Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

M. Ward

Post-War

Ward.jpg

Der Mann mit der sanften, aber kraftvollen Stimme und den richtigen Songs in den tiefen Hosentaschen hat wieder ein Album veröffentlicht. Gerademal 1 1/2 Jahre ist "Transistor Radio" alt. Zeit genug, ein neues Meisterwerk nachzuschieben?
Zugegeben, leicht konnte das nicht werden. Das muss auch Matt Ward eingesehen haben. "Post-War" ist, um das vorwegzunehmen, nicht so schön geworden wie "Transistor Radio". Es ist viel schroffer, schon in der Instrumentierung. Mit fester Band im Rücken und Saddle-Creek Hofproduzent Mike Mogis hat Ward Songs eingespielt, die sich, anders als beim Vorgänger, erst nach langer Zeit im Hirn festsetzen. Das kann man auf der einen Seite schade finden, war Ward doch für viele die neuere, etwas weniger suizid gefährdete Version eines Nick Drake. Aber man kann es auch als natürlichen Prozeß betrachten: Ward bleibt nicht stehen. Im Kern bewahrt er sich die naive, traumwandlerische Schönheit des einsamen Songwriterwolfes. Und außenherum wird das gekleistert, was wie Staubpartikel kleben bleibt. Harte Zeiten, rauhe Instrumentierungen eben. Nur die Thematik ist nahezu die gleiche geblieben. "Post-War" ist nämlich letztendlich gar nicht so politisch geworden, wie man bei Titel und Covergestaltung annehmen könnte. Ward bleibt der Liebe verhaftet, den menschlichen Beziehungen, seinen kleinen Gedanken über die Welt um ihn herum. "Poisen Cup", der Opener, hätte John Lennon auch nicht besser schreiben können. Ein infernalisches Meisterstück auf die Liebe, mit all ihrer zerstörerischen Kraft. "Chinese Translation" stolpert fast fröhlich vorwärts, immer mit hallender Gitarre und Schlagzeug, als würde man auf dem Boden des Sees über das Verlassen werden sinnieren, während munter kleine Fische umherschwimmen. "What do you do with the pieces of a broken heart?" fragt Ward da, stolz und dennoch gebrochen. "Magic Trick" knüpft da an und ist ein regelrecht bösartiges Gebrüll über die Frau, die ihm unrecht angetan hat. Mit einem einzelnen, magischen Trick (mehr konnte sie nämlich nicht ...). Über allem schwebt Wards Stimme wie ein warmer, im verschwinden begriffener Sommerhauch. Das ist große Songwriterkunst mit dem Kopf nach unten. Und so verwundbar wie ein offengelegtes Herz. "Now anything you ask me for is yours / Now say the word and I'll lay it at your feet".

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 49:14 / Singer/Songwriter

Autor:





ERROR!