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State Radio

Us Against The Crown

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Auf einer Demonstration gegen den Irak-Krieg gerät plötzlich alles außer Kontrolle. Menschen schreien, Steine fliegen, Tränengas, Prügel, Chaos. Und 10 Meter daneben sitzt Chad Stokes im Gras und schreibt Songs.
Bob Marleys weißer Sohn im Geiste hat mit State Radio das einzig Konsequente getan. Wir erinnern uns: Dispatch, dieser Crossover im Reggea-Mull, hatte bis 2002 fast eine halbe Million Alben verkauft. "The General" war ihr kleiner Hit, der Rest eine unterhaltende Mischung aus Politischem Aktivismus und Linksalternativem Rumgepose. Alles herrlich unprätentiös. Nach der Auflösung brauchte Chad Stokes etwas. Um sich zu sammeln, aber auch um nebenbei eine preisgekrönte Doku über behinderte Obdachlose auf den Strassen Amerikas zu drehen. Jetzt ist er mit State Radio wieder auf der Bühne zu sehen und zu hören - und macht da weiter wo er mit Dispatch aufgehört hat. Noch immer plinkern die Reggea-Gitarrenlicks munter vor sich her. Noch immer ist der Übergang zu rockigen Refrains fließend. Stokes bemüht sich gar nicht erst, etwas musikalisch völlig anderes aufzuziehen. Warum auch. Die Fangemeinde ist groß und einen Stokes Song erkennt man selbst unter tausenden belangloser Reggea-Hymnen wieder. Weil er sich eben nicht darauf verläßt, weil die Punk- und Popknarre immer auf Anschlag in seinem Nacken klebt. Er kann gar nicht anders. Auch inhaltlich ist Stokes, im positivsten Sinne, ein befangener. Aufgewachsen in einem "free-spirited household with values grounded in equality and individuality" (wie er selbst sag, verbrachte er einige Jahre in Zimbabwe und schnappte dort so ziemlich alles auf, was ein junger, linker Aktivist gebrauchen kann. Zurück in Amerika gab er sich kämpferisch - bis heute. State Radio ist in seinen politischen Aussagen keinen Deut müder geworden. Staff Sergeant Camilo Mejia, der nach seinem Fronturlaub nicht wieder zurück in den Irak kehren möchte und stattdessen für ein Jahr im Knast landet, wurde durch Stokes mit einem Song ("Camilo") geehrt. Und so zieht es sich durchs gesamte Album: überall wo kleine und große Ungerechtigkeiten lauern, werden sie von Stokes aufgeschnappt und mit unermüdlichem Idealismus in der Stimme vorgetragen. So eindringlich mitunter, dass das schlechte Gewissen an einem nagt wie eine gefräßige Ratte.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 49:14 / Ska/Reggea/Punk

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