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Wolke

Möbelstück

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Langsam scheint die Rechnung bei den Leuten von Tapete aufzugehen. Nie waren die schnellen Verkaufserfolge das Ziel, sondern der behutsame Aufbau von Künstlern, die mit der nötigen Zeit und Ruhe Großtaten vollbringen können.
Das Duo Wolke ist dafür vielleicht ein Paradebeispiel: War das Debütalbum noch ein ungeschliffener Rohdiamant, der einen bei lediglich flüchtiger Betrachtung nicht so richtig ansprechen wollte, kommt jetzt mit dem zweiten Album die Essenz einer Band, die es zweifelsohne verdient hätte in den Popolymp aufgenommen zu werden. Wolke sind immer noch Oliver Minck an Gesang und Bass, sowie Benedikt Filleböck an Piano und Sequenzer. Und viel mehr braucht es auch nicht, um elf grandiose Songs aufs Band zu zaubern. Reduziert in der Wahl der Stilmittel, konzentrieren sich die beiden nicht auf die Breite, sondern die Tiefe. Steht ihnen gut und geht unauffällig aber konsequent ins Ohr. Klar, es benötigt auch weiterhin eine kurze Eingewöhnungsphase, um sich bei den schlicht arrangierten Stücken zurecht zu finden und um sich an Mincks Art zu singen und zu texten wirklich zu erfreuen. Bis man irgendwann merkt, dass die Vorbilder wieder einmal vielmehr aus England kommen und Minck es auf furiose Art und Weise schafft aus schlichter Alltagssprache berührende Glanztaten zu kreieren. Hat man zuletzt so gut bei Morrissey gehört, um mal jeden bescheidenen Vergleich beiseite zu lassen. Dazu passt auch hervorragend der ins deutsch übersetzte Queen-Klassiker „I Want To Break Free“, der auf „Möbelstück“ nicht aus dem Rahmen fällt und nur dann heraussticht, wenn man die Autoren-Credits genauer betrachtet. Passend auch, dass man kurz darauf den Spieß umdreht und mit „Maybe“ auch noch selbst einen englischsprachigen Song beisteuert. Wunderschön ist der mit seinem erhebenden Refrain und reiht sich ein in die Ansammlung von tollen Perlen, die man in dieser Form noch nicht gehört hat. Das beginnt mit dem flotten „Second Hand Gefühl“ und endet bei der Saxophon-Eskalation am Rande des Übersongs „Mein kleiner Schmerz“. Dazwischen sind Tasten, Bass, spitzen Melodien und immer wieder diese Stimme, die Stücke wie „Walzer No.1“, „Schlimmer“ oder „Drei Worte“ zu perfekten Ohrwürmern machen. Bei „Wir werden immer jünger“ schaut noch kurz Suzie Kerstgens von Klee auf ein Duett vorbei und bringt die finale Erkenntnis: Was beim ersten Hören des Albums alles noch so simpel klingt, offenbart nach und nach immer wieder neue kleine Details, die „Möbelstück“ zu einem rundum gelungenen Werk machen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 36:39 / Pop

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