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FFF: Teil II

Running Wild | Isolation | Frostbite | Hanzo | Gruesome | A Scanner Darkly | 13 (Tzameti) | Voice

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Staatsanwalt oder Bad-Cop, das ist hier die Frage.

Der südkoreanische Thriller Running Wild stellt für Fans asiatischer Gangsterfilme einen absoluten Grund zur Freude da. Obwohl er am Schluss im Herr-der-Ringe-Style schön 20 Minuten zu lang geraten ist, weiß der Film durchweg zu überzeugen. Die Story: Der tighte Cop Jang hält nichts von Regeln und Gesetzen. Um Gangster einzulochen, überschreitet er gerne mal grenzen. Soll heißen: Erst gibt’s die Faust ins Gesicht, und dann wird mal nachgefragt ob derjenige was zu berichten weiß. Als sein Bruder ermordet wird, will er sich natürlich den dahinter steckenden Gangster schnappen. Doch dafür muss er mit dem gesetzestreuen Staatsanwalt Oh zusammenarbeiten. Das fällt beiden nicht leicht.

Ergebnis ist kein Buddie-Movie. Sondern ein unterhaltsamer Actionthriller mit gewohnt hohem Pathos-Gehalt. Die Sprüche und Aktionen des Hauptdarstellers sorgen zusätzlich für eine feine Prise schwarzen Humor. Teilweise ist die Umsetzung der leidlich bekannten Rachegeschichte richtig brilliant, in der nächsten Szene eher zweckmäßig. Zum ganz großen Wurf reicht es leider nicht. Vor allem wegen dem oben bereits erwähnten Schluss-Epilog. Aber das ist auch der einzige große Kritikpunkt. Die restlichen Minuten gibt’s nämlich Coolness, Action und ein paar Shootouts aufs Auge. Und wenn die Fäuste ausgepackt werden, dann geht’s ziemlich rüde zur Sache. Auch mal wieder schön. Hochglanzkino sieht anders aus.

Basti gibt:


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ordentlicher Knutschfleck. Diagnose: tot.

Buffy in Schweden oder From Dusk Til Dawn mit Teenagern: Die schwedische Horrorkomödie Frostbite mag etwas unentschlossen wirken, doch nach der Hälfte findet der Film die Balance und entscheidet sich für eine spannungsarme, aber amüsante Vampirkomödie, die munter quer durch die Filmgeschichte zitiert. Zwei unangenehme Effekte der Maskenabteilung vermiesen den Spaß jedoch ein wenig: der Latexanzug des Obervampirs, verwirrenderweise ohne jegliches Gemächt, wo doch gerade die stark sexuell konnotierte Vampirgeschichte dem Hohn spricht, geht eindeutig in die Richtung lächerlich und die 15-Punkte-Ähnlichkeit des Hauptdarstellers mit Muse-Sänger Bellamy tut ihr übriges.

Christian gibt:

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ein Stall voller Überraschungen...

Na gut, dann gleich zu Beginn tief in die Schublade gegriffen... Isolation ist: "Alien im Kuhstall". So despektierlich das zunächst klingen mag, es enthält ein doppeltes Lob. Erstens ist der Original-Alien von Ridley Scott ein Meisterwerk an Suspense und Atmosphäre, ein Horrorfilm, der nicht auf Schock, sondern Spannung setzt und zweitens ist es beinahe unglaublich, dass man den fast vollständigen ripoff der Alien-Ideen durch das Setting "Kuhstall" komplett neu aufbereiten kann. Um richtig verstanden zu werden: hier ist kein Humor, kein Trash am Start – Isolation ist ein erstklassiger, beklemmender Horrorfilm, der nebenbei sozialkritisch wirkt und durch die Bank überzeugende Schauspielleistungen bietet. Eine der positivsten Überraschungen des diesjährigen Fantasy Filmfestes.

Christian gibt: 8 von 10 


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Die Bundesprüfstelle empfiehlt:
Hanzo the Razor.

Hanzo the Razor: Sword of Justice läuft außer Konkurrenz. Der einzige Film der Classic Specials den ich mir dieses Jahr ansehe. Und das hat sich schon gelohnt. Wenn jemand diesen Film heutzutage drehen würde, dann müsste er bestimmt viel Prügel einstecken. So geht das ganze als augenzwinkernder japanischer Exploitation-Klassiker durch. Hauptfigur Hanzo erklärt seinen Vorgesetzten vor versammelter Mannschaft, dass er aus Überzeugung keinen Bluteid leisten kann und bezichtigt sie alle der Bestechlichkeit. Nächster Punkt auf der Tagesplanung: Derbste Foltermethoden an sich selbst ausprobieren. Denn nur wer weiß, wie sich die Folter anfühlt, der kann sie auch geschickt anwenden. Und dann, ja dann macht Hanzo mit dem Stählen seines riesigen Geschlechtsteiles weiter. Und zwar mit dem Holzhammer. Spätestens hier wird klar, dass die Japaner schon in den 70er Jahren recht weit draußen waren. Wenn aber Hanzo seine Verhörmethoden den aktuellen Erkenntnissen anpasst, dann schluckt man schon mal kurz.

Um die Machtkämpfe und Intrigen im mittelalterlichen Japan aufzulösen, setzt er nämlich seinen Penis ein. Um Frauen gefügig zu machen. Was im ersten Moment nichts anderes als eine Vergewaltigung zu sein scheint, wird durch Hanzo schon bald zum perfekten Verhör. Schließlich flehen die Verhörten schon nach kurzer Zeit, er solle nicht aufhören. Dann würden Sie ihm auch alles erzählen. Er solle nur weitermachen. Klingt unglaublich, und lässt sich auch auf Zelluloid so an. Eine wilde Mischung aus Samurai, Exploitation und Softcore-Streifen. Wahnsinn, wenn man sich vor Augen führt, dass der Film schon über 30 Jahre alt ist. Ach, und die Titelmusik ist fast cooler als selbige von Shaft. Das mag was heißen.

Basti gibt: a.K.

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die Perspektive ist im Leben sehr entscheidend

Gruesome war für mich eine herbe Enttäuschung. Sicher, die Geschichte war nicht soo schlecht. Hätte man was draus machen können. Auch wenn mal wieder nach kurzer Zeit klar ist, wie der Hase läuft. Aber hier kommt einfach zu viel zusammen. Die billige Videoästhetik und handwerkliche Ungereimtheiten lassen nie Stimmung aufkommen. Mit größerem Budget sähe das sicherlich anders aus. Denn die Ideen des Films sind nicht schlecht. Im Endeffekt hat man es trotzdem mit einer ziemlich gewöhnlichen Story über ein Mädchen und den dazugehörigen Killer zu tun. Ein Slasher, der gerne weitaus mehr wäre. Diesen Anspruch aber zu jeder Zeit vermissen lässt. Immerhin ist die Hauptdarstellerin recht erfrischend. Trotzdem: Das war nix. Da erzähl ich euch lieber gleich gar nicht mehr von der Geschichte.

Basti gibt:

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Technik topp, Story Flopp. Der nächste bitte...

Auch der sehr gut besuchte A Scanner Darkly konnte mich nicht überzeugen. Dabei war ich frohen Mutes. Aber vielleicht ist die konsequente Umsetzung eines Philip K. Dick-Stoffes auch einfach zuu schwere Kost nach einem langen Kino-Tag. So erscheint es mir schon fast zwangsläufig, dass der Film mich unbefriedigt zurücklassen muss und mit äußerst monotonem Drogengelaber nicht mehr als Interesse hervorrufen kann. Die Geschichte um den Drogenfahnder Arctor (Keanu Reeves), der sich selbst ausspionieren soll kommt leider erst im Schlussdrittel ein wenig in Fahrt. Dazu kommt, dass die langen Monologe von Robert Downey Jr. nicht immer sofort verständlich waren. Zumindest für mich nicht. Schade. Der Stil (das abgefilmte Werk wurde per rotoscope-Technik komplett überzeichnet, um einen Animationsfilm daraus zu machen.) ist nach wie vor sehr interessant und passt bei A Scanner Darkly wie die Faust aufs Auge. Wahrscheinlich kann man den Stoff tatsächlich nicht besser verfilmen. Für Fans des Buchs könnte es sich hier also doch um so was wie eine kleine Offenbahrung handeln. Für mich leider nicht. Um gut und hochwertig unterhalten zu werden reicht es natürlich trotzdem. Nur hängengeblieben ist leider nicht sehr viel.

Basti gibt:


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Die Zahl 13 ist immer für eine nette Geschichte gut.

Völlig ungewohnt kommt der französische 13 (Tzameti) daher. Die Story des Films sollte eigentlich gar nicht verraten werden. Tun wir also auch nicht. Nur soviel: Es geht um einen jungen Mann, der über Umwege in eine Situation gerät, die für ihn wie auch den Zuschauer zur nervlichen Belastungsprobe wird. Er folgt den Anweisungen eines Briefes, der nicht an ihn adressiert war, und muss erkennen, dass er sich auf ein schreckliches Spiel eingelassen hat. Mehr darf man wirklich nicht verraten. Ein ungewöhnlicher Film ist es geworden. Sehr ruhig, komplett in schwarz-weiß und trotzdem sehr packend. Nicht nur die Optik erinnert hier an alte Film-Noir Klassiker. Die Inszenierung bleibt stets nüchtern. Ein US-Remake ist bereits beschlossene Sache. Wie so oft eben, wenn mal wieder ein innovativer Low-Budget-Knaller aus Europa auf sich aufmerksam macht. Wer den Trailer vorher zu Gesicht bekommt, der raubt sich selbst sicherliche eine Menge Spannung. Doch auch so gelingt es dem Film den Zuschauer mit seiner gelungenen Atmosphäre in den Bann zu ziehen. War zumindest bei mir so.

Basti gibt:

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bitte einmal recht freundlich die Damen

Voice ist so etwas wie der inoffizielle vierte Teil der „Whispering Corridors“-Reihe. Ist aber natürlich als eigenständiger Film zu betrachten. Das koreanische Schulmädchen-Drama, das fast ausschließlich an der Highschool spielt, ist sehr ruhig und zurückhaltend. Erst im letzten Drittel werden die (Sound-)Effekte etwas überstrapaziert und die Geschichte weiter voran getrieben. Gleich zu Beginn kommt die Gesangsschülerin Young-eon ums Leben. Doch sie wandelt, von ihren Mitschülern unbemerkt, als Geist weiter über die Gänge ihrer einstigen Schule. Ihre beste Freundin Sun-Min kann sie zwar auch nicht sehen. Doch sie nimmt Young-eons Stimme wahr. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, wer für den Mord verantwortlich war. Dabei entfaltet sich ein ein ruhiges Drama, das bis zum Schluss gut unterhält. Sicher kein großer Wurf, aber solide Asiakost, die das ausgelutschte Geister-Thema erfrischend neu und anders interpretiert. Wenn ich vorher nicht Strange Circus gesehen hätte, wäre mir der Film wahrscheinlich auch nicht so konventionell vorgekommen. Aber gegen den ist Voice der reinste Reißbrett-Film. Trotzdem gut, nicht dass wir uns falsch verstehen.

Sebastian gibt:

Autoren: Sebastian Zapf und Christian Ihle


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