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Hurt

Vol. 1

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Wie gut kann eine Band sein, die sich Hurt nennt? Oder besser: was kann man von einer Band erwarten, die sich Hurt nennt? Wohl in erster Linie Wut, Angst, verzweiflung, Hass. Gegossen in Albumform. Bereit, mit Majordeal im Rücken, den Globus zu erobern.
Aber wenn sich da mal Capitols Chefetagen nicht gehörig ins eigene Fleisch geschnitten haben. Denn so dreist hat wohl noch nie jemand bei Tool geklaut wie auf dem Debüt dieser Band. "Vol. 1" klingt schon im Titel bedrohlich: "das ist erst der Anfang. Bildet euch gar nicht erst ein, wir würden schnell klein beigeben." Aber was soll man machen? Die Neunziger sind nunmal tot, vorbei. Und geigenden Prog-Nu-Metal braucht auf dieser Welt nicht mal mehr die depressive Dorfjugend. Aber genau das tun Hurt: sie verbrauchen sich selbst, ihre technische Raffinesse, ihren spielerischen Charme zugunsten einer pubertären Selbstmitleidstour galore, die sich immer wieder am großen Vorbild Maynard Keenan kratzen mag, ohne dessen Intellekt auch nur annähernd zu erreichen. Gerade weil Hurt wie eine Teenagerversion von Tool klingen, weil sie gar nicht verstecken, wo sie so schamlos geklaut haben, genau deshalb kann dieses Album nur in die Hose gehen. "Overdose" ist genau das: völlig überdosiert. Krawallpassagen wechseln sich mit brachialem Geschrei ab und die Gitarren dröhnen aus den Amps, als gebe es kein Morgen mehr. Mag vielleicht sein, dass es für einen Teenager genau das nicht mehr gibt. Aber ein bischem weniger Selbstbeweihräucherung, ein bischen mehr Eigenständigkeit - die Chose wäre noch zu retten gewesen. So aber legt sich Sänger J. Loren in die pechschwarzen Arme seiner eigenen Verzweiflung merkt dabei nicht einmal, wie grottenschlecht die Musik seiner Band ist. Wenn es zu "Vol. II" kommen sollte, dann bitte erst in zehn Jahren und mit einem gewissen musikalischen Intellekt, der im Genre Prog zur Grundausstattung gehören sollte!

Bewertung: 3 von 10 Sternen / 49:14 / Prog-Nu-Metal

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