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Jet

Shine On

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Glasnost in Australien: Jet sind zurück und sorgen für ohrenbetäubenden Krach und die stillen Momente gleich hinten drann. Das schwierige zweite Album einer Band wurde genau das: das schwierige zweite Album.
Die Band mit dem Hit. Dem einen Hit. Dem verfluchten einen Hit. Aber den Australiern konnte das ganz recht sein. "Are you gonna be my girl" war, ist und wird immer ihr Aushängeschild bleiben. Es brachte ihnen weltweiten Ruhm 4 Millionen verkaufte Alben und tonntenweise Koks. Das musste sie erstmal alles verdauen. Und als dann noch der Vater von Sänger Nic und Schlagzeuger Chris Cester starb, war man sich entgültig des grotesken Scheins der Rockwelt bewusst. Ganz unten und doch ganz oben angekommen. Zeit für eine Pause. Drei Jahre nach ihrem Debüt "Get Born" erscheint jetzt "Shine On". Im neuen Glanz, wie man meinen könnte. Es fängt Beatlesk an. "L'espirit d'escalier", sage und schreibe ganze 23 Sekunden lang und wohl ein wenig verunglückt aufs Album gerutscht. Denn "Holiday" macht direkt danach klar, was Jet immer noch sind. Eine glasklare Rockband. Rock'n Roll, großmäulig und direkt. Und textlich so eng an die vergangenen Jahre angelehnt, das man sich ein wenig amüsiert fragt, ob es denn so gar nichts anderes zu erzählen gibt als den Alltag eines Rockstars. Erstmal ferien machen. Von sich selbst hat man jedenfalls keine Ferien gemacht, sondern sich besonnen. Die Singleauskopplung "Put Your Money Where Your Mouth Is" ist astrein das, was man von Jet erwartet. "Are You Gonna Be My Girl" für alle, die den Song wieder erwarten noch nicht bis zum erbrechen gehört haben sollte. Das Schlagzeug scheppert, Sänger Nic atmet den großen Stadion-Pathos und im ganzen ist das alles so unnötig wie der Begriff "Retro". Aber Jet zeigen auch eine andere Seite. Nicht besonders überraschend ist die zweite Hälte des Album durchzogen von Halbballaden, die mal mehr ("Kings Horses") und mal weniger ("Shine On") gelungen sind. Song Nummer 10, "Rip It Up", macht dann wieder deutlich, dass sich Jet nicht entscheiden können oder wollen: Balladen oder krachige Rocknummern. "Rip it up" bollert fast schon durch Hives-Gefilde, ohne an deren naiven, attraktiven Gestus auch nur annähernd heranzukommen. Und dann plötzlich, fast zu Ende des Albums, der Song "Shiny Magazine", für den ebenso Lennon, Gallagher oder die wunderbaren Sleepy Jackson Pate gestanden haben könnten. Ein so feiner, unaufdringlicher Song, dass man gar nicht glauben mag, solch prollige Lederjacken-tragende Halbstarke könnte ihn geschrieben haben. Hut ab vor diesem Stück Selbstaufgabe. Der Rest von "Shine on" darf jedoch getrost in der Aservatenkammer der Rockmusik-Historie verschwinden. Und ab!

Bewertung: 5 von 10 Sternen / 49:14 / Rock

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