent-Heldin Alex Reid), dann auf einen Einsiedler, der sich auf dem Army- Testgelände niedergelassen hat. Und schließlich ist da noch jemand. Jemand, der auf übelste Art und Weise anfängt die Gruppe sukzessive und möglichst blutig zu dezimieren.

Die New Wave of British Heavy Horror. So heißt der Trend, dem Wilderness zugeordnet wird. Heavy ist der Film durchaus. Im Gegensatz zum letztjährigen Höhlenschocker The Descent, dem ja jeglicher Humor abging, darf hier durchaus mal geschmunzelt werden. Dass wir uns nicht falsch verstehen. Bei Wilderness geht es knallhart zur Sache. Aber allein die unterschiedlichen Charaktere sorgen für den ein oder anderen Lacher. Die Auflösung der Geschichte ist dann auch etwas zu over-the-top. Trotzdem: Wer auf Survival-Filme steht, der liegt hier goldrichtig. Außerdem sind Filme auf verlassenen Inseln mit hoher Bodycountrate ja prinzipiell schon mal gut. haha.

Basti gibt:

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eine schrecklich nette Familie...

Adams Apples war ein Film, der bei mir auf der Kippe stand. Ich war mir nicht so sicher ob ich den wirklich sehen muss. Außerdem bekommt er eh bald einen normalen Kinostart. Egal, ich bin trotzdem mal rein. Und das hat sich wirklich gelohnt. Die Geschichte um einen dänischen Landpfarrer, der sich darum bemüht unverbesserliche Straftäter zu resozialisieren, trifft einfach mitten ins Herz. Wunderschöner schwarzer Humor. Neonazi Adam ist neu in Ivans Pfarrhaus. Das Kreuz an der Wand ersetzt er erstmal durch ein Hitler-Porträt, die Bibel durch „Mein Kampf“. Zusammen mit dem Vergewaltiger Gunnar und Tankstellenräuber Khalid soll er die nächsten drei Monate unter einem Dach verbringen. Als Ivan den Neuankömmling fragt, welches Ziel er sich setzt, antwortet der verächtlich und ein wenig überfragt, dass er einen Kuchen backen will. Einen Apfelkuchen. Also muss sich Adam fortan um den Apfelbaum im Garten kümmern. Dabei geht ihm der Gutmensch Ivan so auf die Nerven, dass er ihm erstmal ordentlich die Fresse poliert. Der Beginn einer wirklich absonderlichen Freundschaft.

Regisseur Anders Thomas Jensen, der ja schon mit Dänische Delikatessen und Old Men in New Cars zu überzeugen wusste, perfektioniert hier seinen makabren Humor. Trotz jeder Menge Bösartigkeiten strahlt der im wahrsten Sinne des Wortes phantastische Film eine unglaubliche Fröhlichkeit aus. Die deutsche Synchronisation wird sicherlich ein Drahtseilakt. Wenn die nicht gelingen sollte, könnte der Film auch bloß bei acht Punkten im Endeffekt landen. Im Original mit Untertiteln aber ein Heidenspaß mit ernstem Unterton.

Basti gibt:


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klasisches Schatten-und-Licht-Spiel
- genau wie der Film selbst

Zum Abschluss des zweiten Tags entschied ich mich für Sams Lake. Ein Slasherfilm im Wald, ohne wirklich Backwood-Territorium zu betreten. Zunächst geht der Film die Geschichte recht ruhig an. Klar, hat man schon tausendmal gesehen. Trotzdem kann das ja auch heute noch gut unterhalten. Ein 16-jähriger Junge bricht aus dem Irrenhaus aus, ermordet seine Familie und wird von niemandem ausfindig gemacht. Soll heißen: zieht immer noch mordend durch die Wälder. Sam, ihr Jugendfreund aus dem Dorf und ihre neue Clique wollen ein paar schöne Tage am See verbringen. Dumm nur, dass der Mörder tatsächlich noch ziemlich aktiv ist. Bis dahin gibt es keine Überraschungen, die Auflösung an sich haut auch nicht aus den Socken, sorgt aber - obwohl man es schon ahnt - trotzdem für kurze Gänsehaut. Das groß angelegte Finale ist dann nur noch enttäuschend. Schade eigentlich. Spannung hat der Film kaum zu bieten. Das liegt in erster Linie daran, dass er Schritt für Schritt den Regeln des Genres folgt, als hätte es Scream nie gegeben. Keine verschenkte Zeit, kein rausgeworfenes Geld, aber auch kein Film an den man sich rückblickend groß erinnern wird. Dafür ist er einfach zu durchschnittlich.

Basti gibt:

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warum eigentlich immer dieser Blauton?

Der spanische Thriller Hole, der fast ohne Action, dafür mit umso mehr Psycho-Terror daherkommt, ist eigentlich ein Musterbeispiel für einen Vier-Augen-Test. Als Publikumsspalter kam er und als Publikumsspalter ging er.

Protangonist Miguel findet sich eines Tages in einem ausgetrockneten Brunnenschacht - seinem persönlichen Hole - wieder und hat natürlich keinen Plan, wie und warum er da unten gelandet ist. Aufklärung erfährt er auch nicht von seinen beiden maskierten Bewachern, die ihm von Zeit zu Zeit das Nötigste herunterreichen. Sie wollen kein Geld, hüllen sich konsequent in Schweigen und Befreiung scheint ebenfalls nicht in Sicht. Damit beginnt der Kampf gegen den körperlichen und geistigen Verfall, der Miguel und den Zuschauer immer weiter in die story und den Abgrund zieht. Nicht nur der Gefangene, sondern auch der Kinogänger wünscht sich mehr und mehr dieses Loch zu verlassen und neue Bilder zu sehen. Doch daran denkt dieser radikale Film nicht und bietet nur wenig Abwechslung aus dieser Misere. Keine Frage, dass alle Beteiligten nach Aufklärung lechzen und sich das Ende herbeisehen. Aber auch dann kommt es mal wieder anders als man denkt. Ohne zu provozieren, regt Hole an zum Diskutieren. Ein Film, aus der Post 9/11-Zeit, der eine Geschichte von willkürlicher Gefangennahme erzählt und den Zuschauer in allen Belangen verstört zurücklässt.

Sebastian gibt:

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