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Klez.E

Flimmern

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Von der spitzenmäßig programmierten Homepage bis zum fantastischen Artwork: bei Klez.E ist alles auf See programmiert. Auf ihrem zweiten Album taucht das Berliner Quintett um Tobias Siebert (auch Delbo) ab zu den Fischen, um dem Popsong zwischen Gitarre und Indieelektronik neue Impulse zu geben.
Gefeilt wurde vor allem im Detail, was zur Folge hat, dass sich Klez.E nicht neu erfinden, sondern die Stärken des Debüts „Leben daneben“ auf den Punkt bringen. Das fängt beim fulminanten „Strandlied“ an, bei dem die Band einen Tag lang nur Alltagssamples aufgenommen hat, bis man zufrieden war. Eine Couch ersetzt hier die Basedrum und ein Schlappen, der auf den Boden geschlagen wird die Snare, während ein Ausatmen zum Instrument wird. Ein Kleinod für Kopfhörerbesitzer. „Werbefläche Mond“ hat nicht nur ein nettes Video bekommen, sondern macht sich als erste Single auf der Tanzfläche ausgezeichnet. „Standard“ ist textlich kritisch, musikalisch anstrengend und damit der legitime Nachfolger des alten Hits „Du auch“. An dem stark elektronischen „Hellgelb“ hätte jeder Radiohead-Fan seine wahre Freude und das melancholische „Tag im Fall“ dürfte mit seiner Gitarrenwand Freunde von Coldplay ansprechen. Damit aber kein Missverständnis entsteht: Klez.E picken sich nicht die Perlen qualitativer Popmusik heraus, sondern haben ihren ganz eigenen Stil, weshalb die zehn Songs auf „Flimmern“ nie zu glatt geraten. Auf einen eingängigen Refrain folgt dann zum Beispiel ein Banjo, die vorher aufgebaute Pianomelodie wird durch ein Gitarrenbrett zerstört und auf Streicher lassen Klez.E einen dröhnenden Bass folgen, der all die verschreckt, die gerade dachten sie hätten wieder eine deutschsprachige Band für ihren nächsten Quotensampler gefunden. Die Vorbilder von Klez.E sind immer noch in England zu suchen und sicher nicht in der deutschen Radiolandschaft, das beweisen allerspätestens die ausufernden Übersongs „Die Essenz“ und „Surfen im Wahnsinn“. In nicht weniger als sieben bzw. neun Minuten wird da gezeigt, wie viele gute Ideen in einen Popsong passen. Wenn die Band jetzt ihre zahlreichen Ideen noch ein Stück mehr kanalisiert, stehen sie mit dem nächsten Werk entgültig auf dem Thron.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 46:46 / Indie

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