Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Clickclickdecker

Nichts für ungut

clickclickdecker.jpg

Kevin Hamann alias Clickclickdecker ist den meisten Fans von melancholischem Schrammelpop wohl bisher durch jede Menge Songs auf diversen Sonderformaten aufgefallen. Das wirkte immer, als würde der Wahlhamburger mal eben nebenbei all seine Gedanken auf Band packen und in die Welt schleudern - gerne auch in Form von vielen gratis MP3 auf seiner Homepage.
Das hat offensichtlich Eindruck hinterlassen, nicht nur bei seinem Label Audiolith oder den Leuten vom Grand Hotel van Cleef, die sein Debütalbum in ihrem Shop vertrieben, sondern vor allem bei vielen Freunden von nachdenklicher Popmusik. Immer noch bewaffnet mit einer Akustikgitarre hat Clickclickdecker nun ein Album geschaffen, dass einen ganzen Schritt nach vorne geht im Vergleich zu seinen alten Stücken und trotzdem immer noch jede Menge LoFi-Charakter besitzt. Zwar vermisst man zunächst schon ein wenig die Schrammelattacken und das heißere Geschrei von manch alter Aufnahme, doch mit jedem neuen Durchlauf von „Nichts für ungut“ macht sich die Erkenntnis breit, dass es hier einer jetzt wissen will und das zurecht. Mit Titeln wie „Sozialer Brennpunkt Ich“ oder „Stolpern“ wird Hamann nicht nur durchkommen, sondern das Rennen um die persönlichste Platte des Jahres gewinnen. Ein Zielfoto wird dafür nicht von Nöten sein, dafür sorgen zwölf wärmende Songs, die Textzeilen in sich tragen auf die man unbewusst schon ewig gewartet hat. „Irgendwann / habe ich angefangen / damit aufzuhören“ ist so eine, einfach mal clever um die Ecke gedacht. Überhaupt: wortgewandt wie eh und je präsentiert sich Clickclickdecker mit Charme, Witz und Hoffnung während er Songs übers Umfallen und wieder Aufstehen singt. Völlig unpathetisch und immer mitten ins Herz, vor allem wenn die Stimme dann mal wegbricht und mit der Faust nach oben ins Mikrofon krakelt wird. „Nichts für ungut“ lässt sich wie viele gute Platten schwer beschreiben, man muss sie einfach gehört haben, um zu entscheiden, ob Clickclickdecker einen berühren kann oder nicht. Für einen Großteil meiner Schwestern und Brüder im Geiste, sehe ich allerdings gute Chancen. Die Musik ist mehr als nur hübsch arrangiert und selbst Menschen, die nicht viel auf Songtexte geben, werden hier beeindruckt sein. „Wer hat mir auf die Schuhe gekotzt“ oder „Wenn man alles verliert“ sind Songs für die Ewigkeit, nicht nur für den Moment und deshalb muss man „Nichts für ungut“ die Zeit geben sich zu entfalten. „Das hier ist nicht mein Untergang / hab’ gerade erst damit angefangen“... na dann freu ich mich darauf, was von diesem Typen noch so kommen wird.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:43 / Songwriter-Pop



Autor:





ERROR!