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FFF: Teil V [Reloaded: in Berlin]

Blood Trails | Cargo | Brick | The Ice Harvest | The Intruder

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Extremsport war auch mal spannender, wenn auch weniger tödlich.

Blood Trails gewann auf dem Edinburgher Filmfestival den Publikumspreis für den besten Film – ein Mysterium, das nur von den 35 A-Länderspielen eines Marko Rehmer übertroffen wird. Denn ebenso wie Rehmer ist Blood Trails technisch limitiert und sieht scheiße aus. Zugegeben, Blood Trails ist nicht auf dem Gurkenniveau des letztjährigen Death Tunnel, aber es würde durchaus helfen, wenn irgendeine Figur in dieser Mountainbikerfleischerei von einem Film ansatzweise sympathisch wäre. Meine Güte, einem Bike-Kurier wie der grässliche kreischenden Hauptdarstellerin wünscht man nun einmal einen möglichst grauenvollen, vor allem aber schnellen Tod! Allerdings, zugegeben, nicht von einem Gegenspieler, dessen einziger Gesichtsausdruck signalisiert „ich müsste dich gar nicht abschlachten, ich könnte dich auch zu Tode langweilen, wenn ich wollte“.

Christian gibt:


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Die fetten Jahre sind vorbei auf 200m²

Es ist und bleibt das größte Problem aller Thriller: die Auflösung. Was ist nun, wenn ein Film, der die klaustrophobische Atmosphäre eines Frachtschiffes nutzen kann, eine Auflösung konstruiert, die einfach zu wenig ist um dem vorherigen Spannungsaufbau gerecht zu werden? Antiklimatisch, enttäuschend – und das genau in dem Moment, in dem sich die Spannungsschraube weiter drehen sollte. Wie man das richtig macht, hat vor gut 15 Jahren Philipp Noyce mit „Todesstille“ gezeigt, Cargo hingegen nun, wie man es nicht macht. Daniel Brühl spielt in Ordnung und irritiert auch auf englisch nicht, doch irgendwie hat man das nagende Gefühl, dass Brühl, der mit dem Doppelschlag „Das weiße Rauschen“ und „Nichts bereuen“ zu Beginn seiner Karriere signalisierte, er wäre der hoffnungsvollste deutsche Jungschauspieler seit Äonen, auf der Stelle tritt und nur selten beeindrucken kann.

Christian gibt:

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diesjähriger Gewinner der Kategorie: "Fresh Blood"

Ist es nicht wunderbar, wenn ein Teenager-Film wagemutig, originell und clever as fuck ist? Brick ist eines dieser seltenen Exemplare. Wie Regiedebütant Rian Johnson hier das Film Noir Genre mit dem Highschool-Thriller vermengt, ist eine Augenweide. Die Figuren in diesem Kleinod spielen klassische Noir-Gestalten: der hardboiled „Detektiv“ der Marke Bogart, die undurchsichtige Femme Fatale, der sinistre Drogenboss und sein tumber Haudrauf… Klischees allenthalben, die auf wunderbare Weise karikiert werden, ohne dem Film die Spannung zu verleiden oder ihn der Lächerlichkeit preiszugeben. Denn, der Trick bei Brick ist nun einmal, dass all diese Film-Noir-Rollen von 17jährigen Highschool-Absolventen gespielt werden und die Glaubwürdigkeit vollständig intakt bleibt. Ohne Frage hat Brick zu Recht den Debütanten-Award „Fresh Blood“ des diesjährigen Filmfestivals gewonnen. Man hofft auf eine große Karriere und will mehr mehr mehr.

Christian gibt: 9 von 10


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Dick und Doof oder Mick und Joe?

Unweigerlich erinnert John Cusacks The Ice Harvest an dessen frühen Geheimtipp Grosse Pointe Blank, denn auch hier spielen schwarzer Humor, der Mob und die eine oder andere zielgerichtete Tötung eine Hauptrolle. Erstaunlich an Ice Harvest ist die Beimischung einer großen Portion Melancholie und Weltenschwermut, die ihn über das übliche Killer-Thriller-Komödien-Pack hebt. Cusack, der von Jahr zu Jahr seinem Idol Joe Strummer mehr ähnelt, spielt wie immer wunderbar zwischen süßem Dackelblick, scharfer Intelligenz und latent vorhandener Schwermut. Oliver Platt, als bester Freund und gleichzeitiger Cusack-Ehefrauenausspanner, stiehlt jedoch so viele Szenen, dass man ihn nach Movie-Alcatraz schicken müsste – erscheint Platt auf der Leinwand, ist die nächste unfassbar komische Absurdität nur noch Sekunden entfernt. Überhaupt ist es angenehm wie Ghostbusters-Altmeister Harold Ramis leichthändig diese Komödie inszeniert und brüllende Lacher neben die Ausweglosigkeit des Lebens setzt. Tipp!

Christian gibt:

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Zwei Männer, zwei Meinungen, eine Lösung.

Belgien und Kindermorde – es scheint als wäre dieses Land durch Dutroux traumatisiert und arbeitet sich Jahr um Jahr an einer Kollektivschande ab. So auch The Intruder, der aber letztenendes einen anderen Weg einschlägt als erwartet, was auch zweifellos auf der Plusseite zu vermerken ist. Es werden Klischees übersprungen und tief im Herzen ist dies kein Thriller um verschwundene Kinder sondern ein Drama, wie mit dem Verschwinden des eigenen Kindes umgegangen wird. Auch die Auflösung des Dramas erstaunt und ist nur konsequent: betrachtet der Film durchgehend Kinder als das wichtigste im Leben so wundert auch nicht, welchen Weg mancher bestreitet, um das eigene Kind vor Unbill zu schützen. So theoretisch ansprechend The Intruder auch sein mag, ist er letztenendes in Präsentation und Dramturgie-Feinschliff nur auf leicht gehobenem Tatort-Niveau und kann so das eigentlich vorhandene Potential nicht ausschöpfen.

Christian gibt:

Autor: Christian Ihle


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