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Ezio

Ten Thousand Bars

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Eigentlich ziemlich unsympathisch, wenn der Künstler selbst die Presseinfo zum neuen Album verfasst. Bei Ezio Lunedei kann man einmal darüber hinwegsehen, denn nach den Aufnahmen von „Ten Thousand Bars“ hatte der Mann offensichtlich Erklärungsbedarf. Dabei hätte das Album gar nicht vieler Worte bedurft, ist es doch fast ein klassisches Singer-Songwriter Werk geworden.
Aber eben nur fast: Nachdem sich die Aufnahmen mit Band nicht wirklich gut angefühlt hatten, probierte es Ezio mal auf eigene Faust. Sperrte die Band aus und verbannte alle Störfaktoren auf die andere Seite des Mischpultes, um dann die Songs reduziert und solo aufzunehmen. Im Mittelpunkt stand dabei der Ansatz den Gesang besser und persönlicher zu gestalten, was hörbar gelungen ist. Anschließend wurden die Stücke in Kategorien unterteilt und diskutiert, welche Songs noch einen Feinschliff und Bandunterstützung brauchen konnten und welche akustisch und reduziert bleiben durften. Diese Mischung lässt sich auf „Ten Thousand Bars“ tatsächlich gut nachverfolgen, wobei die schlichten, klassischen Singer-Songwriter Stücke klar die Nase vorn haben. „Call Me Up“ oder „If You Want To Go“ klingen so vertraut, fast schon gewöhnlich und doch wunderschön. Da würde man am liebsten einmal die ganze Platte rein akustisch hören. Aber vielleicht ist es auch genau der Pop-Effekt bei der Mehrzahl der Songs, die das Album herausstechen lässt aus anderen Platten des Genres. Positive Beispiele sind dafür „Thin Line“ oder wenn Ezio „I Want You Back“ völlig unschmalzig vortragen. Manchmal ist es aber des Guten zuviel, wenn hier noch ein Saxophon, da eine spanische Gitarre und dort ein Streicher-Arrangement dem Hörer auflauert. Dann klingt Ezio verwechselbar und wie einer der Songwriter, die nach all den Jahren im Musikgeschäft die besten Erfahrungen ihrer Entwicklung in einen Titel packen wollen. Da geht die Reise oft vom Country-Einschlag bis zum radiotauglichen und nur netten Popsong. Klingt dann zuweilen nicht mehr frisch und hungrig genug, weshalb man sich wieder darauf freut, wenn der Künstler sich auf seinen Song, seine Stimme und seine Klampfe verlässt. Deshalb warten wir nun auf das MTV unplugged... Nein, so soweit ist es dann doch noch nicht mit uns gekommen und mit Ezio hoffentlich auch nicht.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 52:16 / Singer-Songwriterpop

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