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Mars Volta, The

Amputechture

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The Mars Volta ziehen in ihrer schier nicht zu bremsen scheinenden Entwicklung plötzlich einfach 'mal die Handbremse. Und überraschen damit vielleicht mehr denn je. Ob allerdings positiv oder negativ, das hängt wohl sehr individuell vom Geschmack des Verbrauchers ab.
Denn weder das Debüt noch der phänomenale Vorgänger "Frances The Mute" sind im Sound des neuen Materials klar auszumachen. Ebenso wenig wie die gleichermaßen wegweisende Vergangenheit als At The Drive-In, wie manche vielleicht zu hoffen wagten. Klar: Omar Rodriguez-Lopez und Sänger Cedric Bixler-Zavala kreierten schon vor Jahren einen Sound, der unverwechselbar war. In diesem Rahmen bewegt sich auch das neue Material. Doch: Von der bekannten lyrischen Stringenz findet sich hier keine Spur. Und auch die progressiven musikalischen Elemente wirken diesmal doch eine Ecke beschaulicher. Die konzeptionelle Herangehensweise der beiden exorbitant visionären Vorgängerwerke wird hier jedenfalls durch relativ straightes Songwriting ersetzt. Klar: Acht Tracks und eineinviertel Stunden Spielzeit lassen nicht gerade auf konventionelle Popsongs nach Maß schließen. Und dennoch eröffnet einem das Material gänzlich andere Reize als bisher. Zwischen Frank Zappa-Frickelei und Postrock-Unterkühltheit drängelt sich hier nämlich vorsichtig das Latino-Flair eines, ähem, Santana dazwischen. Welches bisher zwar ebenfalls sehr dezent evident war, auf "Amputechture" aber zumindest sound-mitbestimmend wird. Dabei will ich der Band keineswegs absprechen, mit ihrem selbst produzierten dritten Longplayer an dem Ziel ihrer musikalischen Reise angekommen zu sein. Wie sonst sollte schließlich die plötzliche Entspanntheit im Sound zu erklären sein? Warum löste man sich vom (ohnehin viel zu oft verkrampften) Ansatz, zwangsläufig ein Konzeptalbum erschaffen zu müssen? Andererseits: Wo man inhaltlich auf lineares Vorgehen verzichtet, wirkt dafür die Musik angesichts der beteiligten Protagonisten ungewöhnlich nachvollziehbar. Dennoch muss man sich bei diesem Longplayer keinesfalls die Frage stellen, ob The Mars Volta noch über dem Durchschnitt rangieren. Allein die Euphorie fällt diesmal - zumindest in meinem Fall - etwas spärlicher aus.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 76:06 / Progrock

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