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Janka

In die Arme von

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Drei Jahre nach der Bandgründung haben Janka nun ihr erstes Album fertiggestellt, und die lange Anlaufzeit hat sich gelohnt: zum größten Teil aus ehemaligen Mitgliedern der hochgeschätzten Blobkanal zusammengesetzt landen die Hamburger mit dem perfekten Herbstalbum einen Volltreffer.
Wer nach Kettcar mit weniger Pathos oder Kante mit mehr Melancholie sucht, sollte in Jankas Debut fündig werden. Das sollen aber nur grobe Referenzdaten sein, denn die Band klingt doch zu besonders und eigenständig um sie in Schubladen oder gar Szenen einzuordnen, auch weil der Großteil der Jungs doch schon über ein Jahrzehnt zusammen unterwegs ist. Im Vergleich zu Blobkanal sind Lautstärke und Geschwindigkeit mittlerweile etwas zurückgeschraubt. Am ehesten nach vorne geht noch die Single „Punkt“ mit großer Riffähnlichkeit zu Kantes „Ich hab´s gesehen“, wobei beide Bands zeitgleich im Studio waren und der Plagiatsvorwurf gleich unter den Tisch fällt. „Hotel Torcy“ und das tolle Stück „Pierrot Le Fou“ befanden sich bereits auf der sehr empfehlenswerten „Unter Palmen“-EP und sind in verfeinerter Form auch auf „In die Arme von“ vertreten. Ein Song wie "Unterwegs" wartet mit feinem Beat auf und zeigt sich aufgeschlossen gegenüber zeitgenössicher Gitarrenmusik, doch wirkt die Musik dabei zu keiner Zeit aufdringlich. Ein großes Lob an Sänger Thomas Liman, der mit seiner einschmeichelnden Stimme und den unheimlich intelligenten Texten den Songs meist erst den entscheidenden Schliff verleiht. Alltagsgeschehen und Beziehungskisten werden mit großer Beobachtungsgabe und einem Sinn für abstrakte und phantasievolle Erzählung skizziert. Kleine Geschichten und Zeilen fürs Poesiealbum wie z.B.„Wir fallen nicht, wir legen uns nur hin“ gehen dabei Hand in Hand. Die Musik strahlt oft Wärme und Traurigkeit zugleich aus, gleitet aber niemals ins Kitschige ab. „Stadt ohne Namen“ ist so ein Lied - Wehmut die zu Tränen rührt. Einige Stücke entstanden in Paris, und das hört man auch: die Songs atmen die Luft der Großstadt, die vielen Fragenzeichen eines Einzelschicksals in einer unüberschaubaren Masse. Aber bei aller Angst vor dem älter werden und der Sehnsucht nach Vergangenem, hoffnungslos klingen Janka zu keinem Zeitpunkt: „Es bleibt ein Fenster offen, für dich und für den Wind.“ Kein Komma, sondern Punkt! In die Arme von... Janka!

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:47 / Indiepop

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