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Hot Gossip

Angles

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Da muss man Nois-o-lution schon mal dankbar sein, dass sie für uns regelmäßig den heißesten Scheiß aus Italien entdecken. Wenn das Berliner Label nicht gerade Promotion für die italienischen Kollegen von Unhip Records macht und dabei so Perlen wie The Death of Anna Karina oder Disco Drive ans Tageslicht befördert, nehmen sie mal eben eine spitzen Band aus dem Land der Weltmeister unter Vertrag.
Bei Hot Gossip ist der Name Programm, denn die Rock’n’Roll-Polizei flüstert es schon hinter vorgehaltener Hand: das ist der heißeste Klatsch und Tratsch. „Angles“ könnte den miesen Sommer doch noch retten, denn so befreit hat schon lange keiner mehr aufgespielt. Als hätten sie nichts zu verlieren und die Wiederentdeckung des Rock’n’Roll auf der Insel noch nicht mitbekommen, haut uns das italienische Trio einen Kracher nach dem nächsten um die Ohren. Als hätte es die Libertines und den Obershambler Pete Doherty nie gegeben, biegen Hot Gossip um die nächste Straßenecke und verdreschen uns verbal mit ihrer Mischung aus rotzigen Punknummern, Indierock der Neuzeit und Rock’n’Roll der skandinavischen Schule. „Real Mess“ hätten sie in London auch nicht besser schreiben können, nur dass dann wahrscheinlich wieder alle darauf abgefahren wären und Hot Gossip morgen die Cover der Printmedien zieren würden. Kommt man aus Varese hat man es dagegen schwerer oder vielleicht sogar einfacher, weil niemand so eine Explosion von dort erwartet hätte. Hot Gossip nutzen diesen Überraschungseffekt und nehmen uns mit ihrem schon auf Platte hektischem, schweißtreibendem Sound gekonnt in die Mangel. Bei „John Rowland“ sieht man bildlich The Clash durch eine verruchte Straße spazieren und der fast schon gewalttätige Bass von „(Things Happen) On A Tuesday“ lässt einen kurz an die Yeah Yeah Yeahs denken, obwohl die bekanntlich nicht mal einen Bass haben. Klingt irre? Ist irre. „Same Old“ hätte auch auf der letzten „Dessert Session“ seinen Platz gefunden und bei „Before Tonight“ trauen sich Hot Gossip doch tatsächlich nach einem flotten Beginn einfach den Song nach einer Minute und ein paar Sekunden auszufaden. Und als hätten die drei Jungs nicht schon genug Haken geschlagen, krönen sie sich selbst nach Thekenschluss mit einem Disco-Punk-Hit inklusive Roboterstimme und abschließender Gitarrensalve. Wenn jetzt einer fehlende Eigenständigkeit bemängelt, sage ich: Fuck that! Hot Gossip sind lauter, besser und vor allem schneller!

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 30:29 / Indie-Punk’n’Roll

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